APA/APA/AFP/MARWAN MOHAMED

Ärzte ohne Grenzen sieht "globales Scheitern" im Sudan

20. Feb. 2025 · Lesedauer 3 min

Hilfsorganisationen warnen seit Monaten vor den Auswirkungen der derzeit größten humanitären Krise der Welt. Trotzdem scheint sich die Lage im Sudan zusehends zu verschlechtern. "Wir erleben ein globales Versagen der humanitären Hilfe", sagte Christopher Lockyear, Generalsekretär von Ärzte ohne Grenzen, am Donnerstag vor Journalisten in Genf und online. Der Krieg in dem ostafrikanischen Staat sei ein "Krieg gegen die Bevölkerung", der von "grauenhafter Gewalt" geprägt sei.

Die Situation im Sudan beschrieb Lockyear, der in den vergangenen Monaten für Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Darfur, Port Sudan und Omdurman war, als "katastrophal". Die benötigten Mittel seien "nicht einmal annähernd in dem Ausmaß vorhanden, in dem man sie bräuchte", eine Ausweitung der Hilfe sei "dringend notwendig".

Doch in den vergangenen Monaten war das Gegenteil der Fall. Viele Organisationen haben ihre Arbeit in dem Bürgerkriegsland eingestellt. Die Präsenz von Nichtregierungsorganisationen, aber auch der UNO, ist nach Angaben von Lockyear sehr schlecht, auch dort, wo sicherer Zugang gegeben sei.

Rund die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung ist von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. In fünf Regionen herrscht laut UNO bereits eine Hungersnot, drei davon liegen in dem Bundesstaat Nord-Darfur. Um nur die Menschen in der größten Notsituation zumindest mit dem Allernötigsten zu versorgen, wären pro Monat 2.500 Lkw mit Hilfsgütern notwendig, hat Ärzte ohne Grenzen errechnet. Aktuell kommen allerdings nur 1.150 Hilfslieferwagen nach Darfur, so Lockyear.

Die nächsten Monaten seien entscheidend, prognostizierte der MSF-Generalsekretär. Der Sudan müsse eine Schlüsselpriorität für die internationale Gemeinschaft werden, betonte er und forderte gleichzeitig "mehr politischen Mut und Führungsstärke". Lockyear erneuerte außerdem die Forderung an beide Kriegsparteien nach dem Respekt des internationalen, humanitären Rechts und dem Schutz von Zivilisten und medizinischen Einrichtungen. In besonders betroffenen Gebieten seien bereits 70 bis 80 Prozent der medizinischen Infrastruktur nicht mehr funktionsfähig, berichtete die Hilfsorganisation unter Berufung auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Kriegsverbrechen durch beide Konfliktparteien

Hauptursache für den Hunger- und Flüchtlingskrise ist der bewaffnete Konflikt zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF). Seit April 2023 tobt ein erbitterter Machtkampf zwischen De-Facto-Machthaber Fattah al-Burhan und der RSF-Miliz seines Ex-Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo. Grund dafür ist ein Konflikt um die Oberbefehlsgewalt über die Streitkräfte. Die Kämpfe vertrieben rund zwölf Millionen Menschen aus ihren Häusern, Zehntausende wurden getötet. Sowohl der Armee als auch der RSF-Miliz werden Kriegsverbrechen vorgeworfen.

Zusammenfassung
  • Ärzte ohne Grenzen kritisiert das 'globale Versagen' der humanitären Hilfe im Sudan, wo rund 50% der Bevölkerung unter akuter Ernährungsunsicherheit leiden.
  • In fünf Regionen herrscht Hungersnot, und für die Versorgung der Bedürftigsten wären monatlich 2.500 Lkw mit Hilfsgütern nötig, aber nur 1.150 erreichen Darfur.
  • Der bewaffnete Konflikt zwischen SAF und RSF hat seit April 2023 rund 12 Millionen Menschen vertrieben und zu erheblichen Kriegsverbrechen geführt.