1.000 Tage Ukraine-Krieg: Droht nun eine Eskalation?

Medienberichten zufolge soll US-Präsident Joe Biden der Ukraine den Einsatz von ATACMS-Raketen auf russischem Gebiet erlaubt haben. Als Reaktion warnt Russland nun vor einem "Dritten Weltkrieg". Kommt nun die nächste Eskalationsstufe im Ukraine-Krieg?

1.000 Tage nachdem Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hat, soll der scheidende US-Präsident Joe Biden nun Medienberichten zufolge der Ukraine den Einsatz von ATACMS-Raketen auf russischem Gebiet erlaubt haben. 

Das Pentagon und der Nationale Sicherheitsrat der USA wollten die Berichte auf Nachfrage zunächst nicht kommentieren, dementierten diese aber auch nicht.

Biden soll Einsatz von ATACMS-Raketen erlaubt haben

Die Ukraine fordert eine solche Freigabe schon seit Monaten. Den US-Regierungskreisen zufolge hätten die ATACMS-Raketen eine Reichweite von etwa 300 Kilometern. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf US-Regierungskreise, die Raketen würden wohl zunächst gegen russische und nordkoreanische Soldaten in der russischen Oblast Kursk eingesetzt werden.

Demnach traf die US-Regierung die Entscheidung als Reaktion auf den Einsatz nordkoreanischer Soldaten auf russischer Seite.

Russland warnt vor "Drittem Weltkrieg"

Aus Russland kamen indes Warnungen vor einer Eskalation bei einem ukrainischen Einsatz von US-Waffen mit längerer Reichweite. Bidens Regierung riskiere einen Dritten Weltkrieg, sollte sie der Ukraine erlauben, mit solchen US-Waffen Ziele tief in Russland anzugreifen, sagte die russische Parlamentsabgeordnete Maria Butina am Montag. 

Putin hatte Mitte September gewarnt, dass eine Zustimmung des Westens zu einem solchen Schritt "die direkte Beteiligung der NATO-Staaten, der USA und europäischer Länder am Krieg in der Ukraine" bedeuten würde. Das russische Verteidigungsministerium sei auf mehrere Reaktionsmöglichkeiten vorbereitet.

"Ein Gamechanger"

Der Einsatz von ATACMS-Raketen könnte laut Militärexperte Gerald Karner ein "Gamechanger" sein. Bidens Schritt sei ein "bemerkenswerter".

Setze die Ukraine tatsächlich die ATACMS-Raketen im Krieg ein, würden vonseiten Russlands "noch wütendere Angriffe" auf die ukrainische Infrastruktur erfolgen. Russland tue schon jetzt alles, um die ukrainische Energieversorgung über den Winter zu zerstören und sei dabei durchaus erfolgreich. "Das wird auch das Muster der weiteren russischen Vorgehensweise sein", so Karner. 

Er glaubt aber nicht, dass Russland realistisch gesehen noch "sehr viele andere Möglichkeiten hat, zu eskalieren". An den Einsatz von taktischen Atomwaffen glaubt der Militärexperte nicht.

"Des wäre eine ganz andere Dimension. Damit würde sich Russland vermutlich international komplett isolieren", so Karner.

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Eskalation?

Auch laut dem ukrainischen Journalist & Blogger Denis Trubetskoy sei Russlands Einsatz von taktischen Atomwaffen auf ukrainischem Gebiet "relativ unwahrscheinlich". Man dürfe das jedoch auch nicht ausschließen.

Schaue man jedoch darauf, wie der Krieg derzeit läuft, könne er sich "kaum vorstellen, dass Russland sowas in absehbarer Zeit in Erwägung zieht". 

Die Ukrainer:innen hätten in den letzten 1.000 Tagen so viel erlebt, dass "mehr Eskalation aus ukrainischer Perspektive fast gar nicht mehr geht", so Trubetskoy. Daher sei eine mögliche weitere Eskalation auch angesichts Bidens mutmaßlicher Erlaubnis kein Thema bei den Ukrainer:innen. 

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ribbon Zusammenfassung
  • Medienberichten zufolge soll US-Präsident Joe Biden der Ukraine den Einsatz von ATACMS-Raketen auf russischem Gebiet erlaubt haben.
  • Als Reaktion warnt Russland nun vor einem "Dritten Weltkrieg".
  • Kommt nun die nächste Eskalationsstufe im Ukraine-Krieg?