APA/APA/Hansel Sato

Zwei Ausstellungen zu Mensch-Natur-Verhältnis in Ottakring

Wie kann das Mensch-Natur-Verhältnis mit Mitteln der Kunst neu gedacht werden? Die Frage einer neuen Beziehung zu unserer Umwelt im Zeitalter des Anthropozäns verhandelt die Ausstellung "Von Pflanzen, Steinen und Gewässern lernen", die ab Mittwoch in den SOHO Studios im Sandleitenhof in Wien-Ottakring zu sehen ist. Das besondere dabei ist die Perspektive aus dem globalen Süden: Versammelt werden darin Arbeiten von vier peruanischen Künstlerinnen und Künstlern.

Alle Positionen vereint dabei der Anspruch, "Gegenerzählungen von Erdbewohnerinnen und Erdbewohnern inmitten multipler Krisen" zu erschaffen, wie der Künstler Hansel Sato am Montag im Rahmen einer Presseführung unterstrich. Sato zeigt dabei mit "Indulgence Trade/Ablasshandel" eine Bilderserie, die sich mit der imperialen Lebensweise des Menschen auseinandersetzt: Dabei verschränkt er von einer Künstlichen Intelligenz produzierte Porträts von Menschen mit fiktiven Aussagen über Glücksgewinn durch Konsum. So heißt es etwa: "Du sollst auf nichts verzichten. Verzicht beschränkt deine Freiheit". In ihrer Zuspitzung entfalten die Bilder dabei eine nur scheinbare Absurdität, die sich mit Irritationen, die von Fehlern im Algorithmus erzeugt werden, in den Bildern noch verstärkt.

Die "versöhnliche, dankbare Beziehung zu dem, was der Mensch Natur nennt", untersucht Eliana Otta in Zeichnungen und einer Serie von bestickten Polsterüberzügen unter dem Titel "Kissen für andere Träume". Als Basis diente ihr ein Gedicht von José Maria Arguedas aus dem Jahr 1966, in dem laut der Künstlerin "Kritik an den dichotomischen Trennungen und Hierarchien der Moderne" geübt wird. Eine "Opfergabe" unter dem Titel "Kommunale Technologien" zeigt Imayna Caceres, die Pflanzensamen aus ihrer Heimat gesammelt und auf einem Teppich drapiert hat. In dem Video "Geschichten von Endarkment" spielt sie mit der "Idee einer Umgebung, in der es nicht mehr sicher ist, dem Sonnenlicht ausgesetzt zu sein". In einer Serie von Buntstift-Zeichnungen widmet sie sich "Unterirdischen Blüten".

Auch Alfredo Ledesma übt Kritik an mensch-zentrierten Formen der Beziehung zur Natur und will mit seinen Arbeiten für die Inklusion und Repräsentation einiger peruanischer Weltanschauungen werben. So widmet er sich in der Textilinstallation "The River" etwa einem indigenen Stamm, der vom Wasser eines nahen Flusses abhängig ist und stets neue Wege finden muss, Zugang dazu zu behalten.

Eine zweite Ausstellung thematisiert unterdessen die Flora der unmittelbaren Umgebung der SOHO Studios: Unter dem Titel "Communi*Tea/Herbarium Sandleiten" werden die Ergebnisse mehrmonatiger Erkundungen über die Diversität der lokalen Stadtnatur präsentiert. Im Rahmen von Workshops wurden mit Bewohnern des Sandleitenhofs, in dem 5.000 Menschen aus über 100 Nationen leben, nicht nur Pflanzen gesammelt, bestimmt und gepresst, sondern auch ein eigener Tee mit diesen Pflanzen kreiert.

Die Künstlerin Renate Burger ist einen Schritt weiter gegangen und hat die frühere Nutzung dieser Pflanzen recherchiert und sowohl eine Vorratskammer angelegt als auch eigene Kekse gebacken: So findet sich in einem Rezept zu "Butterkeksen mit Blüten" Blütenmehl aus u.a. Muskatellersalbei, Frauenmantel und Ringelblumen. Beiden Ausstellungen gemein ist die Rückbesinnung auf einen wertschätzenden Umgang mit dem, was die Erde dem Menschen gibt.

(S E R V I C E - https://sohostudios.at/)

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  • Wie kann das Mensch-Natur-Verhältnis mit Mitteln der Kunst neu gedacht werden? Die Frage einer neuen Beziehung zu unserer Umwelt im Zeitalter des Anthropozäns verhandelt die Ausstellung "Von Pflanzen, Steinen und Gewässern lernen", die ab Mittwoch in den SOHO Studios im Sandleitenhof in Wien-Ottakring zu sehen ist. Das besondere dabei ist die Perspektive aus dem globalen Süden: Versammelt werden darin Arbeiten von vier peruanischen Künstlerinnen und Künstlern.