Wirbel um abgesagte Lesung jüdischer Autorin in Wien
Anfang November sorgte Autorin Deborah Feldman für große Kritik - in einer deutschen Talkshow sprach sie davon, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland nur "selektiv" geschützt würden. Nur dann, wenn sie das "Vorhaben der rechtskonservativen Regierung" in Israel unterstützen würden, so Feldman in der Sendung gegenüber dem deutschen Vizekanzler Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen).
Die Schriftstellerin wurde durch den autobiografischen Roman "Unorthodox" und die gleichnamige Erfolgsverfilmung des Streamingdienstes Netflix weltbekannt. Feldman wuchs in der ultraorthodoxen chassidischen Gemeinschaft in Williamsburg in New York City auf, lebt seit mehr als zehn Jahren in Deutschland, ist deutsche Staatsbürgerin und Intellektuelle.
Für ihre Positionen und Aussagen erntet Feldman zuletzt laute Kritik, auch von anderen Jüd:innen. Nun wurde ihre geplante Lesung im Wiener Gartenbaukino abgesagt. Die Begründung: Der 7. Oktober habe "neue Themen und neue potenzielle Konfliktherde eröffnet".
Provokante These in neuem Buch
Aktuell bewirbt Feldman ihr Buch "Judenfetisch". Eine zentrale These des Essays: Deutschland instrumentalisiere die jüdische Identität für die eigene Wiedergutmachung des Holocausts - der industriellen Ermordung von sechs Millionen Jüd:innen während des Zweiten Weltkriegs durch die Nazis.
Veröffentlicht wurde das Buch im August 2023, durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und den Krieg im Gazastreifen erreichte die Diskussion über Israel, Palästina und die Unterstützungserklärungen aus dem deutschsprachigen Raum einen neuen Höhepunkt.
Zu komplexe Debatte?
Auf Nachfrage von PULS 24 hieß es vom Gartenbaukino, dass die Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden soll. Akute Bedrohungen gab es nicht, so das Gartenbaukino, auch die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) und Landespolizei verwiesen auf Nachfrage von PULS 24 auf die Entscheidung des Veranstalters.
Ob die Absage an Feldmans inhaltlichen Positionen lag, das wurde gegenüber PULS 24 nicht kommentiert. Im "Standard" spricht Gartenbaukino-Chef Norman Shetler davon, dass man von der "Ungewissheit, wie diese Veranstaltung angenommen und wer vielleicht versuchen würde, sie für sich zu nutzen, (...) gewissermaßen überfordert" war.
Zusammenfassung
- Am Sonntag wäre im Wiener Gartenbaukino eine Lesung samt Gespräch der Autorin Deborah Feldman geplant gewesen. Das Kino sagte diese aber ab.
- Aktuell bewirbt Feldman ihr Buch "Judenfetisch". Eine zentrale These des Essays: Deutschland instrumentalisiere die jüdische Identität für die eigene Wiedergutmachung des Holocausts.
- Für ihre Positionen und Aussagen erntet Feldman zuletzt laute Kritik, auch von anderen Jüd:innen.
- Auf Nachfrage von PULS 24 hieß es vom Gartenbaukino, dass die Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden soll. Bedrohungen gab es jedoch nicht.
- Ob die Absage an Feldmans inhaltlichen Positionen lag, das wurde gegenüber PULS 24 nicht kommentiert.
- Im "Standard" spricht Gartenbaukino-Chef Norman Shetler davon, dass man überfordert war von der "Ungewissheit, wie diese Veranstaltung angenommen und wer vielleicht versuchen würde, sie für sich zu nutzen".