APA/APA/GEORG HOCHMUTH/GEORG HOCHMUTH

Wiener "urbanize!"-Festival will Stadtgestaltung beleben

Mit einem Vortrag der Berliner Commons-Expertin Dagmar Pelger und einer Diskussion zum Thema "Stadt als Gemeingut" startet am Dienstagabend das bis 8. Oktober dauernde 14. "urbanize!"-Festival. "Reality Check: Urban Commons" heißt das heurige Motto des Festivals für "urbane Erkundungen", denn "die Klimakrise stellt die Frage des öffentlichen Raums noch mal komplett neu", wie Festivalleiterin Elke Rauth im Gespräch mit der APA festhält.

Pre-Openings finden am Dienstagnachmittag bereits ab 16 Uhr statt: Bei einem historischen Stadtspaziergang (Treffpunkt: Votivkirche) will man "dem Alsergrund auf den Grund gehen", in der Festivalzentrale in den Räumen des Kulturzentrums Althangrund in der alten Mensa der ehemaligen WU kann man Studierenden des Uni-Projekts "Recht auf Stadt - Recht auf Bücherei?" beim Aufbau der Bibliothek "Comm vorbei" helfen. Das alte WU-Gelände in der Augasse ist ein exemplarisches Beispiel, wie umstritten und gleichzeitig kompliziert der Umgang mit Grundfläche in der Stadt ist, sagt Rauth: "Ich glaube, im Augenblick weiß keiner so recht, was mit der WU passieren soll."

Umso wichtiger sei es, Flächen für die Öffentlichkeit zu erobern oder zu verteidigen. Deswegen gibt es im Laufe der sechs Festivaltage nicht nur Diskussionen und Workshops mit Aktivisten der "Supergrätzl" in Lichtental und Favoriten, sondern steht der Festivalabschluss auch im Zeichen der Bürgerinitiative für den Westbahnpark, bei dem die Interessen von Bürgern und Anrainern auf jene von Investoren prallen. Wenn die bestehende Kaltluftschneise verbaut würde, könnte dies zur weiteren Aufheizung der Stadt beitragen, warnen Klimatologen.

Bei der Frage, welche Plätze der Stadt für das Gemeinwohl genutzt werden, "hat Wien großen Nachholbedarf", sagt Rauth: "Es ist höchste Zeit, Tempo zu machen." Vorbilder in Barcelona, Bologna, Neapel oder Gent zeigten längst, wie es gehen könne, Bürger auch abseits der regulären öffentlichen Verwaltung in Entscheidungsprozesse über die Nutzung des Stadtraums mit einzubeziehen. "Viele Städte haben sich schon Commons-Regularien gegeben. Analog zu Public Private Partnership braucht es Modelle des Public Common Partnership. Das ist auch eine Frage der Demokratie!"

In den 13 Jahren seit Gründung des Festivals, das als Initiative von "dérive - Zeitschrift für Stadtforschung" (sie erscheint in dieser Woche mit einer umfangreichen Schwerpunktausgabe zum Festivalthema) gegründet wurde, sei es gelungen, das Thema breiter im öffentlichen Bewusstsein zu verankern, glaubt Rauth. Daher sind heuer viele Vorträge und Diskussionen auch im Live-Stream verfolgbar, und für die stets sehr gut gebuchten Stadtspaziergänge wurde eine eigene App eingerichtet, mit der man virtuell dabei sein kann. Dazu gibt es Feste, Ausstellungen und künstlerische Interventionen.

Am Donnerstagabend stellt die AK Wien eine Studie über "Gerechtigkeit in der Stadt für alle" vor. Mehr Gemeinsamkeit ist eine vitale Zukunftsfrage der Städte, ist sich Elke Rauth sicher. Nicht nur bei ökologischen, auch bei sozialen Fragen gehe es darum, allgemeine Interessen stärker zu berücksichtigen. "Unser Ziel ist eine Plattform für Bürgerinnen und Bürger, für unterschiedliche Menschen aus Verwaltung und Politik, Kunst und Wissenschaft, Wir müssen zu einem Miteinander kommen!"

(S E R V I C E - "urbanize!", 3. bis 8. Oktober, www.urbanize.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Mit einem Vortrag der Berliner Commons-Expertin Dagmar Pelger und einer Diskussion zum Thema "Stadt als Gemeingut" startet am Dienstagabend das bis 8. Oktober dauernde 14. "urbanize!"-Festival.
  • "Reality Check: Urban Commons" heißt das heurige Motto des Festivals für "urbane Erkundungen", denn "die Klimakrise stellt die Frage des öffentlichen Raums noch mal komplett neu", wie Festivalleiterin Elke Rauth im Gespräch mit der APA festhält.