Wiener Philharmoniker würdigten ihre verfolgten Mitglieder
"Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, als Vorstand der Wiener Philharmoniker die Erinnerung an jene Mitglieder unseres Orchesters und ihrer Familien hochzuhalten, die während des Nationalsozialismus und der Shoa vertrieben, verfolgt oder ermordet wurden", machte Froschauer in seiner Ansprache deutlich. Dieser wohnten etwa Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ), Oskar Deutsch als Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde oder die einstige Salzburger Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler bei.
Als Zeitpunkt für das symbolträchtige Gedenken habe man bewusst den 181. Jahrestag der Philharmoniker-Gründung gewählt, gehe es doch gleichsam um eine symbolische Rückführung der verstoßenen Mitglieder in den Kreis des Orchesters, so Daniel Froschauer. Wenn von seiner Vorstandszeit dereinst nichts bleibe als dieses, sei er zufrieden: "Das sind Schicksale, die darf man nicht vergessen."
Exemplarisch für diese Schicksale steht der einstige Konzertmeister des Orchesters, Arnold Rosé. Der Geigenvirtuose emigrierten 1939 mit seiner Familie nach London, allerdings starb seine Tochter Alma letztlich in KZ Auschwitz-Birkenau. "Unser Gedenken möge dazu beitragen, all unseren Kollegen jene Würde zurückzugeben, die ihnen einst versagt wurde", so Froschauer.
Mit dem musikalisch umrahmten Gedenkakt knüpft man an das Vorjahr an, als die Philharmoniker 17 Gedenksteine beim Verein "Steine des Gedenkens für die Opfer der Shoah" in Auftrag gegeben hatten, die an den einstigen Wohnstätten von Philharmonikern verlegt wurden. Deren genaue Lage findet sich in einer Broschüre, in der auch die einzelnen Biografien der Betroffenen abgedruckt sind. "Hinter diesen Steinen stehen Leben", würdigte am Dienstag Kulturstadträtin Kaup-Hasler die Aktion.
Kultusgemeinde-Präsident Oskar Deutsch nahm den Gedenkakt erneut zum Anlass für eine klare Positionierung gegen die neue ÖVP-FPÖ-Regierung in Niederösterreich: "Jeder Politiker sollte für jeden ein Vorbild sein in der Gesellschaft. Und wenn wir gerade jetzt Politiker im größten Bundesland in die Regierung nehmen, in dem es viele Kellernazis gibt und Leute, die den Holocaust leugnen, dann ist das einfach ein falsches Zeichen."
Zusammenfassung
- So hatte Vorstand Daniel Froschauer zu einer Gedenkstunde geladen, zu der sich hochrangige Vertreter verschiedener Provenienzen einfanden.