"Walk of Insects" wird eröffnet: Stein gewordenes Manifest
Der "Walk of Insects" soll an den "Walk of Fame" in Hollywood erinnern und zeigt auf 13 in den Vorplatz eingelassenen Granitplatten ebensoviele unterschiedliche Insektenarten - von der Gottesanbeterin über den Alpenbock bis zur Kirschfruchtfliege - samt ihren lateinischen Namen. Ebenfalls eingraviert sind die 13 Forderungen eines zusammen mit der Entomologin Dominique Zimmermann ("Insektengeflüster") vom Naturhistorischen Museum in enger Abstimmung mit weiteren Wissenschafterinnen und Wissenschaftern erarbeiteten "Insektenmanifests".
Die verspätete offizielle Übergabe des Kunstprojekts erklärt Honetschläger im Gespräch mit der APA u.a. mit einer Verzögerung beim Vertragsabschluss des zweiten Teil des Projekts: Ein großer Teil dessen Budgets wurde in den Ankauf eines 3,2 Hektar großen Grundstücks in Langenlois (NÖ) investiert, das zur "Non Human Zone" erklärt und künftig nur noch zu Forschungszwecken betreten werden soll. Bei der Grundverkehrbehörde, aber auch bei örtlichen Weinbauern sei dies auf nicht unerheblichen Widerstand gestoßen, so der 1967 in Linz geborene Filmemacher und Künstler, der schon 2018 die Initiative "Go Bugs Go" gegründet hat. Diese kauft Land, um es Insekten und Vögeln als ihren natürlichen Lebensraum zurückzugeben. In Langenlois entsteht bereits die fünfte derartige Renaturierungszone.
Die 13 Forderungen des Insektenmanifests sind bewusst einfach gehalten, stellen aber für die Politik dennoch eine Herausforderung dar. Sie reichen vom Stop von Bodenversiegelung und Lichtverschmutzung ("Dunkelheit ist essenziell für Insekten!") bis zur Aufforderung, mit Kindern Zeit in der Natur zu verbringen und ihnen die Schönheit der natürlichen Lebensräume nahezubringen.
Die Diskussionen um das EU-Renaturierungsgesetz und die Blockade der österreichischen Bundesländer, die zuletzt zu bröckeln begann, hat der Künstler intensiv verfolgt: "Wir müssen endlich aufhören alles zuzubetonieren!", fordert er ein Umdenken. So lautet eine andere Forderung: "Eignen wir uns Wissen über Insekten an, lernen wir sie schätzen und lieben!" Dass diese Liebe bei Honetschläger auch Borkenkäfer und Maikäfer mit einschließt, ist wohl nicht jedermanns Sache. Ihre Bekämpfung als Schädlinge findet jedenfalls nicht seine Zustimmung. Er verweist auf eine grundlegende Erkenntnis: "Ohne Insekten gibt es keine Menschen."
Dass Kunst heutzutage möglichst klimaneutral zu sein hat, ist für Edgar Honetschläger selbstverständlich: Die 13 Steinplatten stammen aus schon vor langem aus oberösterreichischem Granit geschnittenen Tafeln, verlegt wurden sie in bereits versiegelte Flächen.
(S E R V I C E - "Walk of Insects", Vorplatz des Wilhelm-Exner-Hauses, Wien 19, Peter-Jordan-Straße 82. Einweihung heute, Dienstag, 17 Uhr. Eine Veranstaltung im Rahmen der Klima Biennale Wien.)
Zusammenfassung
- Der 'Walk of Insects', ein Kunstprojekt von Edgar Honetschläger, wurde heute vor dem Wilhelm-Exner-Haus der Universität für Bodenkultur Wien eröffnet.
- Das Projekt zeigt 13 Insektenarten auf Granitplatten und beinhaltet ein 'Insektenmanifest' mit Forderungen wie dem Stopp von Bodenversiegelung und der Förderung von Zeit in der Natur mit Kindern.
- Honetschläger, der bereits fünf Renaturierungszonen geschaffen hat, betont die Wichtigkeit von Insekten für das menschliche Überleben und fordert ein Umdenken in der Baupolitik.