Umstrittene Michaelerplatz-Umgestaltung in Wien finalisiert
"Der Michaelerplatz war ein bisschen der Schandfleck des 1. Bezirks", meinte die Ressortchefin bei einem Medientermin. "Aber wir hoffen, die Quadratur des Kreises geschafft und möglichst viele Wünsche untergebracht zu haben." Neuerungen gibt es jedenfalls einige: So wurde die Fußgängerzone vom Kohlmarkt kommend über die Platzmitte bis zur Reitschulgasse verlängert. Das rumpelige Kopfsteinpflaster ist glatten, barrierefreien Bodenplatten bzw. hellen Pflastersteinen gewichen. Jetzt könne man auch als Radfahrer den Platz queren, "ohne sich eine Gehirnerschütterung zu holen", freute sich Sima.
Der neue rillenfreie Untergrund in Kombination mit einer Reduzierung des Fiakeraufkommens - nur vier Stellplätze sind geblieben - und Vorkehrungen für die Ableitung von Abwässern sollen dafür sorgen, dass es am Michaelerplatz künftig weniger stinkt. Immerhin war vor allem in den Sommermonaten der stechende Geruch des Pferdeurins ein oftmaliger Beschwerdepunkt.
Apropos Beschwerden: Derlei gab es einige, als der Baustart im Frühjahr erfolgte. Kritiker - darunter auch die Österreichische Gesellschaft für Architektur oder der Denkmalbeirat - monierten, dass das historische Erscheinungsbild beeinträchtigt oder gar zerstört werde. Auch Sorgen um den Welterbestatus für die Innere Stadt wurden geäußert. Daraufhin gab es einige Runde Tische, in Folge derer die Pläne noch einmal angepasst wurden.
Den Adaptierungen ist etwa das vorgesehene Wasserspiel mit 52 Düsen zum Opfer gefallen. Außerdem wurden zur Entschärfung der notorischen Hitzeinsel neben den sechs neuen Ulmen im Randbereich in der Mitte des Platzes nun drei Blaseneschen anstatt der höheren Blauglockenbäume gepflanzt. Die Grünbeete wurden außerdem teils in niedriger Form ausgeführt als anfangs projektiert. Zudem gibt es jetzt Sitzmöglichkeiten.
Umgesetzt wurde die 8 Millionen Euro teure Umgestaltung - 800.000 Euro davon kamen von Privaten - in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt. Andreas Salcher, Landeskonservator für Wien, sprach von einem "sehr gelungenen Projekt" und verwies in dem Zusammenhang auch auf die erfolgte Restaurierung des von Hans Hollein Anfang der 90er-Jahre gestalteten "Archäologiefelds" mit seinen römischen Ausgrabungen. City-Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) freute sich u.a. über die Zurückdrängung des Autoverkehrs.
Künftig will die Stadt Interessenskonflikte zwischen Klimaanpassungsmaßnahmen und Welterbebewahrung im 1. Bezirk, wie sie beim Michaelerplatz zutage getreten waren, gleich hintanhalten. Deswegen hat die Magistratsabteilung 19 (Architektur und Stadtgestaltung) begonnen, für die Innenstadt einen "Strategieplan für den öffentlichen Raum" auszuarbeiten, bei dem zahlreiche Experten sowie der Bezirk mitwirken sollen, sagte MA 19-Chef Franz Kobermaier der APA. Das entsprechende Papier soll 2026 vorliegen.
Zusammenfassung
- Der Michaelerplatz in Wien wurde nach einer umstrittenen Neugestaltung, die 8 Millionen Euro kostete, eröffnet. Von dieser Summe kamen 800.000 Euro von privaten Investoren.
- Die Neugestaltung umfasst eine Verlängerung der Fußgängerzone und den Austausch des Kopfsteinpflasters gegen barrierefreie Platten, um die Geruchsbelästigung durch Pferdeurin zu reduzieren.
- Kritiker äußerten Bedenken über die Beeinträchtigung des historischen Erscheinungsbilds, was zur Entfernung eines geplanten Wasserspiels mit 52 Düsen führte.