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Umjubelte "Fendrich Symphonie" in Salzburg

Ein außergewöhnliches Konzert an einem außergewöhnlichen Ort: Mit "Fendrich Symphonie" kehrte Rainhard Fendrich nach 30 Jahren mit großem Orchester auf die Bühne zurück. Christian Kolonovits kleidete das Liedwerk in philharmonische Fülle, gerade so, als hätte es immer schon so gehört. Das erste Konzert am Samstag im Festspielhaus Salzburg war umjubelt, lässt aber doch auch den Eindruck einer Generalprobe zurück.

Denn das Regiebuch ist zweifelsohne für die Stadt Wien geschrieben, wo die fast 100 Künstler in wenigen Wochen vor dem Schloss Schönbrunn gastieren: Wenn der Abend mit "Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen" beginnt und - vor dem Nachschlag - mit "Für immer a Wiener" endet, und sogar die heimliche österreichische Hymne "I am from Austria" mit dem Intro des Walzers "An der schönen blauen Donau" beginnt, dann könnten sich die über 2.000 Gäste im ausverkauften Salzburger Festspielhaus schnell am falschen Ort fühlen. Höflichkeit gegenüber dem Gastgeber sieht anders aus.

Musikalisch ließ der Abend keine Wünsche offen. Dass Kolonovits und Fendrich einander "blind verstehen", wie sie im Vorfeld des Projektes festgestellt hatten, wurde offenkundig. Der Komponist, Dirigent und Arrangeur weiß ganz genau, an welchen Stellen er die Musiker der Philharmonie Salzburg in die sanfte Begleitung bringt und wo er wirklich dick auftragen kann. Der Samba der "Midlife Crisis" etwa versprühte südamerikanisches Feuer, das auch am Karneval in Rio abgebrannt werden könnte. Und Fendrichs Balladen klangen wahrscheinlich nie besser als in dieser Besetzung. Was freilich auch am Sänger selbst liegt, der stimmlich auch nach den vielen Jahren im Geschäft immer noch auf der Höhe ist.

Im Ablauf hielten sich Fendrich und die Musiker vom Betreten der Bühne bis zum Abgang ausnahmslos an "Drehbuch" und Partitur. Selbst die Ansagen zwischendurch - mit Augenzwinkern und einem Schuss Ironie - kamen nicht spontan und sind wohl auch an den beiden anderen Abenden mit mehr oder minder derselben Wortwahl zu hören. Es wurde also eine große Show gegeben, zum Dialog mit dem Publikum kam es nicht. Ein Hauch von Überheblichkeit liegt in der Luft. Vielleicht auch deswegen dauerte es bis zum Ende des Programms, bis der Funken in den Saal übersprang und "Zwischen eins und vier" schließlich das Feuer ausbrach.

Fendrich-Fans sollten sich die seltene Chance nicht entgehen lassen, denn "Fendrich Symphonie" ist keine Mogelpackung, sondern volle drei Stunden großes Konzertvergnügen. Die Generalprobe am Samstag ist gelungen.

(S E R V I C E - "Fendrich Symphonie" mit großem Symphonieorchester der Philharmonie Salzburg unter Christian Kolonovits; weitere Konzerte am 12. Juni im Großen Festspielhaus in Salzburg und am 3. Juli beim Schloss Schönbrunn in Wien (Open Air); www.oeticket.com/artist/rainhard-fendrich/; www.fendrich.at/)

ribbon Zusammenfassung
  • Ein außergewöhnliches Konzert an einem außergewöhnlichen Ort: Mit "Fendrich Symphonie" kehrte Rainhard Fendrich nach 30 Jahren mit großem Orchester auf die Bühne zurück.
  • Dass Kolonovits und Fendrich einander "blind verstehen", wie sie im Vorfeld des Projektes festgestellt hatten, wurde offenkundig.
  • Im Ablauf hielten sich Fendrich und die Musiker vom Betreten der Bühne bis zum Abgang ausnahmslos an "Drehbuch" und Partitur.