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steirischer herbst unterstützt "dissidente Stimme der Kunst"

Bei der Eröffnung des steirischen herbst am Donnerstag am Grazer Schloßberg hat Intendantin Ekaterina Degot über die Entscheidung zwischen Gut und Böse und die Motivation dafür gesprochen. Sie betonte, das Festival habe immer "die dissidente Stimme der Kunst" unterstützt. Nach der Rede folgte Lulu Obermayers Performance "Agoraphobia".

Das Thema des steirischen herbstes ist heuer "Humans and Demons", aber dabei gehe es nicht um "Gut und Böse", sondern eher "Status quo und Böse", betonte Degot. "Wir wissen, was schrecklich ist, aber oft nicht, was gut ist - soll es gut sein für den Planeten im nächsten Jahrhundert oder gut für den Urlaub unserer Kinder heute? Gut für den gerechten Sieg über den Aggressor oder für den sofortigen Friedensvertrag mit dem Aggressor? Für die offene Ablehnung der Diktatur oder für die Sicherheit unserer Familie, die noch unter dieser Diktatur lebt?" Diese Fragen bedürften einer Entscheidung, die nicht warten könne und die "inmitten des Kriegs, der Krise oder zunehmender politischer Repression getroffen werden" müsse.

Viele Entscheidungen würden vom Überlebensinstinkt diktiert "und sie könnten uns in Grauzonen bannen - Zonen des Kompromisses, der Kollaboration, des Verrats, des Pakts mit der Macht oder mit dem Teufel höchstpersönlich", meinte die Intendantin. "So beunruhigend es klingen mag, wenn wir unsere freien Gesellschaften verstehen wollen, ist es Zeit, auf Leute zu hören, die in Lagern und Diktaturen gelebt haben, die Stimmen derer zu hören, die es noch immer tun, derjenigen, die weiterhin in Russland, Belarus, Iran, Afghanistan oder gar Nordkorea leben - wir können uns nicht sicher sein, dass es dort keine unterdrückten Stimmen gibt, Stimmen, die sehr bald verstummen könnten", gab Degot zu bedenken.

"Beim steirischen herbst haben wir immer die dissidente Stimme der Kunst unterstützt, die Stimme der Ungehorsamen, der Andersartigen", führte sie aus und betonte abschließend: "Wenn wir glauben, dass es in unserer kleinen und sicheren freien Welt nicht mehr nötig ist, für solch eine Stimme der Kunst zu kämpfen, liegen wir falsch, oder könnten sehr bald falschliegen."

Nach der Rede folgte die Performance "Agoraphobia" von Lulu Obermayer, die die Künstlerin zusammen mit den Sängern Wilfried Zelinka und Ivan Orescanin gestaltete. Texte von Goethe und Heine, von Bach-Kantaten und aus der Oper "Simon Boccanegra" stellten das Männliche in den Mittelpunkt, während der Chor jammerte, klagte und die fehlende weibliche Position sichtbar machte. Alle drei Ausführenden standen hoch über dem Publikum gegenüber einem Kriegerdenkmal, das als Inbegriff brutaler Männlichkeit gesehen wurde und von Ekaterina Degot auch in ihrer Rede thematisiert wurde.

Fortgesetzt wurde das Programm am Mariahilferplatz mit einer weiteren Performance, diesmal gestaltete Michael Portnoy die "Amtseinführung des Direktors für Verhaltensweisen". Zuvor - oder als Teil davon - mussten sich Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP), Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) und Kulturstadtrat Günter Riegler (ÖVP) einem mehr oder minder launigem Quiz stellen. Dann wurden die "neuen Verhaltensregeln" aus Fenstern der den Platz umschließenden Häuser verkündet.

Den Abschluss bildete die Performance "Voice of Power" von Adrienn Hod in der Helmut List Halle, wo dann noch der herbstclub zum Feiern einlud.

(S E R V I C E - www.steirischerherbst.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Bei der Eröffnung des steirischen herbst am Donnerstag am Grazer Schloßberg hat Intendantin Ekaterina Degot über die Entscheidung zwischen Gut und Böse und die Motivation dafür gesprochen.
  • Nach der Rede folgte Lulu Obermayers Performance "Agoraphobia".
  • Das Thema des steirischen herbstes ist heuer "Humans and Demons", aber dabei gehe es nicht um "Gut und Böse", sondern eher "Status quo und Böse", betonte Degot.