APA/APA/WIENER STAATSBALLETT/ASHLEY TAYLOR

Staatsballett ließ bei "Promethean Fire" die Funken sprühen

Dem Feuer als schöpferische wie zerstörerische Kraft begegnete man Samstagabend bei der jüngsten Premiere des Wiener Staatsballetts: Das mit "Promethean Fire" übertitelte Programm bot sprühende Funken der Kreativität, aber auch dystopische Szenarien. Stücken der US-Choreografen Paul Taylor und Mark Morris wurden zwei Miniaturen von Ballettdirektor Martin Schläpfer gegenübergestellt, was in der Volksoper für reichlich Abwechslung sorgte.

Am Werk des 2018 verstorbenen Taylor lag es, dem Abend nicht nur seinen Titel zu geben, sondern ihn auch zu eröffnen: Zu den Klängen von Bachs "Toccata und Fuge d-Moll" in der aus dem Disney-Klassiker "Fantasia" bekannten Orchesterbearbeitung boten 16 Tänzerinnen und Tänzer einen sich stetig steigernden Sturm an Bewegungen, Formen und Konstellationen, sich mal in höchster Geschwindigkeit umkreisend, um dann wieder der Entschleunigung mittel symmetrischer Bilder zu huldigen. Nachdem ein Paar den sprichwörtlichen Phönix aus der Asche gab, folgte ein zwischen Anziehung und Ablehnung oszillierender Pas des deux, bevor zum Finale ebenso verheißungs- wie verhängnisvolle Feuerringe gezogen wurden.

Als optischer wie stilistischer Gegenpol dazu waren die neun Herren in Mark Morris' "Beaux" gesetzt: Dieser farbenfrohe Reigen konnte nicht nur ob entsprechend ausgestalteter Kostüme wie Bühne dem dunkel-schimmernden Auftakt etwas entgegensetzen, sondern stellte sich zudem ganz grundsätzlich gegen vermeintlich männlich codierte Tanzstandards. Ausgeprägte Körperlichkeit traf auf federnd leichte Schrittfolgen, wie gelehrige Schüler wurde beobachtet, nachgeeifert, gemeinsam getanzt. Der spielerische wie betont freundschaftliche Gestus wurde durch das prägnante Cembalo in Bohuslav Martinůs Musik noch verstärkt.

Mit zwei deutlich strengeren Arbeiten bestritt Schläpfer den Mittelteil: Das für zwei Tänzerinnen und vier Tänzer konzipierte "Lontano" war ganz auf geometrische Muster und kantigen Ausdruck gepolt, was nicht zuletzt durch die Klangwelt György Ligetis so manche Assoziation mit dystopischen Welten hervorrief. Was bis zu einem gewissen Grad auch für "Ramifications" galt: Einem Kampf mit unsichtbaren Dämonen gleich, wusste Sonia Dvořák bei diesem Solo ihre ganze Bandbreite auszuspielen, von fragil bis aggressiv. Auch in ihrer Figur brannte ein Feuer, wenngleich es nach langem Kampf zum Ende hin erlosch. Großer Jubel für alle Beteiligten.

(S E R V I C E - Wiener Staatsballett: "Promethean Fire", mit "Promethean Fire" von Paul Taylor, "Lontano" und "Ramifications" von Martin Schläpfer sowie "Beaux" von Mark Morris, Musikalische Leitung: Jean-Michaël Lavoie. Volksoper Wien, Währinger Straße 78, 1090 Wien. Nächste Aufführungen: 17., 21. und 25. Februar sowie 12. und 20. März; weitere Informationen und Tickets: www.volksoper.at, www.wiener-staatsoper.at/wiener-staatsballett)

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  • Dem Feuer als schöpferische wie zerstörerische Kraft begegnete man Samstagabend bei der jüngsten Premiere des Wiener Staatsballetts: Das mit "Promethean Fire" übertitelte Programm bot sprühende Funken der Kreativität, aber auch dystopische Szenarien. Stücken der US-Choreografen Paul Taylor und Mark Morris wurden zwei Miniaturen von Ballettdirektor Martin Schläpfer gegenübergestellt, was in der Volksoper für reichlich Abwechslung sorgte.