Shakespeare nahe am Original: "Hamlet" bei Art Carnuntum

Viel benötigen sie nicht, die bestens aufeinander eingespielten stimmgewaltigen Herren mit dem wunderbar klaren Englisch und der charaktervollen Mimik, außer einer kleinen grauen Bühne mit zwei Aus- bzw. Eingängen samt Schiebetür. Und singen können sie auch hervorragend, wie sich beim einleitenden Dowland-Song "Come heavy sleep" erwies.
Die Inszenierung von Peter Stickney erfindet Hamlet nicht neu, sondern setzt auf die Schauspielkunst des seit 20 Jahren bestehenden Ensembles. Die Rechnung geht voll auf. Das sommerlich-südliche Ambiente des antiken Theater-Runds, das ohne Zelt noch besser zur Geltung kommt, bietet dem Welttheater-Festival nach wie vor den wunderbaren Rahmen.

Bewundernswert ist auch die unbeirrbare Contenance der Mitwirkenden im Kampf gegen lästige Wanzen- und Hornissenschwärme. Geeichte Outdoor-Theaterbesucher sind ohnehin nicht nur mit Decken, sondern auch mit Insektenspray und einschlägigen Salben versorgt.

Der jungen Intendantin Constantina Bordin, die das Erbe ihres Vaters, des Festivalgründers Piero Bordin, ist es jedenfalls sichtlich geglückt, eine langjährige Tradition mit internationalen Gastspielen hochkarätiger Produktionen fortzusetzen und dabei den Bogen von der Antike über Shakespeare bis in die Gegenwart zu spannen. Hier erlebt man abseits des Sommertheater-Einerleis singuläre Aufführungen: ein Alleinstellungsmerkmal, das die Besucherscharen seit jeher zu schätzen wissen.

(Von Ewald Baringer/APA)

(S E R V I C E - Eine weitere Vorstellung noch heute, Samstag, um 19.30 Uhr im Amphitheater Petronell-Carnuntum. Karten und Infos: www.artcarnuntum.com)