Schriftsteller Martin Walser verstorben
1927 in Wasserburg am Bodensee geboren, machte Martin Walser sich ab den 50er-Jahren mit der streitbaren Darstellung seiner Antihelden in Romanen, Erzählungen, Theaterstücken und Drehbüchern einen Namen.
Sein umfangreiches Werk wurde stets breitflächig rezipiert und oftmals kritisiert. Er wurde mit praktischen allen Literaturpreisen im deutschen Raum - unter anderem 1981 den Georg-Büchner-Preis, 1987 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und 1998 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels - ausgezeichnet und jahrelang als Kandidat für den Nobelpreis gehandelt.
"Ein titanisches Werk"
In den Jahrzehnten seines Schaffens wuchs sein Werk auf zwei Dutzend Romane, zahlreiche Novellen und Geschichtensammlungen, eine Vielzahl von Theaterstücken, Hörspielen, Drehbüchern und Übersetzungen sowie Aufsätze, Reden und Vorlesungen an. "Ein titanisches Werk", sagte Literaturkritiker Denis Scheck einst über Walsers Wirken als Autor. Über die Jahrzehnte lösten seine Texte oder öffentlichen Reden Bewunderung, aber auch heftige Kritik aus.
Geboren wurde Martin Walser am 24. März 1927 als Sohn eines Gastwirts. Schon als Zwölfjähriger soll er erste Gedichte geschrieben haben, nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er unter anderem Literaturwissenschaft. Seinen ersten Erzählband "Ein Flugzeug über dem Haus" veröffentlichte er 1955, den ersten Roman "Ehen in Philippsburg" 1957 - in den Jahren darauf folgten unzählige Werke. Walsers erfolgreichstes Buch wurde der 1978 erschienene Bestseller "Ein fliehendes Pferd".
Streit um die "Auschwitz-Keule"
Und zugleich gab es auch den Martin Walser, der Debatten lostrat, die Provokation liebte. So wurde 2002 sein "Tod eines Kritikers" ein Publikumserfolg - und zugleich als Abrechnung mit dem mittlerweile verstorbenen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki verstanden. So entfachte er wieder einmal eine breite Diskussion im Feuilleton. Auch Walser Wort von der "Auschwitz-Keule", das seiner Rede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1998 in der Frankfurter Paulskirche entsprang, empörte manche Proponenten der Zivilgesellschaft. Walser hatte damals von der "Instrumentalisierung unserer Schande zu gegenwärtigen Zwecken" gesprochen: "Auschwitz eignet sich nicht dafür, Drohroutine zu werden, jederzeit einsetzbares Einschüchterungsmittel oder Moralkeule oder auch nur Pflichtübung."
Und noch im vergangenen Jahr gehörte Walser zu den Unterzeichnern des Offenen Briefs von Alice Schwarzer zum Ukraine-Krieg, der eine heftige Debatte in Deutschland über Pazifismus und Feigheit im Angesicht von Gewalt auslöste. Er habe schlicht nicht anders können, als sich zu gewissen Themen auch öffentlich zu verhalten, sagte Walser einmal: "Ich habe zwar auch Literatur und Philosophie studiert. Und trotzdem war ich dem Aktuellen ausgesetzt und dem Zwang, reagieren zu müssen. Obwohl ich mir doch mit Franz Kafka hätte sagen müssen: Ist doch alles unwichtig. Aber es nützte nichts."
Am Ende seines Lebens umfasste Walsers Oeuvre zwei Dutzend Romane, zahlreiche Novellen und Geschichtensammlungen, eine Vielzahl von Theaterstücken, Hörspielen und Übersetzungen sowie Aufsätze, Reden und Vorlesungen. "Ein titanisches Werk", sagte Literaturkritiker Denis Scheck einst über Walsers Wirken als Autor. Das Deutsche Literaturarchiv in Marbach beherbergt mittlerweile die rund 75.000 handschriftlichen Seiten, die Walser hinterlässt.
Der Autor lebte am Bodensee. Noch kurz vor dem 95. Geburtstag hatte Walser "Das Traumbuch" veröffentlicht. In der Nacht auf Freitag starb er mit 96 Jahren.
Zusammenfassung
- Der deutsche Erzähler und Dramatiker ist im Alter von 96 Jahren gestorben.
- Der Deutsche stieg zu den bedeutendsten und streitbarsten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur auf. Sein Werk ist vielseitig, umfangreich, aber auch umstritten.