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Salzburger Festspiele: Buhlschaft schon "freudig aufgeregt"

Für Michael Sturminger ist es "eine absurde Herausforderung, aber auch eine glückliche Fügung": Zum dritten Mal in Folge kann der Regisseur sich bei den Salzburger Festspielen dem "Jedermann" mit einer Neuinszenierung aus anderen Blickwinkeln nähern. Die Arbeit sei ein "riesiges Vergnügen", sagte Sturminger über die Aufgabe und das neue Team am Donnerstag vor Medien mit dem neuen Jedermann-Ensemble rund um Michael Maertens als Jedermann und Valerie Pachner als Buhlschaft.

Seit 2017 führt Sturminger auf dem Domplatz Regie. Seit zehn Tagen laufen die Proben für die Neuinszenierung. Erstmals werde es ein "echtes Bühnenbild" mit einer Fassade geben, die eine Welt drinnen und eine draußen schaffe, verriet Sturminger. Für ihn steht das Sterben des Jedermann heuer stark auch für die Frage, wie wir alle die Welt und uns ins Gefahr bringen. Ihn beschäftige, "wie die reichen Menschen sich hinter ihren Fassaden verschanzen, während die Welt da draußen für die anderen unerträglich wird", sagte er zur APA. Beim Studium von Texten von Hugo von Hofmannsthal sei das Regieteam auf ein Gedicht gestoßen, das sich als Begründung dafür lesen lasse, warum Buhlschaft und Tod von einer Person gespielt werden müssen. Die Zusammenführung der beiden Rollen war für die neue Buhlschaft Valerie Pachner ausschlaggebend, das Engagement in Salzburg zu übernehmen. Diese Doppelrolle sei eine große Herausforderung: "Ich bin gespannt, aber auch freudig aufgeregt." Pachner freut sich, nach langer Zeit beim Film, wieder auf der Bühne zu stehen. Großen Respekt hat sie vor dem Domplatz mit seinen besonderen Herausforderungen.

Er habe nicht so etwas wie Vorbilder, aber es gebe ein paar spektakuläre Schauspieler, die er sehr gern habe. Frühere Jedermänner – wie Nicholas Ofczarek, Tobias Moretti, Lars Eidinger, Klaus Maria Brandauer, Gert Voss oder Ulrich Tukur – würden schon immer wieder mal an ihm vorbeischwirren, sagte Michael Maertens, der neue Jedermann. Aber keine Sorge: "Ich mach das schon auf meine Art, ich guck' mir nichts ab." Bei den Salzburger Festspielen tritt er seit 1993 regelmäßig auf, auch ein Grund, warum ihm der "Jedermann" sehr vertraut ist. "Es ist ein tolles Stück", sagte Maertens, es beschäftige sich mit ewig aktuellen Fragen: "Warum bin ich hier? Und warum muss ich wieder weg?"

Eine Premiere ist der neue "Jedermann" auch für Anja Plaschg, die unter dem Künstlernamen Soap&Skin bekannt ist. Die Musikerin, Komponistin und Schauspielerin tritt als "Glaube" erstmals auf dem Domplatz in einer Sprechrolle auf. "Die Rolle hat mich deshalb interessiert, weil sie so fragwürdig ist in dem Stück. Auch, weil sie ein bisschen unbeliebt ist", meinte Plaschg. Sowohl beruflich als auch privat habe sie sich in den vergangenen drei Jahren viel mit dem christlichen Glauben beschäftigt, erzählte die Künstlerin. Wie musikalisch der Glaube in der Neuinszenierung angelegt ist, weiß sie noch nicht: "Da tasten wir uns gerade vor, das steht noch im Raum", erzählte sie über die Probenarbeit. Eines scheint klar: Sie wird das entdeckte Hofmannsthal-Gedicht singen.

Als "ein kleines Theaterwunder" bezeichnete Mirco Kreibich (Schuldknecht und Mammon) den Umstand, dass es einem Menschen gelinge, den Jedermann-Stoff in unmittelbarer Folge drei Mal "neu und besser zu denken", streute der Schauspieler Sturminger Rosen. Er empfinde es als große Ehre, mit Michael Maertens zu spielen, meinte Kreibich. Auch das ein Grund, warum der Mammon - Kreibich hatte ihn schon in der letzten Inszenierung gespielt – dieses Mal ganz anders angelegt sei. "Es ist ein anderes Gegenüber, man wird anders angesprochen und antwortet auch anders", beschrieb er den Veränderungsprozess.

Viel Spaß miteinander haben Fridolin Sandmeyer und Bruno Cathomas als Dünner und Dicker Vetter. "It's a match, tatsächlich", scherzte Sandmeyer. "Wir haben uns gefunden", meinte auch Cathomas: "Wir sind Romeo und Julia des Humors." Und das, obwohl sich die beiden vorher nie gesehen haben.

(S E R V I C E: "Jedermann – das Spiel vom Sterben des reichen Mannes" von Hugo von Hofmannsthal, Domplatz; Premiere am 21. Juli auf dem Domplatz (bei Schlechtwetter im Großen Festspielhaus), weitere Vorstellungen am 24., 25. und 28. Juli sowie am 1., 5., 8., 13., 15., 18., 21., 22., 28. und 29. August. www.salzburgerfestspiele.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Für Michael Sturminger ist es "eine absurde Herausforderung, aber auch eine glückliche Fügung": Zum dritten Mal in Folge kann der Regisseur sich bei den Salzburger Festspielen dem "Jedermann" mit einer Neuinszenierung aus anderen Blickwinkeln nähern.
  • Seit 2017 führt Sturminger auf dem Domplatz Regie.
  • Die Zusammenführung der beiden Rollen war für die neue Buhlschaft Valerie Pachner ausschlaggebend, das Engagement in Salzburg zu übernehmen.