Pariser Ausstellung verbindet Olympia- und Weltgeschichte
Wie wirkten Sport, Gesellschaft und Politik aufeinander? Dieser Frage geht ein Parcours aus fast 600 Kunstwerken und Objekten, Dokumenten und Zeitungsausschnitten, Filmen und Fotos nach. Historische und sportliche Ereignisse, Sportler und Zeitzeugen sollen dabei in einen Dialog gebracht werden. Globale Kämpfe für Gleichberechtigung, gegen Rassismus und Diskriminierung fanden immer auch ihren Niederschlag bei den Olympischen Spielen, sei es in Aktionen von Athleten oder Publikum in den Arenen, sei es in der schrittweisen Öffnung der Teilnehmerfelder.
Sechs große Abschnitte gliedern die von einem 600-seitigen Katalog begleitete Schau: die Wiedererweckung der olympischen Idee (1895-1916), die Zeit der Nationalismen (1916-1944), Kalter Krieg und Entkolonialisierung (1944-1968), die Entstehung einer multipolaren Welt (1968-1988), ein "neues olympisches Jahrhundert" (1988-2008) sowie, im Schlusskapitel von 2008 bis 2024, die aktuellen Herausforderungen und die Zukunft der Spiele - von der Aufnahme neuer Sportarten über steigende Kosten bis zu Fragen von Energie und Nachhaltigkeit.
Immer waren die Olympischen Spiele untrennbar mit den großen politischen Themen verbunden, ob sie - wie 1916, 1940 und 1944 - aufgrund der Weltkriege undurchführbar waren, als Propagandainstrument missbraucht wurden (1936) oder aus unterschiedlichsten Gründen von unterschiedlichen Ländern boykottiert wurden (1976, 1980, 1984). Diese Fragen hat zuletzt in Österreich auch der Politikwissenschafter Peter Filzmaier in seinem Buch "Olympia. Die Spiele als Bühne für Sport und Politik" behandelt.
Während die bis 8. September laufende Olympia-Schau in dem 1931 anlässlich der Pariser Kolonialausstellung errichteten Ausstellungsgebäude am Bois de Vincennes von einem umfangreichen Begleitprogramm aus Aufführungen, Diskussionen oder Konferenzen flankiert wird, kommt die Kulturolympiade immer mehr in Fahrt. Über 500 Projekte sind angekündigt - darunter 24 Kunstinstallationen an den Sportstätten, Artist-in-Residence-Programme, das "Paris Globe Festival", zu dem Ende Mai zwölf Theatergruppen u.a. aus Beirut, Santiago, Kiew, Ouagadougou, Montréal und Douala anreisen, oder ein "Olympisches Wochenende" Ende Juni im und um das Théâtre du Rond-Point an den Champs-Élysées, wo etwa mit einem Breakdance-Wettbewerb darauf aufmerksam gemacht wird, dass "Breaking" erstmals olympisch ist.
In der französischen Hauptstadt werden nicht nur große Anstrengungen unternommen, sich als Kultur- und Sportkapitale gleichermaßen zu präsentieren, sondern auch die Bewohnerinnen und Bewohner, die ein Verkehrschaos befürchten, positiv zu stimmen. "Paris fête les Jeux" (Paris feiert die Spiele) ist daher ein weiteres Begleitprogramm mit dem "Ziel, den Pariserinnen und Parisern und den Besuchern populäre, festliche und kostenlose Spiele mit einem neuartigen Programm zu bieten, fröhlich und ambitioniert, offen für alle", wie Bürgermeisterin Anne Hidalgo wissen ließ. "Der Geist der Spiele" soll sich schon vor der eigentlichen Olympia-Eröffnung entfalten - etwa ab 22. Juni durch eine "Olympiade der Bezirke", in der Familien in Sportanlagen ihrer Arrondissements in sieben Disziplinen zum Wettstreit antreten können: Laser Run (eine aus dem Modernen Fünfkampf stammende Kombination aus Laufen und Schießen mit einer Laserpistole), Basketball 3x3, Boccia, Tischtennis, 60 Meter Lauf, Breakdance und 50-Meter-Freistilschwimmen. Am 13. Juli findet ein großes Finale statt.
Am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, wird heuer nicht nur der Sturm auf die Bastille, sondern auch die Ankunft des olympischen Feuers in Paris gefeiert - mit einem Feuerwerk, Festen in allen Bezirken, aber auch mit der Eröffnung der "Terrasse des Jeux" (Terrasse der Spiele) auf dem Vorplatz des Pariser Rathauses. Bis 8. September gibt es hier für bis zu gleichzeitige 2.500 Besucher zwei Großbildschirme für Liveübertragungen von Wettkämpfen, verschiedene Sportbereiche wie Laufbahn und Kletterwand sowie eine Hauptbühne. Am 10. und 11. August erfolgt hier auch der Start für die beiden Olympia-Marathons der Männer und Frauen, der auf einem durchaus fordernden Kurs mit über 400 Meter Höhendifferenz bis nach Versailles und zurück zur Esplanade des Invalides führt.
(S E R V I C E - www.palais-portedoree.fr)
Zusammenfassung
- Im Pariser Palais de la Porte Dorée eröffnet die Ausstellung 'Olympisme, une histoire du monde', die die Verflechtung von Olympischer Geschichte und Weltgeschichte seit 1896 aufzeigt.
- Die Ausstellung, strukturiert in sechs Abschnitte, beleuchtet die Wechselwirkungen zwischen Sport, Gesellschaft und Politik und wird von einem 600-seitigen Katalog begleitet.
- Ein umfangreiches Begleitprogramm mit über 500 Projekten, darunter Kunstinstallationen und Wettbewerbe, begleitet die Kulturolympiade und soll die Pariser auf die Olympischen Spiele einstimmen.