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Oscar-Preisträger Fraser hat "nichts mehr zu beweisen"

Ihm ist eines der eindrucksvollsten Comebacks in der jüngeren Hollywoodgeschichte geglückt: Nach längerer Leinwandabstinenz holte sich Brendan Fraser im März für seine Rolle als adipöser Sterbender in Darren Aronofskys Theateradaption "The Whale" (ab Freitag im Kino) den Oscar als bester Hauptdarsteller. In Wien kommt am Samstag eine weitere Auszeichnung hinzu, ist der 54-Jährige doch Stargast der diesjährigen Romy-Gala und wird diese ebenfalls mit Statuette verlassen.

Davor sprach Faser, der Ende der 1990er und Anfang der 2000er mit Actionrollen in "Die Mumie" oder "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" reüssieren konnte, mit der APA nicht nur über seine Rückkehr ins Kino, sondern auch über die Herausforderungen, die der Dreh von "The Whale" mit sich gebracht haben, sowie seine künftigen Pläne.

APA: Sie haben den prestigeträchtigsten Preis der Filmwelt erhalten. Ist das auch eine Bürde oder einfach eine Anerkennung Ihrer Kollegen?

Brendan Fraser: Beides. Und ich habe jetzt nichts mehr zu beweisen. Ich werde sicher nicht faul, aber jetzt kann ich wählerischer sein, welche Projekte ich annehme - und habe hoffentlich auch Zugang zu jenen Vorhaben, die mich wirklich interessieren.

APA: Wie war dieser Moment, als Sie im Dolby Theatre den Oscar entgegennehmen durften?

Fraser: Es gab dort diese leichte Dissonanz, die Stimmen von der Bühne und aus den Saalmonitoren haben sich etwas überlagert. Also hängst du in deinem Sitz und denkst: Was haben sie gesagt? Als der Moment der Wahrheit kam, gab es deshalb dieses kleine Zögern. Brendan Fraser? Hat Halle Barry gerade wirklich meinen Namen gesagt? Und dann war es wie ein Schlag in die Magengrube (lacht). Ich war überrascht, jeder der anderen hätte es auch verdient gehabt. Nachdem ich meine Söhne umarmt habe, stand ich also auf dieser Bühne - und es fühlte sich überraschenderweise viel intimer an, als ich es mir vorgestellt habe. Ich hatte keine wirkliche Rede vorbereitet, ich konnte einfach nur meine Wahrheit sprechen. Ich wusste, wer die Menschen waren, die mich auf die Schultern der Riesen gestellt haben, um dort hinzukommen.

APA: Ihre Rolle in "The Whale", Charlie, ist eine Figur, die wohl nicht viele Ihrer Kollegen gespielt hätten. Was hat Sie zu dieser Geschichte hingezogen?

Fraser: Genau das! Es ist wichtig, sich Erwartungen zu widersetzen. Ich hatte lange eine Distanz zu dieser Branche, aber wir sind alle älter geworden. Als ich zurückgekommen bin, wollte ich mich gewissermaßen mit dem Gegenteil dessen vorstellen, was die Leute von mir erwarten. Und mit Charlie, einem Mann, dessen Leben gezeichnet ist von Schuldgefühlen und Selbstbeschuldigungen sowie dem fundamentalen Bedürfnis nach Erlösung, gab es eine Figur, die ich nicht ignorieren konnte. Ich wollte Teil davon sein - auch weil Darren Aronofsky Regie geführt und Samuel D. Hunter sein eigenes Theaterstück so großartig für das Kino adaptiert hat.

Darren war sehr ehrlich mit mir in Bezug darauf, was diese Rolle von mir - oder jedem anderen Schauspieler - verlangen würde: Sich in Charlie zu verwandeln, hat mehrere Stunden jeden Tag in Anspruch genommen. Das Spielen war eine große Herausforderung. Aber das ist letztlich nicht die Geschichte eines adipösen Mannes, sondern eines Mannes, der sein Seelenheil sucht. Aufgrund des physischen Designs der Figur gab es eine Regel: Alles muss physikalischen Gesetzen entsprechen und zwar auf eine Weise, wie wir es bisher in keinem Film gesehen haben. Sonst ist man in so einem Aufzug ja meist nur für einen bösen Witz gut oder es sieht aus wie ein Halloweenkostüm. Das ist nicht fair. Aber das Makeup-Team um Adrien Morot hat es geschafft, dass es richtig aussieht. Sie haben ihren Oscar wahrlich verdient. Man muss einfach in jedem Moment daran glauben, sonst verlierst du das Publikum.

APA: Wann hatten Sie das Gefühl, dass es funktioniert?

Fraser: Ganz früh in den Proben. Wir hatten dafür drei Wochen, was wirklich selten ist. Es ist ja im Kern ein Bühnenstück und handelt von diesen fünf Charakteren, die sich nach Rettung sehnen. Wir haben in dieser Zeit unsere Fehler gemacht, haben gemeinsam Dinge entdeckt und konnten Selbstvertrauen aufbauen. Natürlich ist es beim Dreh dann nochmals eine ganz andere Sache. Die Atmosphäre am Set war wie in einem Unterseeboot. Alles war so kompakt, noch dazu drehten wir mitten in der Coronapandemie. Nicht zuletzt deshalb haben wir mehr aufeinander acht gegeben, und das sieht man dem Film meiner Meinung nach an. Als ob es eine Geheimzutat wäre.

APA: Was kann nach so einem großen Erfolg als nächstes kommen?

Fraser: Etwas, das mir wichtig ist und das mich interessiert. Das habe ich durch "The Whale" gelernt. Ich liebe ein kreatives Risiko, weil genau dadurch etwas Neues entsteht. Wenn ich diese Richtung weiter einschlagen kann, wäre das großartig. In Hollywood ist ja alles ein bisschen wackelig derzeit, weil es diese Auseinandersetzung zwischen Streaming und Kino gibt. Werden sich die Leute weiterhin Filme auf der großen Leinwand ansehen? Ja, das werden sie! Ein Film wie "The Whale" zeigt, dass es kein großer Blockbuster sein muss, auch ein emotionales Feuerwerk kann die Menschen zurückholen.

Ich habe von so vielen gehört, dass der Film für sie wie ein kathartisches Erlebnis war. Sie bewerteten ihre Meinungen neu, was wie eine Abrechnung wirken kann - ohne dass sie die genauen Gründe dafür kennen. Es ist ein Geschenk, dass diese Geschichte viele so sehr berührt. Natürlich war es schön, den glänzenden kleinen Kerl zu bekommen. Aber am wichtigsten ist mir, dass die Obesity Action Coalition (US-amerikanische NGO, die sich für adipöse Menschen einsetzt, Anm.) davon überzeugt ist, dass Charlie Leben retten wird. Es wird Leute geben, die sich deshalb Hilfe holen werden. Und das bedeutet mir unglaublich viel.

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  • Ihm ist eines der eindrucksvollsten Comebacks in der jüngeren Hollywoodgeschichte geglückt: Nach längerer Leinwandabstinenz holte sich Brendan Fraser im März für seine Rolle als adipöser Sterbender in Darren Aronofskys Theateradaption "The Whale" (ab Freitag im Kino) den Oscar als bester Hauptdarsteller. In Wien kommt am Samstag eine weitere Auszeichnung hinzu, ist der 54-Jährige doch Stargast der diesjährigen Romy-Gala und wird diese ebenfalls mit Statuette verlassen.