Ein Toter bei israelischem Angriff im Westjordanland
Zahlreiche israelische Bodentruppen und Bulldozer seien zu einer Razzia in Flüchtlingsviertel im Bereich Tammun vorgedrungen, berichtete wiederum die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA. Ein AFP-Journalist beobachtete, wie die Armee die Ausgänge des Flüchtlingslagers Faraa blockierte und in Häuser eindrang.
Zudem waren Drohnen am Himmel zu sehen. Die Armee teilte mit, ihre "Anti-Terror-Operation" auf fünf Ortschaften erweitert zu haben. Soldaten verteilten Flugblätter, auf denen auf Arabisch zu lesen war, der Einsatz diene der "Ausrottung bewaffneter Krimineller", die "Lakaien des Iran" seien. Am Samstag seien in Jenin und Qabatiya binnen mehrerer Stunden insgesamt drei Terrorzellen angegriffen worden.
Die Zelle in Qabatiya sei unterwegs zu einem Anschlag gewesen. Nach dem Drohnenangriff sei es in dem Fahrzeug zu Sekundärexplosionen von Sprengstoff gekommen. Einer der dabei getöteten Männer sei während der vorherigen Waffenruhe mit der Hamas im November 2023 freigekommen. In Tammun seien Waffen gefunden worden, darunter Gewehre des Typs M-16 und Munition. Das Militär setze einen Anti-Terror-Einsatz im nördlichen Westjordanland fort, um die Sicherheit der israelischen Bürger zu gewährleisten.
Dutzende Häuser in Jenin demoliert
In Jenin wurden laut Reportern der Nachrichtenagentur Reuters Dutzende von Häusern von gepanzerten israelischen Bulldozern niedergerissen. Tausende von Menschen mussten ihre unbewohnbar gemachten Häusern verlassen. Im örtlichen Flüchtlingslager wurden demnach Straßen aufgegraben und die Wasserversorgung unterbrochen. Nach palästinensischen Angaben haben mindestens 80 Prozent der Bewohner des Lagers keine Behausung mehr.
Israel wirft dem Iran vor, Waffen und Geld ins Westjordanland zu schicken. Teheran unterstützt bewaffnete Gruppen in der Region, darunter die Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah im Libanon.
Am Samstag hatte die israelische Armee eigenen Angaben zufolge drei Luftangriffe im Westjordanland geflogen. Zwei Angriffe trafen demnach Jenin, zudem sei in Qabatiya eine "Terrorzelle" getroffen und zerschlagen worden, welche israelischen Angaben zufolge kurz davor stand, einen Angriff auszuführen.
Dabei seien "zwei Terroristen" getötet worden. Einer der Getöteten war demnach im Rahmen der ersten Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen im November 2023 freigelassen worden.
Der militärische Flügel der Gruppe Islamischer Jihad bestätigte am Sonntag, dass zwei ihrer Kämpfer unter den Toten sind.
Palästinenser: "16-Jähriger unter den Toten"
Das palästinensische Gesundheitsministerium hatte am Samstagabend mitgeteilt, bei israelischen Angriffen im Gebiet Jenin seien fünf Menschen getötet worden, darunter ein 16-Jähriger. Die israelische Armee erklärte dazu, sie habe "bewaffnete Terroristen" angegriffen.
Am 21. Jänner hatte das israelische Militär eine große Offensive im Westjordanland mit dem Ziel gestartet, militante Palästinenser-Gruppen aus dem Bereich Jenin zu vertreiben. Jenin ist als Hochburg palästinensischer Milizen bekannt. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah wurden seither fast 30 Palästinenser getötet.
Der durch den Großangriff der radikalislamischen Hamas und verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöste Krieg im Gazastreifen hatte auch die Gewalt im besetzten Westjordanland aufflammen lassen. Dabei wurden laut palästinensischem Gesundheitsministerium mindestens 882 Palästinenser getötet. Auf israelischer Seite starben demnach 30 Menschen. Im Gaza-Krieg gilt seit dem 19. Jänner eine Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas.
Zusammenfassung
- Ein 73-jähriger Palästinenser wurde im Flüchtlingslager Jenin durch israelischen Beschuss getötet, als die israelische Armee Anti-Terror-Einsätze in der Region durchführte.
- Dutzende Häuser in Jenin wurden von israelischen Bulldozern zerstört, was tausende Bewohner zur Flucht zwang. Mindestens 30 Palästinenser sind seit Januar bei der Offensive getötet worden.
- Israel beschuldigt den Iran, bewaffnete Gruppen im Westjordanland zu unterstützen, und führt seine militärischen Operationen fort, um die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleisten.