APA/APA/THEMENBILD/EVA MANHART

ORF prognostiziert ein Minus von 17 Mio. Euro für 2023

Im Vorjahr ist der ORF-Jahresabschluss noch leicht positiv ausgefallen, für heuer dürfte sich das nicht ausgehen. ORF-Chef Roland Weißmann informierte die Stiftungsräte des Hauses zuletzt über ein drohendes Minus in Höhe von 17 Mio. Euro. Der Betrag dürfte sich bis Jahresende noch reduzieren, aber eine ausgewogene Bilanz wird sich voraussichtlich nicht ausgehen. Grund sind schwächelnde Einnahmen bei der TV-Werbung. Das Publikum soll die fehlenden Millionen nicht spüren.

Während der ORF derzeit mit der TV-Werbung hadert, entwickeln sich Radio- und Onlinewerbung gut, können den TV-Bereich aber nicht kompensieren, wie die APA erfuhr. Der ORF bekommt mit einer Gesetzesnovelle, die demnächst im Nationalrat beschlossen werden soll, mehr Möglichkeiten im digitalen Raum. Dass dadurch aber die Werbeeinnahmen steigen, ist unwahrscheinlich. Die Novelle sieht striktere Auflagen im Radiowerbebereich und eine Deckelung im Onlinebereich vor. Den Großteil des ORF-Umsatzes von rund einer Milliarde Euro machen Gebühreinnahmen aus. Diese werden ab 2024 in Form einer Haushaltsabgabe anstatt der gegenwärtigen gerätegekoppelten GIS-Gebühr eingehoben und sind somit sichergestellt.

Abseits der Finanzierung wird im ORF eifrig an einer Strategie 2030 gearbeitet. Diese ist mit "Ein ORF für alle" betitelt und soll bis Jahresende diskutiert und beschlossen werden. Ausgangspunkt ist eine Integral-Umfrage, wonach 75 Prozent der österreichischen Bevölkerung den ORF als eher oder sehr wichtig einstufen. Ein Viertel der Bevölkerung sieht das aber anders. Ziel des öffentlich-rechtlichen Medienhauses ist es nun, die 75 Prozent weiter gut zu bedienen, aber sich auch vermehrt um die 25 Prozent der Bevölkerung zu kümmern, die den ORF kritisch sehen.

Dafür will Weißmann auf einen userzentrierten Ansatz setzen. Eine Zielgruppenlandkarte soll laut der Strategie sichtbar machen, für welche Zielgruppen der ORF ausreichend Inhalte produziert und für welche noch zu wenig. Auf Basis der so definierten Angebotslücken soll eine Neuausrichtung der Flottenstrategie erfolgen. Um sich veränderten Sehgewohnheiten anzupassen, will sich der ORF schon seit längerer Zeit vom linearen Broadcaster zur Plattform entwickeln. Wesentlicher Baustein ist dafür ein "ORF-Player" oder auch eine "ORF-TVthek neu" - die Namensfindung ist noch nicht abgeschlossen.

Mit einer "Kultur der Verantwortung" soll sichergestellt werden, dass das Vertrauen der Öffentlichkeit erhalten bleibt. Dafür setzt der ORF verstärkt auf reflexiven Journalismus im multimedialen Newsroom. Marktforschung soll Auskunft darüber geben, wie das Publikum die Berichterstattung empfindet. Auch sind regelmäßige Feedbackschleifen in den Redaktionen vorgesehen, die überprüfen, ob der ORF etwa ausgewogen und schnell berichtet oder blinde Flecken in der Berichterstattung aufweist.

Eine derzeit arbeitende Ethikkommission soll ebenfalls die Glaubwürdigkeit des ORF stärken. Sie befasst sich mit Nebenbeschäftigungen oder auch Richtlinien für Social-Media-Auftritte. Im Oktober oder November könnte der Endbericht vorliegen.

Zuletzt beinhaltet die Strategie 2030 des ORF eine Dialogoffensive. So sollen neue Feedback-Mechanismen und Formate wie Bürgerforen geschaffen werden, um die Beteiligung des Publikums zu stärken. Zum Start ist eine Imagekampagne geplant.

ribbon Zusammenfassung
  • Im Vorjahr ist der ORF-Jahresabschluss noch leicht positiv ausgefallen, für heuer dürfte sich das nicht ausgehen.
  • ORF-Chef Roland Weißmann informierte die Stiftungsräte des Hauses zuletzt über ein drohendes Minus in Höhe von 17 Mio. Euro.
  • Der Betrag dürfte sich bis Jahresende noch reduzieren, aber eine ausgewogene Bilanz wird sich voraussichtlich nicht ausgehen.
  • Dafür setzt der ORF verstärkt auf reflexiven Journalismus im multimedialen Newsroom.