Open Air auf Burg Clam: Zucchero feierte Triumph-Zug
Souverän interpretierte der Altmeister seine Songs trotz tausendfacher Wiederholung mit einer Bühnenpräsenz, die schlicht bewundernswert ist - und mit einer immer noch kraftvollen Stimme. "Tradition" hat auch, dass Zucchero ein absolut grandioses Händchen bei der Auswahl seiner Live-Musiker besitzt. Neben Weggefährten aus den ersten Tagen der über 30-jährigen Karriere werden immer wieder einzelne Positionen mit neuem - stets grandiosem - Personal besetzt, derzeit seine neue "Background"-Sängerin aus Kamerun.
Aber vor allem vermittelt ein Zucchero-Konzert den zwingenden Eindruck, dass das Mississippi-Delta, der Raum News Orleans und die Poebene einen geografischen und kulturellen Schnittpunkt haben müssen. Mit wenigen Ausnahmen wie der stets beeindruckenden Ballade "Iruben Me" oder "Il Volo" vermischen sich die Stile permanent und prägen so den legendären Zucchero-Sound.
Doch so intensiv die Musik ist - etwa beim wuchtigen "Pene" oder dem Rausschmeißer "Diavolo in me" am Ende -, so wenig benötigt der Star große Gesten und liebt eher die dezenten Anspielungen. So war es wohl absolut kein Zufall, dass er auf Burg Clam mit einem himmelblauen Hut und einer Korn-gelben Lederjacke erschienen ist, also den Farben der ukrainischen Flagge.
Doch er ist nur ein subtiler Agitator in seinen Werken, wie etwa im religionskritischen Song mit dem skurril langen Titel "Solo una sana e consapevole libidine salva il giovane dallo stress e dall'Azione Cattolica". Und der Spaß am Leben soll auch nicht zu kurz kommen: "We must have fun sometimes!", ruft er ins Publikum. Ja, passt - "sometimes" halt, weil manchmal dominieren ja auch die sentimentalen bis traurigen Momente, wie im Welthit "Senza Una Donna", der letzten Zugabe, verewigt.
Zusammenfassung
- "Tradition" hat auch, dass Zucchero ein absolut grandioses Händchen bei der Auswahl seiner Live-Musiker besitzt.