Mit dem "Boot" nach Hollywood - Jürgen Prochnow wird 80
Prochnow war der "Kaleu", der Kapitänleutnant mit dem stechend-klaren Blick. Er konnte dank des Welterfolgs von "Das Boot" eine Karriere in Hollywood machen, wie sie nur ganz wenigen Deutschen gelungen ist. Seine Liste von Rollen in Theaterstücken und Filmen ist lang und facettenreich: vom Hunnenkönig Etzel bei den Wormser Festspielen bis zum Geliebten von Madonna in "Body of Evidence", von "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" bis "Der englische Patient". Kürzlich spielte er im Roadmovie "Der Alte und die Nervensäge" mit, bei den Hofer Filmtagen war er in "Eine Handvoll Wasser" zu sehen.
Der gebürtige Berliner lernte nach der Schule "erstmal was Ordentliches", wie man damals sagte: Bankkaufmann. Nach dem Schauspielstudium an der Folkwangschule in Essen zog es ihn ans Theater. Mitentscheidend für seine Film- und Fernsehkarriere waren in den 70er Jahren der "Tatort" und Wolfgang Petersen.
Der Regisseur engagierte ihn schließlich für den Film "Das Boot", der 1981 anlief und es sogar ins Oscar-Rennen schaffte. Prochnow gibt darin für seine Jungs an Bord einen väterlichen Kapitän, den "Alten". Sowohl die Kino- als auch die spätere Fernsehfassung wühlten viele Menschen auf. Die Lesarten waren unterschiedlich: Viele sahen die Adaption des Buchs von Lothar-Günther Buchheim als bewegenden Antikriegsfilm. "Zeit"-Kritiker Fritz J. Raddatz sprach hingegen von einem "politisch fragwürdigen Heldenepos".
Filmgeschichte ist "Das Boot" ohne Zweifel. Prochnow hadert nicht damit, dass er immer wieder darauf angesprochen wird, wie er deutlich macht. "Ich bin natürlich auf die Arbeit und den Erfolg des Films wahnsinnig stolz", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er hat viel Anerkennung für seine anderen Werke bekommen. Das macht das Dauer-Etikett wett.
Stolz ist Prochnow auch auf einen Film, der in der Gesellschaft etwas bewegt hat: In "Die Konsequenz" (1977) spielte er einen schwulen Mann, damals für einige skandalös. Der Bayerische Rundfunk blendete sich aus der Ausstrahlung aus. Homosexualität war da noch ein großes Tabuthema. "Dieser Film hatte einen ungeheuren Widerhall", sagte Prochnow. Unterschätzt wurde seiner Meinung nach "The Dry White Season" von 1989, hierzulande recht unbekannt. Das war ein Anti-Apartheidsfilm, den er mit seinem "großen Idol" Marlon Brando drehte, in London und Simbabwe, weil es in Südafrika aus politischen Gründen damals nicht ging. Für Prochnow ist es ein "ganz wichtiger und wertvoller Film".
Jahrzehntelang arbeitete er als Deutscher in Hollywood: Prochnow erlebte, wie es ist, dort ein Star zu sein. Er flog Erste Klasse, drehte mit Regisseuren wie David Lynch und Anthony Page, Schauspieler wie Harrison Ford und Eddie Murphy wurden seine Kollegen. Gerne wurde er mit seinem narbigen Gesicht als Bösewicht besetzt, aber auch für Komödien-Quatsch war er sich nicht zu schade.
Die Aufmerksamkeit, die neuen Einblicke: Das sei einzigartig und fantastisch gewesen, sagt Prochnow im Rückblick über seine Zeit in den USA. Eine Rolle hätte er gerne gehabt, aber bekam sie nicht - den Titelhelden in "Schindlers Liste" von Steven Spielberg. "Liam Neeson war hervorragend in der Rolle, muss man auch sagen, aber ich hätte das auch sehr gern gespielt."
Mittlerweile pendelt Prochnow, der in dritter Ehe verheiratet und Großvater ist, zwischen Berlin und dem Gardasee in Italien, wo er auch kurz vor seinem 80. Geburtstag ist. Sein Alter sieht er gelassen. Sportlich ist er mittlerweile nicht mehr so aktiv wie früher - das Knie. Er hält sich mit Schwimmen und Spaziergängen mit Beagle Pippo fit. Nach der Corona-Zwangspause stehen bald auch wieder Dreharbeiten an.
Die geplante große Feier zum 80. fällt wegen der Pandemie aus. Dafür plant seine Frau, die österreichische Schauspielerin Verena Wengler, eine Überraschung, wie Prochnow erzählt. "Was es ist, weiß ich nicht." Nach dem dpa-Telefoninterview will Prochnow noch schauen, ob das Wetter nach dem kalten Frühjahr mittlerweile gut genug für eine Runde im Pool ist. Das klingt nach einem schönen Leben, oder? "Ja, ich bin sehr glücklich."
Zusammenfassung
- Es ging unter Wasser los, mit dem düsteren "Ping", dem Peilgeräusch eines U-Boots.
- Wer es damals im Kino oder im Fernsehen gesehen hat, wird es nicht vergessen haben: "Das Boot" von Wolfgang Petersen war 1985 eine Sensation.
- Mehr als 20 Millionen Menschen bangten mit der Besatzung eines deutschen U-Boots im Zweiten Weltkrieg.
- Der Regisseur engagierte ihn schließlich für den Film "Das Boot", der 1981 anlief und es sogar ins Oscar-Rennen schaffte.