Media Forward Fund startet mit Journalismusförderung
Derzeit sehen sich weite Teile der Medienbranche mit einer Finanzierungskrise konfrontiert. "Einer der Hauptgründe sind veränderte Nutzungsgewohnheiten und der Rückgang des Printmodells. Teile des Journalismus haben sich zu lange darauf gestützt. Nun braucht es neue Geschäftsmodelle, die das wegbrechende Printmodell kompensieren", sagte MFF-Gründungsgeschäftsführer Martin Kotynek, der bis 2023 an der Spitze der "Standard"-Redaktion stand, im APA-Gespräch. Der Fund soll Medienmacher dabei unterstützen, mit neuen Geschäftsmodellen zu experimentieren. Förderfähig sind insbesondere Medien, die Lücken in der lokalen und überregionalen Berichterstattung füllen. Laut Kotynek gehe es um die Vermeidung von "Nachrichtenwüsten". "In den USA gibt es bereits Landstriche ohne unabhängigen Journalismus. Auch im deutschsprachigen Raum gibt es eine Entwicklung in diese Richtung. Das wollen wir vermeiden."
Die öffentliche Hand unterstützt Medien in Österreich derzeit etwa mit einer Presseförderung oder neuerdings einer Qualitätsjournalismusförderung. Aber: "Die österreichische Medienförderung ist kaputt und willkürlich. Sie fördert Konservierung und nicht Innovation", meinte Kotynek. Beim MFF sei "maximale Staatsferne" garantiert. "Es gibt eine Brandmauer zwischen den Geldgebern und jenen, die die Förderentscheidung treffen", erklärte der Geschäftsführer. Ist erst mal eine privatwirtschaftlich organisierte Struktur für Medienförderung etabliert, könne in Folge auch die öffentliche Hand als Förderer beim MFF einsteigen, so die Idee.
Mit an Bord des MFF sind elf Initiatoren - etwa die Schöpflin Stiftung, die Stiftung Mercator Schweiz, die Rudolf Augstein Stiftung oder auch die ERSTE Stiftung. Die Entwicklung des Funds wurde von der deutschen Bundesregierung mit einer Projektförderung unterstützt. Geplant sind drei Förderrunden pro Jahr, wobei für die Fördermittelvergabe Kriterien in den Bereichen Transformation, Nutzerzentrierung, Vielfalt, Unabhängigkeit und Qualität definiert wurden. Zusätzlich zur finanziellen Förderung bietet der Fund auch organisatorische Unterstützung - etwa zu Medienrecht oder zur Geschäftsmodellentwicklung.
Und warum ist Ex-"Standard"-Chefredakteur Kotynek beim MFF gelandet? "Ich habe meine gesamten Dreißiger in Chefredaktionen verbracht. Ich wollte jetzt mal etwas anderes machen", antwortete er. Nach seiner Tätigkeit beim "Standard" habe er sich Beratungsprojekten gewidmet - und dabei auch dem Aufbau des Media Forward Fund. "Am Ende kam die Frage, ob ich diesen auch leiten möchte. Bisher habe ich einzelnen Medien geholfen, die Transformation zu schaffen. Jetzt kann ich das journalistische Ökosystem in drei Ländern unterstützen", so Kotynek.
(S E R V I C E - www.mediaforwardfund.org)
Zusammenfassung
- Der Media Forward Fund (MFF) zur Förderung von Geschäftsmodellen im Qualitätsjournalismus wurde mit einem Volumen von sechs Millionen Euro gestartet.
- Pro Medium aus Österreich, Deutschland oder der Schweiz können maximal 400.000 Euro ausgezahlt werden, um die Vielfalt im Journalismus zu stärken.
- Der Fonds, der von Stiftungen, Impact Investoren und Privatpersonen finanziert wird, plant drei Förderrunden pro Jahr und garantiert maximale Staatsferne bei der Entscheidungsfindung.