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MAK zeigt mutige wie skurrile Animationen von Wong Ping

Rebellion wird zur Mode und ein Huhn mit Tourettesyndrom Polizist: Es sind skurril anmutende Geschichten, die Wong Ping mit durchaus mutigen Animationen erzählt. Vier Kurzfilme, in denen der Künstler aus Hongkong gesellschaftliche Probleme mit Beobachtungen und Fiktion verbindet sowie sexuelles Begehren mit Humor thematisiert, sind bis 31. März im Wiener MAK zu sehen. "Ich steige lieber auf die Linie, als sie zu übertreten", betonte Wong Ping im APA-Gespräch.

Wenn man eine Linie überschreitet, erwecke das stets Missverständnisse, führte der 39-Jährige weiter aus. "Aber auf die Linie zu treten, regt dein Hirn an." In seiner Arbeit thematisiert er u.a. unterdrückte Fantasien, Angst vor Versagen, sozialen Druck und politische Spannungen. Verpackt ist das alles in Cartoons, die mit farbenfroher Popsprache und kindlicher Ästhetik nicht geizen. Motive aus Videospielen und aus der Werbung oder etwa Symbole aus Google Maps treffen auf durchaus explizite Bilder, deren Animation an das frühe Internetzeitalter erinnert.

Der Titel der Schau, "Wong Ping edging", ist sexuell konnotiert (edging: das kontrollierte Hinauszögern des Höhepunkts), sei aber "als Metapher für die prekäre Lage zu lesen, in der sich Hongkong politisch und gesellschaftlich befindet", hieß es am Dienstagabend bei einem Pressegespräch. "Am Anfang war die Stadt natürlich ein großer Einfluss", sagte der Autodidakt im Interview mit der APA. "Je mehr ich mich entwickle, beeinflusst sie mich zwar weiter, aber eher in einem globalen Kontext. Ich betrachte gerne das weltweite soziale Verhalten, auch das Online-Verhalten, das interessiert mich. Ich denke daher, meine Storys haben auch außerhalb von Hongkong Gültigkeit."

Eigentlich fokussiere er sich mehr auf die Geschichte als auf die Animation, so Wong Ping. Über Kunst hätte er sich zunächst keine Gedanken gemacht, weil ihm der diesbezügliche Background fehlte. "Ich hatte einen Blog, in den Tagen als Blogs noch angesagt waren", schmunzelte Wong Ping. "Dort schrieb ich meine Geschichten nieder. Irgendwann kombinierte ich diese mit Animation und postete das Ganze online. Animation erwies sich für mich als Medium als sehr praktisch, denn ich kann alles selbst machen - ich brauche nur meinen Laptop. Für mich ist das noch immer ein Weg, mich auszudrücken. Nein, eigentlich weniger mich selbst auszudrücken, als meine Beobachtungen zu teilen."

Die groteske Bildsprache ermöglicht dem Künstler so manche Provokation. "Ich fand das zunächst verwirrend, wenn die Leute lachten, wenn ich in den Videos schreckliche Dinge sagte", erzählte er. "Das erlaubte mir allerdings, immer verrückter und unbekümmerter vorzugehen - eben weil die Leute Cartoons nicht so ernst nehmen." Doch stets liegt darunter ein ernstes Motiv: Wenn etwa ein Chamäleon in einem Video auftaucht, das ständig seine Hautfarbe ändert und so Diskriminierung entkommt.

Die vier Shorts mit einer Dauer von neun bis 15 Minuten werden im MAK in einer eigens vom Künstler konzipierten Rauminstallation gezeigt. Das Publikum nimmt auf einem dreistufigen Podium Platz, umgeben von vier großen Screens. "Von der Ferne aus betrachtet, schaut das aus wie eine Filmszene", zeigte sich Wong Ping vom Setting angetan.

(S E R V I C E - "Wong Ping edging" im MAK Contemporary, Kuratorin Marlies Wirth, 25.10.23-31.3.24, Di 10-21 Uhr, Mi-So 10-18 Uhr, www.mak.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Rebellion wird zur Mode und ein Huhn mit Tourettesyndrom Polizist: Es sind skurril anmutende Geschichten, die Wong Ping mit durchaus mutigen Animationen erzählt.
  • "Ich steige lieber auf die Linie, als sie zu übertreten", betonte Wong Ping im APA-Gespräch.
  • Irgendwann kombinierte ich diese mit Animation und postete das Ganze online.
  • "Von der Ferne aus betrachtet, schaut das aus wie eine Filmszene", zeigte sich Wong Ping vom Setting angetan.