Linzer Publikum begeistert von Opern-Doppelpack
Als Italiener liegt Enrico Calesso am Pult des famos musizierenden Bruckner Orchesters Linz die leidenschaftliche Melodik der beiden Kurzopern sprichwörtlich im Blut. Mit großer Geste aber auch subtiler Intensität feuerte er Musiker, Solisten und Chöre zu Höchstleistungen an. Merkliche Nuancen entstanden auch durch die unterschiedlichen Positionen das Orchesters - bei "Cavalleria" hochgestellt, für "Bajazzo" dann abgesenkt.
In der Partie der Santuzza (in "Cavalleria") beeindruckte als Gast Elena Batoukova-Kerl mit hochdramatischem Sopran und strahlender Höhe. Mit ihrem Einsatz in beiden Opern überzeugten Sung-Kyu Park (Turiddu und Canio) und Adam Kim (Alfio und Tonio) packend und makellos. Eine auch körperlich enorme Leistung. Verlässlich ergänzten in "Cavalleria" Christa Ratzenböck (Lucia) und Angela Simkin (Lola) das Solistenquintett. Wie in jeder ihrer bisherigen Linzer Partien jubelte das Publikum Erica Eloff auch als Nedda im "Pagliacco" zu. Neu im Linzer Opernensemble gefiel Alexander York als Silvio im Duett mit Nedda. Publikumsliebling Matthäus Schmidlechner blieb es auch als Komödiant Peppe. Wie immer klangmächtig und präzise der Chor - Extrachor sowie Kinder- und Jugendchor des Landestheaters (einstudiert von Elena Pierini und David Alexander Barnard).
Inszenierung (Alexandra Liedtke) und Raimund Orfeo Voigt (Bühne) siedelten beide Opern in etwas erhöhten schachtelartigen, nahezu leeren (bis auf das "Künstlerzimmer" der Komödianten in "Bajazzo") und nebeneinander verschiebbaren Räumen an. Vorrang also für die Personenführung, die, besonders die Chöre betreffend, auch statische Bilder (etwa zum Auftakt der Komödie in "Bajazzo") lieferte. Der österliche sizilianische Kirchgang in "Cavalleria" geriet zum beklemmenden religiösen Ritual. Die heutigen Kostüme (von Su Bühler) ließen erahnen, dass die Handlung der Opern durchaus auch gegenwärtig stattfinden könnte. Mascagnis und Leoncavallos Melodienreichtum hat auch nach rund 120 Jahren seit den Uraufführungen nichts an Anziehungskraft und Popularität eingebüßt.
(Von Wolfgang Katzböck/APA)
(S E R V I C E - "Cavalleria Rusticana", Oper von Pietro Mascagni, Libretto von Giovanni Targioni-Tozzetti und Guido Menasci. Mit: Elena Batoukova-Kerl/Manuela Leonhartsberger (Santuzza), Sung-Kyu Park (Turridu), Christa Ratzenböck (Lucia), Adam Kim (Alfio), Angela Simkin (Lola), Christian Körner/Philipp Teufelberger (Lolas Sohn). "Pagliacci" ("Der Bajazzo"), Oper von Ruggero Leoncavallo (Musik und Text), mit: Erica Eloff/Ilona Revolskaya (Nedda), Sung-Kyu Park (Canio), Adam Kim (Tonio), Matthäus Schmidlechner/Jonathan Hartzendorf (Peppe), Martin Achrainer/Alexander York (Silvio). Leading Team für beide Teile - Musikalische Leitung: Enrico Calesso, Inszenierung: Alexandra Liedtke, Bühne: Raimund Orfeo Voigt, Kostüme: Su Bühler. Weitere Vorstellungen am 23. November, 3., 7., 21. und 26. Dezember, Musiktheater Linz, Großer Saal. www.landestheater-linz.at)
Zusammenfassung
- Mit explosionsartigem Jubel hat das Linzer Premierenpublikum die Neuinszenierung der packenden Eifersuchtsdramen "Cavalleria rusticana" und "Pagliacci/Der Bajazzo" am Samstag im Linzer Musiktheater quittiert.
- Nach zwanzig Jahren war es hoch an der Zeit, das populäre Opern-Doppelpack wieder den Fans zu präsentieren.
- Neu im Linzer Opernensemble gefiel Alexander York als Silvio im Duett mit Nedda.