Lenny Kravitz flutet Wiener Stadthalle mit Rock'n Roll
Es soll ja Rock-Fans und -Kritiker geben, die Lenny Kravitz spöttisch als egomanischen Rock'n Roll-Poser sehen. Und das aktuelle Album "Blue Electric Light" aus dem Vorjahr liegt weit überwiegend tatsächlich deutlich hinter dem "Kravitz-Standard" zurück, um es höflich zu formulieren. Aber live bleibt der exzentrische US-Star weiterhin der "Minister of Rock'n Roll", wie er mit dem gleichnamigen Song schon in der Anfangsphase des Abends klarstellte. Da regiert auf der Bühne Kraft pur, von Mr. Kravitz himself ebenso wie von der großartigen neunköpfigen Band mit seinem musikalischen Langzeit-Weggefährten Craig Ross an der Gitarre.
Und so gab es in der Stadthalle - wie schon auf Burg Clam im vergangenen August - ein einziges Hit-Gewitter vom Feinsten. Natürlich lag das auch daran, dass Lenny Kravitz nur wenige aktuelle Nummern in sein Programm eingestreut hat, von denen "TK421" auf der Bühne wenigstens angenehm heftiger als in der Studioversion daherkam. Der große Rest des Programmes war quasi Kravitz wie er leibt und bebt: der Opener "Bring It On" gleich messerscharf, "Low" mit einem tollen Groove, "The Chamber" bombastisch wie immer.
Kurz trat Kravitz mit ein paar Balladen ("I Belong To You", "Stillness Of Your Heart" und Believe") auf die Adrenalin-Bremse - aber das hymenartige "It Aint Over 'Til It's Over" läutete das fulminante Grande Finale ein: "Again", "American Woman", "Fly Away" und schließlich "Are You Gonna Go My Way" - letzteres gnadenlos auf erdigen Rock'n Roll reduziert: die spektakulären LED-Rückwände schwarz, nur ein paar Scheinwerfer-Spots verfolgten die Musiker, und Kravitz knüppelte sich gemeinsam mit zwei Gitarristen und seiner Schlagzeugerin Posen-frei und knochenhart durch den Klassiker.
Dafür geriet dann die Zugabe zu einem einzigen Bad in Liebesgefühlen: "Let Love Rule" als zehnminütiges kollektives Erlebnis von Star und Fans, als sich Lenny Kravitz tatsächlich seinen Weg singend mitten durch die dicht gedrängten Fanmassen bahnte. Und, natürlich: Alle haben mitgesungen.
Zusammenfassung
- Obwohl sein aktuelles Album hinter den Erwartungen zurückbleibt, bewies Kravitz live seine Qualitäten als 'Minister of Rock'n Roll'. Besonders der Song 'TK421' kam live kraftvoller als in der Studioversion zur Geltung.
- Die Zugabe 'Let Love Rule' wurde zu einem zehnminütigen kollektiven Erlebnis, bei dem Kravitz singend durch die Menge ging und das Publikum begeistert mitsang.