Kunsthaus Graz zeigt Wiener, Roth und Rosenberger
"Von weit weg sieht man mehr" ist der Titel der Ausstellung mit Arbeiten von Ingrid Wiener und Martin Roth. Sie fügt Werke der beiden zusammen, obwohl die Ausdrucksweisen kaum unterschiedlicher sein könnten. Wiener webt, zeichnet, schreibt und macht Fotos aus dem Flugzeug. Roth hingegen begann mit der Malerei, weitete sie aus, baute Landschaften und widmet sich der Konzeptkunst und Minimal Art aus der Perspektive alles Lebendigen. Er gestaltete Teppiche, bewachsen mit Gras, zeigte Tiere als Arbeiter künstlich sauberer Welten, Enten, die das Studio vermessen. Was die beiden eint, ist ein immer aufs Neue staunender Blick aus der Distanz.
Zu sehen sind Ingrid Wieners Traumzeichnungen, einige ihrer wichtigsten Gobelins von 1985 bis 2023, außerdem Fotos und verschiedene Filme. Ihren Arbeiten werden eine Reihe interaktiver und reaktivierter Soundinstallationen, Filme und zweidimensionaler Arbeiten von Martin Roth gegenübergestellt, der in seinem Kunstschaffen bis 2019 dem Organischen, und zwar sowohl dem Tier als auch der Pflanze, tragende Rollen einer Mitarbeit überträgt.
2021 wurde die Arbeit "In October 2019 I Listened to animals imitating humans" - ein Trümmerfeld mit zerstörten Denkmälern, aus dem Pflanzen sprießen und Vögel Handytöne imitieren - im Kunsthaus Graz reaktiviert. Sie bildet nun ein Zentrum der Ausstellung. "Mir war es wichtig, zwei Positionen, die sich mit dem Begriff der Umwelt befassen, die längst fällige Aufmerksamkeit zu geben. Durch das Archiv Martin Roth, das seit seinem Tod hauptsächlich in Graz angesiedelt ist, ist es gelungen, eine Ausstellung zu machen, die zwei Positionen vereint und ein generationenüberspannendes, kooperatives Projekt einer erweiterten Wahrnehmung von Welt geworden ist", erläuterte Katrin Bucher Trantow, die zusammen mit Michaela Leutzendorff Pakesch die Ausstellung kuratiert hat.
Unter dem Titel "Schatten, Lücken, Leerstellen" zeigt das Kunsthaus Isa Rosenbergers historiografischen Zugang, der die Geschichtsschreibung selbst in den Blick nimmt. Mit ihren filmisch-installativen Arbeiten begibt sie sich auf Spurensuche nach dem Vergessenen, dem Verdrängten, oftmals feministischer, jüdischer Frauengeschichte. Sie arbeitet häufig mit dem Mittel der Montage, und dieses Prinzip wird auch auf die Ausstellung übertragen, indem Vorhänge, Sockel oder Wandpaneele Werksbestandteil und gleichzeitig strukturierendes Element der Schau sind. Es ist die bisher umfassendste Ausstellung der Künstlerin, die neben sechs älteren Arbeiten auch eine Neuproduktion zeigt. Alexandra Trost hat die Ausstellung zusammen mit der früheren Kunsthaus-Chefin Barbara Steiner kuratiert, die nun das Bauhaus Dessau leitet. "Im Rahmen der Residenz von Isa Rosenberger am Bauhaus ist eine neue Arbeit entstanden, die erstmals in Graz gezeigt wird", verwies Steiner auf die Zusammenarbeit.
(S E R V I C E - www.museum-joanneum.at)
Zusammenfassung
- Zwei Ausstellungen im Grazer Kunsthaus zeigen Arbeiten von Künstlerinnen und einem Künstler, die sich mit unterschiedlichen Mitteln mit Zeit und Raum, der sich verändernden Welt, aber auch Frauengeschichte beschäftigen.
- Ingrid Wiener und Martin Roth zeigen den Menschen am Rande einer sich stets verändernden Welt, während Isa Rosenberger unter anderem vergessener, oft feministisch jüdischer Frauengeschichte nachspürt.