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Kollektiv AKT und Hermann Czech 2023 auf Architekturbiennale

Das Architekturkollektiv AKT und der Wiener Architekt Hermann Czech (85) gestalten im nächsten Jahr in einer generationenübergreifenden Kollaboration den österreichischen Beitrag auf der 18. Architekturbiennale von Venedig, die von 20. Mai bis zum 26. November 2023 stattfinden wird. Das gab Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien bekannt. Insgesamt waren im Zuge der Ausschreibung 18 Bewerbungen eingegangen.

Das gemeinsam entwickelte Projekt "Beteiligung / participation" soll nicht nur eine Ausstellung sein, sondern "vielmehr ein gesellschaftlich wirksamer temporärer Umbau" des österreichischen Pavillons, wie es heißt. Im Zentrum des architektonischen Eingriffes sollen die Gegensätze zwischen "öffentlich/privat", "zugänglich/nicht zugänglich" und "gemeinschaftlich/individuell" stehen. Im Fokus stehe dabei der direkt an die Giardini angrenzende Stadtteil Sant'Elena, der als einer der wenigen noch überwiegend von lokaler Bevölkerung bewohnt werde. AKT und Hermann Czech wollen durch die historische Grenzmauer brechen und so "die Trennung zwischen Biennale und Stadt" aufheben. Dafür wird der symmetrische Pavillon in zwei Haupträume geteilt, wobei der eine nur aus den Giardini, der andere ausschließlich aus dem Stadtteil betreten werden kann. Obwohl die jeweils andere Seite nicht direkt erreicht werden kann, sollen die jeweiligen Besucher einander sehen und hören können.

Im Vorfeld habe man bereits zahlreiche Gespräche mit der lokalen Bevölkerung geführt, so Flora bei der Vorstellung des Konzepts. Den Bewohnerinnen und Bewohnern von Sant'Elena mangle es an Versammlungsorten. Einen solchen will man nun mit der Öffnung des Pavillons zur Verfügung stellen. Jener Teil, der von der Biennale aus zugänglich ist, soll sich auf einer Metaebene mit Themen wie Beteiligung auseinandersetzen. Während der Zugang zum Pavillon auf die Dauer der Biennale begrenzt ist, erhofft sich Czech zumindest eine soziale Nachhaltigkeit, wie er am Donnerstag betonte. "Hier meine ich sowohl die Vernetzung im Stadtteil als auch ein stärkeres Bewusstsein und Aufmerksamkeit von außen", so der Architekt. Genehmigt ist der Durchbruch vonseiten der Biennale-Leitung noch nicht, man zeigte sich aber optimistisch.

Das siebzehnköpfige Kollektiv AKT verfolgt laut Selbstdefinition das Ziel, "die unabhängige und utopische Produktion von Raum zu fördern". Zum Kollektiv gehören u.a. Gerhard Flora, Lena Kohlmayr, Susanne Mariacher und Harald Trapp. Der Wiener Architekt Hermann Czech, der sich auch als Theoretiker, Lehrender und Ausstellungsgestalter hervorgetan hat, war zuletzt etwa an der Neugestaltung des Sigmund Freud Museums im Jahr 2020 beteiligt. Zu seinen verwirklichten Bauten zählen u. a. die Blockbebauung an der Wendeanlage der U3 in Wien-Ottakring (1997), eine Fußgängerbrücke im Wiener Stadtpark oder das Hotel Messe Wien (2005). Hinzu kommen Umbauten wie die Winterverglasung der Loggia der Wiener Staatsoper (1994). Bekannt wurde Czech auch durch eine Vielzahl von Gastroarchitekturen wie das "Kleine Cafe" (1970 und 1974), die "Wunder-Bar" (1976), das "Salzamt" (1983) oder das "Theatercafe" (1998 und 2010). Seine Arbeiten waren bereits bei den Architekturbiennalen 1980, 1991 und 2000 in Venedig vertreten.

"Ich glaube, dass gerade die Architekturbiennale einen ungemein wichtigen Beitrag zum Diskurs leistet", unterstrich die Staatssekretärin. Gerade die vergangenen zwei Jahre hätten verdeutlicht, "was Architektur bedeutet", so Mayer in Hinblick auf die Qualität von Wohn- und Arbeitsräumen sowie Zugänglichkeit von öffentlichem Raum. "Der ausgewählte Beitrag begeistert uns, da er sich einerseits der sehr aktuellen Frage der Nutzung öffentlichen Raums stellt, somit auch Fragen der Beteiligung oder dem Recht auf Stadt", erläuterte Jurymitglied Tulga Beyerle, Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg. "Gleichzeitig lebt das Projekt von dem sehr präzisen Eingriff in den österreichischen Pavillon - der Trennung und Öffnung von eleganter architektonischer Qualität, kombiniert mit Humor und Leichtigkeit."

Seit 2019 wird das kuratorische Konzept für den Pavillon ausgeschrieben, eine Jury wählt die Beiträge in einem mehrstufigen Verfahren aus. Das Kollektiv AKT und Hermann Czech setzten sich gegen 17 weitere Bewerber durch. 2021 war der Pavillon - nach der pandemiebedingten Verschiebung um ein Jahr - vom Duo Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer unter dem Titel "Platform Austria" bespielt worden.

(S E R V I C E - 18. Architekturbiennale von Venedig, 20. Mai bis 26. November. www.a-k-t.eu, https://www.labiennale.org/)

ribbon Zusammenfassung
  • Insgesamt waren im Zuge der Ausschreibung 18 Bewerbungen eingegangen.
  • Zum Kollektiv gehören u.a. Gerhard Flora, Lena Kohlmayr, Susanne Mariacher und Harald Trapp.