Kim Petras verwandelt Ängste in Popsongs
Zuletzt hatte Petras im Februar mit ihrem historischen Grammy-Gewinn Schlagzeilen gemacht. Zusammen mit dem britischen Sänger Sam Smith wurde sie für den Clubhit "Unholy", der bei Spotify mittlerweile fast 1,2 Milliarden Mal gestreamt wurde, als bestes Pop-Duo ausgezeichnet. Damit ist sie die erste Transfrau in der Geschichte der Grammys, die in dieser Kategorie gewinnen konnte.
Die 30-Jährige ist bekannt für ihre breite Stimmfarbe. Auf dem neuen Album sind 15 Songs, die die Pop-Stimmung der heutigen Zeit treffen. "'Feed the Beast' ist für mich Sachen zu machen, vor denen man Angst hat", sagt die Künstlerin im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur.
Vor ihrem Hit mit Sam Smith habe sie selbst Angst gehabt, "dieses Pop-Spiel zu spielen", so Petras - also den Anforderungen der Popwelt gerecht zu werden. "Ich versuche nicht, dem gerecht zu werden, sondern ich mache einfach die Musik, die ich machen will", erzählt sie. "Und dann ist 'Unholy' passiert und auf einmal war es so: Okay, vielleicht bin ich nicht so strange." Mit der Aufmerksamkeit kämen aber auch die Schattenseiten: "Leute haben auf einmal ganz viele Meinungen darüber, wie du aussiehst, wenn du einen Hitsong hast. Was ganz komisch ist. Ich mache ja Musik, um Musik zu machen."
Aufgewachsen in einem beschaulichen Ortsteil von Hennef im Rheinland, lernte Petras Englisch unter anderem vorm Fernseher: durch die Untertitel bei Musiksendungen. "Früher war ich super besessen von amerikanischem Pop", sagt sie. Vor allem die Musik der Jahrtausendwende, etwa von Britney Spears, hat es ihr angetan. "Ich liebe die 2000er für immer", erzählt sie. Das spürt man auch auf "Feed the Beast". "Jetzt auf diesem Album bin ich voll darauf gegangen, einfach die größten Popsongs zu machen, die ich machen konnte", sagt Petras.
"Jeder Song ist quasi ein anderes Biest für mich", erzählt die Sängerin. "King of Hearts" soll für sie "Rache an Leuten" thematisieren, aber es geht auch um Sex. "'Claws' ist ein Song über Liebe, vor der ich Angst habe." Der Song "Uh Oh" gehe über das Ego, "sich selbst zu toll zu finden". Auf dem Album findet sich außerdem das bereits als Single veröffentlichte "Alone" mit Nicki Minaj.
Mit "Feed the Beast" will Petras nicht nur an ihre Vorbilder anknüpfen, sondern auch etwas Neues in die Popszene einbringen. Sie habe als Songwriterin einen großen Schritt gemacht und sich getraut, neue Sachen auszuprobieren, sagt sie. Zum Beispiel hat sie – oft kommt das nicht vor – mit "1000 Teile" einen Song auf Deutsch aufgenommen. Der ist zwar noch nicht auf der ersten Veröffentlichung, soll aber vielleicht später auf der Deluxe-Version erscheinen. "Ich bin immer offen, was auf Deutsch zu machen, weil es eigentlich total die schöne Sprache ist und ich das manchmal vermisse."
In ihre Heimatregion kommt Petras, die längst in den USA lebt, heute nur noch selten. Sie möge die Landschaft, sie möge viele der Leute - mit der Gegend verbindet Petras, die durch ihre Geschlechtsangleichung bereits im Teenageralter bekannt geworden ist, aber nicht nur positive Erinnerungen. "Klar, in meiner Schule war es schwer, aber es wird immer schwer sein für ein transsexuelles Kind, in der Schule zu sein." Verantwortung dafür sieht sie heute in erster Linie bei den Medien: "Eigentlich war es ein Riesending, weil es die Presse war, die sich über mich lustig gemacht hat, die über meine Geschichte falsch geschrieben hat." Deswegen hätten sie die Leute in der Schule nicht gemocht, "weil es halt 'freaky' war."
Bei der Tour zu "Feed the Beast" sind bisher Termine in den USA und in Brasilien angesetzt. Wahrscheinlich toure sie Anfang 2024 aber auch in Europa, sagt Petras.
Zusammenfassung
- Ungefähr 40 Autominuten von Köln, im 3.000-Seelen-Dorf Uckerath, liegen die Wurzeln einer internationalen Pop-Ikone: Kim Petras.
- Die Sängerin veröffentlicht am Freitag ihr Album "Feed the Beast".
- Zuletzt hatte Petras im Februar mit ihrem historischen Grammy-Gewinn Schlagzeilen gemacht.
- "'Feed the Beast' ist für mich Sachen zu machen, vor denen man Angst hat", sagt die Künstlerin im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur.