Karfreitagskonzert in Grafenegg voll Schmerz und Trauer
Ausgehend von Mariendarstellungen des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald und dem mittelalterlichen liturgischen Hymnus "Stabat mater dolorosa" erläuterte Perner die "Heilwirkung", die angesichts menschlichen Leids von Solidargemeinschaft, individuellem Beistand, Vorbildern, Natur, Tieren oder Kunst ausgehen kann. Dabei unterschied sie zwischen Mitgefühl (Empathie) und Identifikation, wie sie beim Helfersyndrom auftrete, und betonte die "Wirkkraft der Atmung" bei starken Belastungen. Perners nüchternes Resümee: Resilienz kann man nicht trainieren, sondern allenfalls in Krisensituationen erlernen.
Der erste Teil des Konzerts begann mit Antonio Vivaldis Konzert für Oboe, Chalumeau, Violine, zwei Violen, Violoncello, Streicher und Basso continuo B-Dur RV579, kurz "Concerto funebre", ein nur zehnminütiges Werk mit bemerkenswerten harmonischen und vor allem polyphonen Fugato-Passagen, die Vivaldis kontrapunktische Meisterschaft belegen. Beim folgenden "Stabat mater" erntete die britische Mezzosopranistin Stephanie Wake-Edwards als Solistin mit wendig schattierter, leicht tremolierender Stimme reichlichen Beifall.
Nach der Pause ging es mit Joseph Haydn weiter, wobei sich Biondi nicht nur als fabelhafter Violinsolist vom Pult aus, sondern auch als eleganter, die Dynamik fein und lebendig abstufender Dirigent erwies. Da zeigt sich natürlich die jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Alten Musik und der historischen Aufführungspraxis. Mit der "Sturm und Drang"-Symphonie "La Passione" fand der Abend seinen stimmigen Abschluss. Beim Osterkonzert am Sonntag gastiert die Camerata Salzburg mit dem Pianisten Fazil Say.
(S E R V I C E - Grafenegg, Tickets und Information: Tel. 02735/5500, grafenegg.com)
Zusammenfassung
- Beim Karfreitagskonzert im Rahmen des Schlossklänge-Zyklus im Auditorium Grafenegg standen datums- und aktualitätsgemäß die Themen Schmerz und Trauer im Mittelpunkt.
- Das Tonkünstler-Orchester unter Fabio Biondi brachte Werke von Vivaldi und Haydn zu Gehör, davor steuerte die Psychotherapeutin und evangelische Pfarrerin Rotraud A. Perner entsprechende Betrachtungen bei.