APA/ImPulsTanz/John Hogg

Jubel um Dada Masilos "The Sacrifice" bei ImPulsTanz

Dada Masilo ist gerade einmal Mitte 30 und trotzdem seit Jahren ein hell leuchtender Stern am internationalen Tanzhimmel. Für ihre Adaptionen von Ballettklassikern wie "Schwanensee" oder "Giselle" wurde sie 2014 bzw. 2017 auch in Wien gefeiert. Hier hatte am Mittwochabend nun ihre jüngste Arbeit "The Sacrifice", eine vor Energie strotzende Anlehnung an "Le sacre du printemps", Österreich-Premiere. Und die Aufführung geriet erneut zum Triumph - Standing Ovations inklusive.

Dabei hätte sich im so gut wie ausverkauften Volkstheater bald Enttäuschung breitmachen können. Denn Masilo selbst, das wurde im Verlauf dieses ImPulsTanz-Abends zunehmend Gewissheit, suchte man auf der Bühne vergebens. Eine bedauerliche Überraschung insofern, als die südafrikanische Choreografin in ihren Produktionen bisher stets auch selbst getanzt hatte und bei "The Sacrifice" ebenfalls als Teil des Ensembles angekündigt war. Eine Knöchelverletzung habe ihren Auftritt kurzfristig verhindert, hieß es beim Festivalteam auf APA-Nachfrage.

Zu sehen bekam man jedenfalls Masilos wuchtige und mitreißende Inszenierung. Wobei die gebürtige Johannesburgerin, Jahrgang 1985, nicht einfach eine mit afrikanischem Stempel versehene Blaupause des 1913 uraufgeführten Skandalwerks von Igor Strawinsky und Vaslav Nijinsky rund um eine sich zu Tode tanzende Jungfrau im heidnischen Russland auf die Bühne gestellt, sondern sich vom "Frühlingsopfer" vielmehr motivisch inspirieren hat lassen. Vom Original blieb also nicht viel übrig - allerdings: Das Opferritual spielte auch - nomen est omen - bei "The Sacrifice" (deutsch: Das Opfer) eine Rolle.

Düster geriet die gut einstündige Aufführung deshalb aber nicht - und das trotz des Geflechts aus kahlen Ästen, das pausenlos auf die ansonsten leere Bühne projiziert wurde. Ganz im Gegenteil: Über weite Strecken wird hier das Leben gefeiert. Diese Übung gelingt insofern, als Masilo ihre elf Tänzerinnen und Tänzer den traditionellen Tswana-Tanz aus Botswana lernen ließ, der sich an den Bewegungen kleiner Tiere orientiert und wahnsinnig kraftvoll und ausdrucksstark wirkt.

Dazu kommen Elemente des klassischen Balletts - Pirouetten werden reichlich gedreht - und Choreografien, die einen an Street Dance denken lassen. Beeindruckend ist, wie das Ensemble selbst in den ekstatischsten Momenten, in denen die Körper nur noch zucken, sich im Stakkato oder Vorspulmodus bewegen, seine Geschmeidigkeit behält.

Mindestens ebenso wunderbar wie die Körperarbeit ist an dieser Produktion der musikalische Part. Tlale Makhene, Leroy Mapholo und Nathi Shongwe sorgen vom Bühnenrand aus mit Keyboard, Geige, Rhythmusinstrumenten und Maultrommel für selten dissonante, öfter zwischen Pop und Traditionals changierende Sounds. Dazu jubiliert oder wehklagt - je nach Bühnengeschehen - die mit allen Gospel-Wassern gewaschene Stimme von Ann Masina. Sie ist es auch, die mit einer berückenden A-Capella-Darbietung vor einem inzwischen leblosen Frauenkörper den Abend beendet.

Nach dem finalen Blackout schaffte es Dada Masilo mit etwas unsicherem Gang dann doch noch auf die Bühne, um sich gemeinsam mit dem Team den stürmischen wie verdienten Schlussapplaus abzuholen. Ob sie in einer der drei noch angesetzten Vorstellungen doch noch tanzen wird können, würden für Donnerstag angesetzte ärztliche Untersuchungen zeigen, hieß es.

(S E R V I C E - "The Sacrifice" von Dada Masilo. Weitere Aufführungen am 29., 30. und 31. Juli, 21 Uhr, im Volkstheater; www.impulstanz.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Dada Masilo ist gerade einmal Mitte 30 und trotzdem seit Jahren ein hell leuchtender Stern am internationalen Tanzhimmel.
  • Für ihre Adaptionen von Ballettklassikern wie "Schwanensee" oder "Giselle" wurde sie 2014 bzw. 2017 auch in Wien gefeiert.
  • Dabei hätte sich im so gut wie ausverkauften Volkstheater bald Enttäuschung breitmachen können.
  • Weitere Aufführungen am 29., 30. und 31. Juli, 21 Uhr, im Volkstheater; www.impulstanz.com)