Jamie Cullums Europa-Tourstart im Konzerthaus: ein Triumph
Jamie Cullum hat in den 20 Jahren seiner Karriere das Image des ewig jungen Popstars unter den Jazzstars perfekt kultiviert. Was den mittlerweile 42-Jährigen mit Aussehen und Bühnenperformance eines halb so alten Rookies von vielen der meist rasch verglühenden Mainstream-"Pop-Kometen" gravierend unterscheidet: Er hat eine mächtige Stimme und beherrscht ein Instrument auf höchst professionellem Niveau - in seinem Fall: das Piano. Ebenso wichtig: der Schalk im Nacken, eine strahlende Leichtigkeit und ein gänzlicher Mangel an Respekt vor Altehrwürdigem - wie etwa dem Bösendorfer-Konzertflügel, den er mehrfach erkletterte.
Jamie Cullum versprüht live einfach eine unbändige Spielfreude, egal ob er Eigenes wie das groovige "Bury A Friend" spielt, seine Band einen trockenen Funk hinknallt oder er selbst am Piano stilistisch Professor Longhair aus den Bayous von New Orleans aufleben lässt. Ebenso authentisch sind aber umgekehrt auch die vereinzelten, eher getragenen Klassiker: Cole Porters "I Get The Kick Out of You" etwa und am Dienstag ganz besonders der Dinah Washington-Hit "What A Difference A Day Makes", atmosphärisch hochdicht am Solo-Piano.
Im letzten Drittel passierte dann etwas, was der Große Saal des Konzerthauses tatsächlich noch niemals in dieser Ausprägung erlebt hat: Cullum und seine stilsichere siebenköpfige Combo bogen vollends in Richtung Latin und Funk ab - und alle, wirklich alle im Publikum tanzten und hüpften rhythmisch mit, und das in einem fix plüsch-bestuhlten Saal. Geheimtipp: Einige wenige Restkarten gibt es noch für den zweiten Cullum-Abend im Konzerthaus am Donnerstag (24.3.).
Zusammenfassung
- Im vierten Anlauf hat es geklappt: Nicht am 23. April 2020, sondern am Dienstagabend spielte Jamie Cullum erstmals im Wiener Konzerthaus.