Harald Schmidt sieht Trump "sehr, sehr gerne"
Wo er ist, ist deutsche Fernsehgeschichte mit Legenden- und Ikonenstatus. Scharfzüngigkeit, Wortwitz und Schlagfertigkeit waren und sind seine ständigen Begleiter. Im APA-Interview lässt Harald Schmidt wissen, dass er Donald Trump "sehr, sehr gerne sieht", ihm der in Verruf geratene Gerhard Schröder "in gewisser Weise imponiert", die Medien "gegen den Untergang kämpfen" und er nur dann ein Show-Comeback feiert, wenn in Österreich wieder die Monarchie ausgerufen wird.
Im Anschluss lieferte Schmidt erneut den Beweis, dass ein Großmeister wie er sich auch - perfekt abgestimmt - auf eine Kleinkunstbühne redimensionieren lässt. Zum zweiten Mal gastierte er - im "Doppel-Zwiegespräch" mit Intendant Hakon Hirzenberger - beim Theaterfestival "Steudltenn" im Zillertal. Ein viel beklatschter Parforceritt der Marke Schmidt, Lachtränen inklusive.
APA: Herr Schmidt, ihr Blick von außen auf Österreich fällt wie aus?
Harald Schmidt: Absolut positiv. Der Aktienmarkt entwickelt sich gut. Auch der Industriestandort. Aber ansonsten leb' ich natürlich im touristischen und theatralischen Österreich. Mein Österreich ist das der Sissi-Filme oder der Heimatfilme mit Oskar Sima, Gunther Philipp, Paula Wessely.
APA: Apropos heimische Stars. Helmut Berger ist von uns gegangen. Er hat ja einige legendäre Auftritte in ihrer Sat.1-Show in den 1990er-Jahren hingelegt. Ihre Erinnerung?
Schmidt: Einer meiner besten Gäste, ein echter Star. Er brachte so einen Hauch von untergegangener Jetset-Welt rein. Hat im Leben nix ausgelassen. Das Beste war: Einmal kam er gerade von einer Geburtstagsfeier von Ron Wood von den Rolling Stones aus Berlin. Fragte ich: 'Dann kennen Sie auch Jerry Hall?' Darauf er: 'Bitch. I had her before Mick (Jagger, Anm.)'. Solche Typen gibt es heutzutage nicht mehr.
Heute gibt es eine Masse an Kurzzeit-Stars, kleinen Stars. Aber es gibt nicht mehr diese Lebensgeschichten wie bei Berger: Der Hotelierssohn aus Bad Ischl, der von einem italienischen Adeligen geformt wird (Visconti, Anm.). Es gibt auch den moralischen Skandal nicht mehr. Man ist angepasst geworden, political correct, stromlinienförmig. Es wird sich ja auch permanent entschuldigt. Denn die Exekution durch die sozialen Medien folgt auf der Stelle. Der Tabubruch war früher noch möglich, weil es mehr Dinge gab, die angeblich nicht gingen.
APA: Gefühlt haben wir eine Dauerkrise. Wie sehen Sie die Rolle der Medien? Wird die Wirklichkeit abgebildet oder mitunter auch ein Zerrbild produziert?
Schmidt: Die klassischen Medien kämpfen ja gegen den Untergang. Ich höre von Chefredakteuren von Zeitungen: Wir haben mehr 100-jährige Abonnenten als 20-Jährige. Die Abonnenten sterben weg, also müssen Klicks generiert und alles zu einem wahnsinnigen Thema hochgejazzt werden. Dabei handelt es sich aber oft um eine reine Medienblase, der Großteil kriegt das gar nicht mit.
Interessant ist für die Menschen das, was an den Geldbeutel geht. Der Deutsche fragt sich derzeit: Kann ich meine Heizung behalten oder muss ich den Heizkessel rausreißen. Aber was die Krisen betrifft, lautet das Ergebnis aller Umfragen in Deutschland so ungefähr: 'Insgesamt seh ich schwarz, aber mir persönlich gehts super.'
APA: Nächstes Jahr sind US-Präsidentschaftswahlen. Gut möglich, dass Trump ein Comeback schafft. Ihre Einschätzung?
Schmidt: Ich seh ihn sehr, sehr gerne. Als Medienprofi. Wie er so daherkommt, mit Mantel, langer Krawatte. Ich glaube, dass die Hälfte der Amerikaner sagt: Guter Mann. Man macht sich hier in Europa kein Bild davon, wie viele dort die Art, wie er redet und auftritt, gut finden.
Und Biden: Ich höre, dass er jeden dritten Satz zweimal sagt. Ich weiß aber nicht, ob er das deshalb macht, weil der Satz so wichtig ist, oder er vergessen hat, dass er ihn gerade gesagt hat. Wie die Wahl ausgeht, werden unsere amerikanischen Freundinnen und Freunde entscheiden.
APA: Altkanzler Gerhard Schröder ist wegen seiner Russland-Nähe weiter im Kreuzfeuer. Gerechtfertigt?
Schmidt: Da er das so konsequent macht, frage ich mich, vielleicht ist da etwas, von dem wir alle nichts ahnen. Vielleicht werden wir noch eine große Überraschung erleben. Ich denke mir, er weiß, was er macht. Denn der Wind, der ihm entgegenbläst, ist schon ganz ordentlich.
APA: Haben sie Respekt davor?
Schmidt: Es imponiert mir in gewisser Weise.
APA. In der Krise steckt auch Vizekanzler Robert Habeck von den Grünen. Sein Staatssekretär musste wegen Vetternwirtschaft gehen.
Schmidt: Da wurde die Moral doch zu sehr vor sich hergetragen. Da sag ich nur: "Lernen von Trump, Boris Johnson und Silvio Berlusconi". Diese drei Wahlprofis haben nie etwas anderes behauptet, als das, was sie machen. Sie lassen es krachen. Aber generell gilt für mich: Skandale bitte nur ab Wirecard aufwärts. 2 Milliarden Minimum.
APA: Die 'Zustände' an den Sets von und mit Til Schweiger sorgten zuletzt für ein mediales Beben und Entsetzen. Was sagen Sie dazu?
Schmidt: Die Geschichten kenne ich alle, schon seit Jahrzehnten. Jahrelang galt das als Ausweis besonderer künstlerischer Qualität. Ich wollte auch schon Mitarbeitern, die mir auf die Nerven gingen, eine scheuern, war aber zu besoffen, um sie zu treffen (lacht, Anm.). Nein: Ich war immer super clean, Backstage müssen sie sauber sein.
APA: Haben Sie die Krönung von König Charles III. verfolgt? Unser Bundespräsident war dort, und meinte danach, er sei jetzt ein noch überzeugterer Republikaner.
Schmidt: Als Monarchist war das ein Pflichttermin für mich. Die britische Monarchie ist unbezahlbar, vor allem auch für den Tourismus. Die Meinung von Herrn Van der Bellen respektiere ich als Gast in diesem Land. Nur: Es kommen wenige Touristen nach Wien und wollen erkunden, wo der Präsident wohnt, sondern vielmehr: Wo hat Sissi Eis gegessen, wo sind die Lipizzaner?
APA: Die unvermeidliche Frage: Ein Late Night Show-Comeback ist ausgeschlossen?
Schmidt: Nur für den Fall, dass in Österreich die Monarchie nicht wieder eingeführt wird.
APA: Die Schlagzeile für Ihr Leben, Herr Schmidt?
Schmidt: 'Glück gehabt'.
Zusammenfassung
- Fernsehmoderator und Entertainer Harald Schmidt erklärt im Medieninterview, warum er Donald Trump "sehr, sehr gerne sieht" und unter welchen Bedingungen er sein Show-Comeback gibt.