Fettes Brot verabschiedeten sich lautstark von Wien
Nostalgische Gefühle machten sich noch vor der ersten gerappten Zeile breit, gab es als Einstimmung doch Fotos aus drei Dekaden zu sehen. Darauf zu erkennen: Drei Jungspunde, die sich mit Mikrofonen bewaffnet aufmachten, die damals noch sehr überschaubare deutsche Rapszene zu erobern. Mit Songs wie dem plattdeutschen "Nordisch by Nature" oder der beim Wien-Konzert gleich zu Beginn gesetzten Hymne "Jein" gelang das eindrucksvoll, wobei sich Fettes Brot recht bald dem Pop öffneten und dabei weder musikalisches noch inhaltliches Neuland scheuten.
Wichtig war und ist den drei Musikern jedenfalls der Humor. Das zeigte sich allen voran zum Einstieg mit launigen Ansagen und eifrig durchexerzierter Publikumsanimation. Traurig sein könne man schließlich zuhause, betonte König Boris. "Fettes Brot ist zum Arschtreten gekommen!" Also Hände in die Luft und ab durch die Mitte bei Nummern wie dem heftig abgefeierten "Emanuela" oder der augenzwinkernden Selbstbeweihräucherung "Ich liebe mich". Unterstützt von einer siebenköpfigen Band und einem für Gasometer-Verhältnisse ziemlich druckvollen Sound, gab es knackig Hip-Hop-Beats, einprägsame Melodien und bei "Erdbeben" gar eine kleine Blur-Verbeugung mit einem kurzen Auszug aus deren "Song 2" - Fettes Brot weiß eben, was live zieht.
Insofern brauchte es keine großen Aufrufe, um die ausverkaufte Halle zur Welle zu bewegen, bzw. zum Strudel, der in einem "Apfelstrudel" gipfelte, wie Dokter Renz witzelte. Bei "Da draußen" wurde eifrig gehüpft, während "The Grosser" eher schunkellastig dargeboten wurde. Schlagerflair? Ja, auch das kann ein Fettes-Brot-Konzert sein, ohne wirklich peinlich zu wirken. Zwar zündete nicht jeder Song so wie "Für immer immer", das war aber zu verschmerzen. Nach dem im Vorjahr veröffentlichten Abschiedstrack "Brot weint nicht" sorgte die erste Zugabe wieder für einige Schmunzler, wurde diese doch von den Broten selbst an den Instrumenten bestritten. Charmant, aber eben nicht der ganz große Knall.
Für den sorgten schließlich noch "Bettina, zieh dir bitte etwas an" und "Schwule Mädchen", mit denen Fettes Brot im vielfach machoiden Rapbusiness für ganz andere Töne gesorgt haben und damit immer noch punkten. Dass ihr Boot nun Richtung Sonnenuntergang und damit Bandpension tuckert, ist schade. Gerade in dieser geballten Form zeigte sich wieder, wie unberechenbar und damit spannend die Gruppe ihre Karriere bisher gestaltet hat. Wer davon nicht genug kriegen kann, für den gibt es am heutigen Donnerstag einen letzten Nachschlag in Wien. Und die ganz Hartgesottenen werden sich ohnehin für das längst ausverkaufte Konzertdoppel im September in der Hamburger Heimat der Musiker Karten gesichert haben. Spätestens dann darf eine Träne verdrückt werden.
(S E R V I C E - http://fettesbrot.de)
Zusammenfassung
- So auch der erste von zwei ausverkauften Auftritten im Wiener Gasometer am Mittwochabend, bei dem Dokter Renz, König Boris und Björn Beton ein zweistündiges Hitprogramm mit wenigen Durchhängern lieferten.
- Für den sorgten schließlich noch "Bettina, zieh dir bitte etwas an" und "Schwule Mädchen", mit denen Fettes Brot im vielfach machoiden Rapbusiness für ganz andere Töne gesorgt haben und damit immer noch punkten.