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Einige Frauen und viele Männer bei Filmfestspielen in Cannes

Ab dem morgigen Dienstag wird wieder der rote Teppich ausgerollt und das verschlafene Städtchen Cannes an der Côte d'Azur für zwei Wochen internationale Kino- und Promihauptstadt. Etwa hundert Filme werden im offiziellen Wettbewerb und zahlreichen Nebenreihen gezeigt. Es wird viel über Filmkunst diskutiert werden - und über die Eigentümlichkeiten des diesjährigen Festivals.

Ein Charakteristikum ist dabei heuer der starke Frauenanteil. Gerade mal elf Jahre ist es her, dass im Wettbewerb keine einzige Filmemacherin vertreten war. In diesem Jahr sind ein Drittel der Filme der offiziellen Auswahl von Frauen. Mit dabei ist auch die Österreicherin Jessica Hausner mit ihrem sechsten Spielfilm, dem Psychodrama "Club Zero". Darin erzählt Hausner mit Mia Wasikowska in der Hauptrolle und "Borgen"-Star Sidse Babett Knudsen als Schulleiterin von einer gefährlichen Gruppendynamik an einer Schule.

Dennoch beklagen viele den nach wie vor Minderheitenstatus von Regisseurinnen im Bewerb. "Wir freuen uns darüber, aber es geht zu langsam vorwärts", kommentiert dies eine Sprecherin vom Collectif 50/50, das für Geschlechtergerechtigkeit in der Kinowelt eintritt. Bis dato haben nur zwei Filmemacherinnen die Goldene Palme gewonnen, 1993 die Neuseeländerin Jane Campion und 2021 die Französin Julia Ducournau. Auch wenn an den Filmschulen mittlerweile die Hälfte der Studierenden weiblich seien, gebe es wenige Filmemacherinnen, die jahrelang im Geschäft blieben, erklärt das Collectif 50/50. Zudem bekämen Regisseurinnen in der Regel geringere Budgets als ihre männlichen Kollegen. Und von der Parität ist man auch heuer in Cannes weit entfernt, stehen den sieben Filmemacherinnen im Wettbewerb doch 15 Männer gegenüber.

Dabei sind viele alte Recken im Einsatz, ähnelt Cannes doch immer etwas einem Klassentreffen - in diesem Jahr sind besonders viele Filmemacher im Wettbewerb, die schon mehrfach eingeladen wurden. So kommt der 86-jährige Brite Ken Loach bereits auf 15 Einladungen und zwei Goldene Palmen. Wim Wenders bringt es mit seinen 77 Jahren immerhin auf zehn Einladungen und eine Palme. Der deutsche Kultregisseur ist mit "Perfect Day" über den Alltag eines japanischen Mannes, der als Putzkraft arbeitet, im Rennen. Der 77-Jährige ist dabei sogar mit einem weiteren Werk in Cannes vertreten. Der Dokumentarfilm "Anselm - Das Rauschen der Zeit" über den Künstler Anselm Kiefer ist in einer Nebenreihe zu sehen. Die Italiener Marco Bellocchio (83) und Nanni Moretti (69) waren jeweils neun und acht Mal mit ihren Filmen im Wettbewerb vertreten. Eine "seniorenfreundliche Auswahl", spottete die französische Zeitschrift "Télérama".

Auch Fans des US-Filmemachers Martin Scorsese und des Schauspielers Leonardo DiCaprio können sich freuen: Fast vier Stunden dauert der Film "Killers of the Flower Moon", der von einem Konflikt um Ölbohrrechte zwischen amerikanischen Ureinwohnern und weißen Siedlern erzählt. DiCaprio verkörpert den Neffen eines einflussreichen Ranchers, der sich das schwarze Gold unter den Nagel reißen will. Wer sich hingegen "Strange Way of Life" von Pedro Almodóvar ansehen möchte, steht unter Umständen länger in der Schlange als er im Kino sitzen wird. Gerade mal eine halbe Stunde dauert der Schwulen-Western, der außer Konkurrenz läuft.

Ebenfalls mit Spannung erwartet die cinephile Gemeinde das neue Werk von Wes Anderson. "Asteroid City" spielt in den 1950er-Jahren in einer abgelegenen Wüstenstadt und ist unter anderem mit Tom Hanks, Scarlett Johansson, Tilda Swinton und Adrien Brody besetzt.

Starschaulaufen gibt es auch in zahlreichen weiteren Werken. Todd Haynes bietet in "May December" um eine Hollywoodschauspielerin Natalie Portman und Julianne Moore auf. Jude Law und Alicia Vikander spielen in "Firebrand" den englischen König Henry VIII. und dessen Ehefrau Catherine Parr, und in "Black Flies" von Jean-Stéphane Sauvaire verkörpert Sean Penn einen Sanitäter.

Fernab des Wettbewerbs sind die Augen vor allem auf ein Abenteuer gerichtet: US-Schauspieler Harrison Ford wird mit "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" den angeblich letzten Teil der legendären Filmreihe an der Croisette vorstellen. An der Seite des 80-Jährigen spielen Phoebe Waller-Bridge als "Indys" Patentochter und Mads Mikkelsen als Bösewicht mit. Der Film ist der erste der Reihe, bei dem Steven Spielberg nicht Regie geführt hat.

(S E R V I C E - www.festival-cannes.com)

ribbon Zusammenfassung
  • Etwa hundert Filme werden im offiziellen Wettbewerb und zahlreichen Nebenreihen gezeigt.
  • Gerade mal elf Jahre ist es her, dass im Wettbewerb keine einzige Filmemacherin vertreten war.
  • Und von der Parität ist man auch heuer in Cannes weit entfernt, stehen den sieben Filmemacherinnen im Wettbewerb doch 15 Männer gegenüber.
  • Der 77-Jährige ist dabei sogar mit einem weiteren Werk in Cannes vertreten.