Diskussion um Impfung der Wiener Philharmoniker
So hatte ein Solomusiker der Philharmoniker in einem offenen Brief an die Orchestermusiker dezidiert gewarnt. "Gute Privatkontakte zu nutzen, um wie auch immer geartete Vorteile legal zu erlangen mag durchaus legitim sein, wohingegen ich die Art und Weise das öffentliche Ansehen unseres Vereines zu gefährden und aufs Spiel zu setzen, für eine vereinsschädigende, kurzsichtige und unfassbare Fehlentscheidung halte!", heißt es in dem der APA vorliegenden Schreiben, in dem auf eine Bitte der Philharmoniker-Führung um "absolute Diskretion und Verschwiegenheit" verwiesen wird.
"Worin besteht eigentlich der Vorteil und Nutzen einer 'erhofften' großen Teilnahme am Impftermin für unseren Verein? Weder können wir mit Vorteilen für Geimpfte hier in Wien rechnen, noch dürfen wir kundtun, früher als normalerweise möglich geimpft worden zu sein, gehen aber das erhebliche Risiko ein, als 'die Wichtigen die sich's richten können' medial zerrissen zu werden? Wird hier bewusst ein möglicher Imageschaden für das Orchester in Kauf genommen um vielleicht drei, vier Monate früher geimpft zu sein?", heißt es in dem vom 11. April datierten Brief weiter. Gegenüber der "Presse" (Montagsausgabe) indes relativierte der betreffende Musiker seine Formulierung. Im Nachhinein hätte er sein Schreiben vielleicht anders formuliert, da die Impfaktion offiziell über die Stadt und damit sauberer als gedacht abgelaufen sei.
Gegenüber den "Salzburger Nachrichten" begründete Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer die Impfaktion jedenfalls mit dem besagten Muti-Konzert in der Mailänder Scala am 12. Mai, das in 30 Länder übertragen werde und zu den wichtigsten Konzertereignissen des Jahres gehöre. Und Geschäftsführer Michael Bladerer verwies am Sonntag vor Medienvertretern allgemein auf die zahlreichen Einsätze der Philharmoniker in den vergangenen Monaten - als Staatsopernorchester oder auch im Musikverein. "Wir verdienen viel Geld im Ausland, das wir hier versteuern. Wir bringen diesem Land Millioneneinnahmen, netto. Wir haben bisher von den Einnahmeausfällen drei Prozent bekommen", so Bladerer laut "Standard".
Das Bekanntwerden der Impfaktion hatte in Künstlerkreisen für Unmut gesorgt. So hatte am Wochenende die IG Freie Theaterarbeit von einem "Schlag ins Gesicht" aller anderen Künstlerinnen und Künstler gesprochen und eine Neiddebatte dräuen sehen, "die gerade zu dieser Zeit äußerst kontraproduktiv ist". Und auch die IG Autorinnen Autoren forderte umgehend eine Einbeziehung anderer Künstlerinnen und Künstler in den Impfplan: "Die Gründe, die zurecht von den Philharmonikern in Anspruch genommen werden, gelten auch für alle anderen, nicht nur für einzelne Ereignisse und für eine Einrichtung allein."
Zusammenfassung
- Dabei war auch intern im Vorfeld Kritik an der Impfvorreihung laut geworden.
- Das Bekanntwerden der Impfaktion hatte in Künstlerkreisen für Unmut gesorgt.