Diagonale-Weltpremiere: "Happyland" macht bedingt happy
"Happyland" kreist dabei um die Sängerin Helen, die nach mäßigem Erfolg in London wieder in die niederösterreichische Provinz zurückkehrt, wo ihre Mutter das titelgebende Freizeitzentrum betreibt. (Die Anlage gibt es unter selbem Namen in Klosterneuburg tatsächlich, was für Nicht-Ortskundige vermutlich eine Überraschung darstellt). Doch auf Helen hat hier niemand gewartet. Sie kommt heim ohne hier mehr daheim zu sein.
Ihre Mutter fährt auf Kur, ihre einstigen Bandmitglieder, die sie einst für die erhoffte Karriere in der Ferne zurückließ, hegen nach wie vor einen Grant auf sie. Und ihr Ex Tom (Michael Pink), der mittlerweile als Tontechniker arbeitet, ignoriert sie vollends. So fokussiert sich Helen ganz auf den deutlich jüngeren Joe, gespielt von Simon Frühwirth, bekannt geworden mit Gregor Schmidingers Psychodrama "Nevrland". Der züchtet leidenschaftlich Pferde und ist ein ebenso schweigsamer Außenseiter wie sein Gegenüber. Die beiden kommen sich näher, doch am Ende wird Helens Vorstellungen von ihrem Leben gänzlich zertrümmert.
Ein Werk über Sehnsucht
"Es ist ein Film über Sehnsucht - über erfüllte und unerfüllte", umriss Romen am Rande der Weltpremiere ihr Konzept für "Happyland". Das Problem dabei: Dem Film fehlt das Ziel. Vor lauter Einstellungen vom Rauchen, Saufen und an der Donau-Sitzen verliert sich die Geschichte wie Helen in ihrem Leben.
Die Figur des Lonesome Rider funktioniert nur, wenn diese ein Fundament und eine Motivation hat, von dem aus sie eine Narration tragen kann - nicht alleine dadurch, dass die Hauptfigur alleine ist. Helen jedoch ist keine Sympathie-, sondern eher Trauerträgerin, deren Bräsigkeit man eher unempathisch gegenübersteht. Die Beziehungen zu den anderen Charakteren bleiben angerissen, arbiträr, wirklich Raum zur Entwicklung wird keinem gegeben.
Alicia Edelweiß als Darstellerin zu erleben
Dabei gelingen Romen nicht zuletzt dank der Kameraarbeit von Martin Gschlacht durchaus ansprechende Momente des magischen Realismus, vornehmlich zwischen Helen und Joe, wenn beide auf einem Schimmel dem Hier und Jetzt entrückt werden - was für Hauptdarstellerin Andrea Wenzl eine Herausforderung darstellte: "Ich bin noch nie auf einem Pferd gesessen - und schon gar nicht nackt auf einem gelegen." Auch Freak-Folk-Shootingstar Alicia Edelweiß steuert als Toms Tochter Janis gute Sequenzen bei, nicht zuletzt auf der Bühne.
Und doch bleibt am Ende das etwas schale Gefühl, einzelne Impressionen ohne innere Kohärenz gesehen zu haben, von denen manche besser, manche schlechter für sich stehen, jedoch nur bedingt eine stringente Erzählung ergeben. So richtig happy macht "Happyland" nicht.
(S E R V I C E - "Happyland" von Evi Romen am 31. März um 10.30 Uhr im KIZ Royal 2. www.diagonale.at)
Zusammenfassung
- Am Samstagabend feierte der Film 'Happyland' von Evi Romen seine Premiere auf der Grazer Diagonale. Der Film, in dem Andrea Wenzl die Hauptrolle der Helen spielt, thematisiert die Rückkehr einer alternden Sängerin in die niederösterreichische Provinz.
- Der Film wird für seine fehlende Kohärenz kritisiert, da die Geschichte sich in Szenen des Rauchens, Trinkens und Sitzens an der Donau verliert. Die Beziehungen zwischen den Charakteren bleiben oberflächlich und bieten wenig Raum für Entwicklung.