"Des Kaisers schönste Tiere" zeigt Exoten im ÖNB-Prunksaal
Die Ausstellung biete einen "Einblick in historische Kostbarkeiten unserer Bibliothek", sagte die Generaldirektorin der ÖNB Johanna Rachinger bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Etwa 10.000 Tierstudien entstanden im 19. Jahrhundert allein im Auftrag Kaiser Ferdinands I., dargestellt wurden häufig Objekte aus dem kaiserlichen Naturalienkabinett, aber auch lebendige Tiere. Im Prunksaal liefern die Kuratoren Monika Kiegler-Griensteidl und Patrick Poch damit einen Überblick über österreichische Überseeexpeditionen, kaiserliche Menagerien und -Tiermaler.
Letztere schließen auch teilweise in Vergessenheit geratene Künstler ein, die für Ferdinand I. Tierbildnisse anfertigten. Gezeigt werden unter anderem Werke von Eduard Gurk, Joseph Zehner, Michael Sandler und Leopold Brunner dem Älteren, der das Motiv für das Plakat zur Ausstellung lieferte: Ein in Australien weitverbreiteter Rosakakadu, der - wie auch Brunners andere Darstellungen - von Detailtreue und Farbkraft ausgezeichnet ist.
Etwas plumper und mit fast menschlichen Zügen ausgestattet wirken da schon die Tiere Mathias Schmutzers, seines Zeichens eigentlich botanischer Maler. Von ihm ist unter anderem eine Streifenhyäne aus dem Tiergarten Schönbrunn im Prunksaal zu sehen - denn auch der mit 270 Jahren älteste Zoo der Welt verknüpft die Habsburger und die Tierwelt. 1752 eröffnete Maria Theresias Gemahl, Kaiser Franz I. Stephan, die Anlage mit zwölf Tiergehegen.
An der Ethik des damaligen Umgangs mit Tieren lässt sich aus heutiger Sicht zweifeln. In wissenschaftlichen Expeditionen nach Amerika wurden Tiere nach Österreich geschafft; viele von ihnen verendeten, so Poch, schon während der Schifffahrt. Diejenigen, die überlebten, kamen häufig in den Menagerien von Kaiser Franz II./I. unter. Eine solche gab es etwa im Wiener Burggarten, wo sich kleine Äffchen aufhielten. Die ausgestellten Objekte bezeugen aber auch die Freude des Kaisers an seinen Tieren.
Für einen Elefanten, der ihm von Philipp II. von Spanien geschenkt wurde, gründete Maximilian II. 1552 die erste Menagerie in Wien. Für den Elefanten ging die Geschichte dennoch nicht gut aus, er habe dort nur eineinhalb Jahre überlebt, erzählte Kiegler-Griensteidl. Ein zweiter Elefant blieb länger am Leben - eine Zeichnung des festlich geschmückten Tieres hat es auch in den Prunksaal geschafft. Man habe damals weder über die heutige Erfahrung noch über das heutige Bewusstsein verfügt, meinte die Kuratorin zur Behandlung der Tiere.
Eine Menagerie besaß auch Prinz Eugen von Savoyen, diese soll, so Kiegler-Griensteidl, direkt vor seinen Privatgemächern gelegen sein. Sein Lieblingstier, ein Löwe, soll sogar bei einem seiner Bankette aufgetreten sein. Nach dem Tod des Prinzen seien die Raubtiere allerdings in Hetztheater gebracht worden - ein unrühmlicher Teil der österreichischen Geschichte. Wilde Tiere wurden in eigens errichteten Arenen auf grausame Weise aufeinandergehetzt, erklärte Rachinger. Erst nach einem Brand des Wiener Hetztheaters im Jahr 1796 wurde das Schauspiel verboten.
(S E R V I C E - Ausstellung "Des Kaisers schönste Tiere. Bilder aus den habsburgischen Sammlungen", Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien 1, Josefsplatz, 24. März - 26. Juni, 10-18 Uhr, https://www.onb.ac.at/museen/prunksaal)
Zusammenfassung
- "Des Kaisers schönste Tiere" sind ab morgen, Donnerstag, im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) zu sehen - die Sammelleidenschaft der Habsburger macht's möglich.
- Expeditionen der ehemaligen österreichischen Herrscher schifften Tierzeichnungen, aber auch lebende Exoten von Übersee ins Land, in Wien kamen sie zumeist in Menagerien unter.
- Die detailgetreuen Bildnisse der Tiere können bis zum 26. Juni besichtigt werden.