Comicanthologie "The Future Is..." zeigt bunte neue Welten
Unterteilt in die vier Kapitel "Technorama", "Schöne neue Welt?!", "Leben lassen" sowie "Ich und Du", begegnen wir in den jeweils nur acht Seiten langen Erzählungen ganz unterschiedlichen Versionen einer Welt von morgen. Mal sind sie in ihrer futuristischen Ausformung beklemmend wie Mia Oberländers "Gute Reise", wenn eine leidgeprüfte Assistentin per Teleportation rund um die Welt geschickt wird, um Präsentkörbe zu überreichen, dann wieder abstrakt bis skurril wie Maki Shimizus bunte Wesen, die "Mensch spielen".
Zwar mag der Frauentag am 8. März ein Bezugspunkt für diesen Band sein, aber im Endeffekt stehen die Themen Frausein, Weiblichkeit oder Feminismus nicht zwingend im Fokus. "Es bestand absolute inhaltliche Offenheit: Jede konnte zeichnen, was sie wollte", wird Pithan vom Verlag zitiert. Als Herausgeberin sei ihr lediglich wichtig gewesen, dass sich "die Themen nicht zu sehr überschneiden". Was definitiv gelungen ist, denn sowohl gestalterisch als auch inhaltlich gibt es eine große Bandbreite.
Da wäre etwa Bea Davies' sehr klarer, in opulenten Farben schillernder Stil zu nennen, wenn sie in "Die beste aller Welten" eine einfühlsame KI in eine Weltsimulation schickt, um dort augenscheinlich inneren Frieden zu finden. Aisha Franz wiederum nutzt eher Humor und Cartoonästhetik, um anhand ihre Heldin Melinda die Krux künftiger Kreativität zu veranschaulichen. Aber es gibt auch Augen, Zähne oder Lächeln als blutige Währung ("Alles ist möglich" von Katia Fouquet) oder trügerische "Meta-Pills", die bei Peer Jongeling leider nicht das halten, was sie versprechen.
"Dass Technologie und Klimakrise eine große Rolle spielen würden, hatte ich erwartet", so Pithan über die Geschichten. "Die anderen beiden Schwerpunkte - fremde Wesen und neue Formen des Zusammenlebens - haben sich aus der Kombination unterschiedlicher Geschichten ergeben." Und so sind diese Zukunftsvariationen von Aliens ebenso bevölkert wie sie von getrennt lebenden Menschen erzählen, die die Umweltzerstörung in gänzlich unterschiedliche Lebensrealitäten zwängt. Und doch sind die 14 Comics trotz ihrer vielfach dystopischen Grundstimmung eines nie: gänzlich ohne Hoffnung. Eine Zukunft kann möglich sein - wenn wir nur wollen.
(Von Christoph Griessner/APA)
(S E R V I C E - Lilian Pithan (Hg): "The Future Is... 14 Comics über die Zukunft", Carlsen, 128 Seiten, 25,70 Euro)
Zusammenfassung
- Die Comicanthologie 'The Future Is...' präsentiert auf 128 Seiten Zukunftsvisionen von 14 deutschsprachigen Künstlerinnen in vier Kapiteln.
- Herausgeberin Lilian Pithan legte Wert auf thematische Vielfalt ohne festgelegten Fokus auf Feminismus, was in den Comics von Technologie bis zu neuen Lebensformen reicht.
- Trotz dystopischer Grundstimmung vermitteln die Erzählungen Hoffnung auf eine mögliche Zukunft, die Anthologie kostet 25,70 Euro.