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brut wien bespielt neuen Standort wohl erst 2027

Das Wiener Koproduktionshaus brut wird den Spielbetrieb an seinem künftigen zentralen Standort in St. Marx wohl erst 2027 aufnehmen. "Seit dem Sommer wissen wir, dass die Schlüsselübergabe erst Ende 2026 erfolgen wird", sagte der neue kaufmännische Geschäftsführer des brut, Peter Hörburger, am Mittwoch bei der Programmpräsentation für 2023/24 im Zwischenquartier brut nordwest in Wien-Brigittenau.

Dass man länger in dem ehemaligen Industrie- und Bürogebäude am Gelände des früheren Nordwestbahnhofs, das brut seit Oktober 2021 bespielt, verbleiben wird, nimmt Kira Kirsch nicht weiter tragisch: "Das Areal hat sich sehr gut etabliert und bietet gute Bedingungen", betonte die künstlerische Leiterin im Gespräch mit der APA. Auch die Auslastung in der vergangenen Saison ist laut Hörburger mit 80 Prozent zufriedenstellend. 58 Projekte (davon 27 Uraufführungen) wurden in 190 Einzelveranstaltungen an 166 Spieltagen vor über 13.000 Zuschauern gezeigt. Damit schließe man "langsam an die Situation vor Corona" an. Bespielt wurde neben dem brut nordwest auch das studio brut im 7. Bezirk sowie weitere sieben temporäre Spielorte in fünf Wiener Bezirken. Außerdem tourten neun Koproduktionen durch neun Länder.

Den Nutzungsvertrag für brut nordwest hat man in Gesprächen mit den ÖBB und der Stadt Wien, die das ehemalige Bahnhofsareal als Stadtentwicklungsgebiet entwickeln, zunächst bis Ende 2024 verlängern können, derzeit liefen weitere Gespräche für eine Verlängerung bis zumindest Ende 2025, so Kirsch. brut, die 2007 gegründete Produktions- und Spielstätte für performative Künste, musste seine frühere Zentrale im Wiener Künstlerhaus räumen. Der Theatersaal wird derzeit für eine Spielstätte der Staatsoper umgebaut. Neues brut-Headquarter wird die ehemalige Zentralbankzweigstelle St. Marx im dritten Bezirk, in der ursprünglich Anfang 2024 der Betrieb aufgenommen werden sollte. Grund für die deutliche Verzögerung beim Umbau ist der Denkmalschutz. "Das Projekt an sich steht aber in keiner Weise infrage", versicherte Kirsch.

Zur Spielzeiteröffnung von brut widmet sich die Choreografin Doris Uhlich erneut dem Schleim und zeigt ab 28. September eine Weiterführung ihrer 2021 im Tanzquartier Wien uraufgeführten Arbeit "Gootopia": In der interaktiven Performance Gootopia - The Treatment" ist das Publikum eingeladen, in physischen Kontakt mit dem Schleim zu kommen. "Doris Uhlich liebt Schleim", so Kira Kirsch. Die Performance "Justitia! Il*legal Monsters" begibt sich ab 8. Oktober in gesellschaftliche und juristische Grenzräume und fragt nach den Rechten von Geflüchteten und Motiven für Fluchthilfe.

Eine Ode an die unsichtbaren Frauen der Jazzmusik bringt Naïma Mazic ab 12. Oktober auf die Bühne des studio brut. Anhand von neun Songs erzählt "Album, the muse at work" "Geschichten von kreativer und reproduktiver Arbeit und ihren patriarchalen Einschreibungen". "Begonnen habe ich, indem ich die Ballade, nach der ich benannt bin, nämlich Naïma, choreografiert habe", erzählte die Tänzerin und Choreografin. "Und so ging es dann weiter." Sie habe festgestellt, dass viele Lovesongs Frauennamen tragen, und habe versucht in ihrer Arbeit herauszufinden, wer diese Frauen seien.

Am 14. Oktober steht im brut nordwest dann die Galapremiere der neuen partizipativen Webserie von irreality.tv auf dem Programm: Für "Ping Pong Split Screen" war man mit einer runden blauen Tischtennisplatte im Stadtraum unterwegs. Vor dem Screening laden die Kollektive irreality.tv und Tracing Spaces zu einem Stadtspaziergang durch das Gebiet des Nordwestbahnhofs ein.

Kooperationen werden im Herbst u.a. mit der neuen Choreographic Platform Austria (CPA), dem Festival Wien Modern (Klangchoreograf, Performer und Sänger Alex Franz Zehetbauer lädt zu einem Abend ein, "der als Konzert beginnt, sich zu einer absurd-choreografischen Verführung entfaltet und die kulturelle Bedeutung von Liedern untersucht") oder WUK performing arts (unter dem Label "Huggy Bears Days" werden vier Performances von Ariadne Randall, Gudrun Schmidinger, Jannis Neumann und The Needles gezeigt) eingegangen.

(S E R V I C E - www.brut-wien.at)

ribbon Zusammenfassung
  • Das Wiener Koproduktionshaus brut wird den Spielbetrieb an seinem künftigen zentralen Standort in St. Marx wohl erst 2027 aufnehmen.
  • "Doris Uhlich liebt Schleim", so Kira Kirsch.