Blues als Rebellion gegen den Zeitgeist: Al Cook wird 80
Er wolle keine Popmusik spielen, soll Cook das Angebot ausgeschlagen haben, gemeinsam mit Eric Clapton zu spielen. Dabei hatte er seine Liebe zur Musik doch zum damaligen Zeitpunkt in äußerst populären Gefilden entdeckt: "Gold aus heißer Kehle" ("Loving You") hieß der Film, den Koch 1960 im Kino sah. Hauptdarsteller: Elvis Presley. Von da an wollte der an Astronomie interessierte, ausgebildete Feinmechaniker Rock 'n' Roller werden.
Eine Gitarre war schnell gekauft, die zur damaligen Zeit spärlich bestückten Plattenläden in Wien bald ausgeräumt. Cook ist Autodidakt, übte aber ununterbrochen und kam schnell drauf, wo die Wurzeln seines Idols Elvis lagen: Im Delta-Blues der 1920er-Jahre. Während Übersee die studentische New-Folk-Szene die Ahnen der amerikanischen Musik wiederentdeckte, hob Cook in Wien-Erdberg weit entfernt die Schätze afroamerikanischer Folklore aus dem Schlamm des Mississippideltas.
Hören wollte das in Zeiten von Beatles und Rolling Stones eigentlich fast niemand im Österreich der 1960er. "Blues als Rebellion gegen den Zeitgeist" heißt demnach auch seine vor knapp einem Jahrzehnt erschienene Autobiografie "Kein Platz für Johnny B. Goode" im Untertitel. War er schon einmal mit einer Elvis-Interpretation bei einem Jugendwettbewerb durchgefallen und hatte eine Kiste Wein als Trostpreis erhalten, kamen Akustikgitarre und ein seine Vorbilder imitierender rauer Gesang auch nicht wirklich an in den Beisln der Republik. Cook kochte weiter an seiner Suppe und wurde mit den Jahren zu einer anerkannten Genregröße.
"Unser Cooksie" wird Koch, der am 27. Februar 1945 in Bad Ischl geboren wurde und in Wien aufwuchs, von seinen treuen Fans noch immer genannt, eine goldene Nase oder zumindest bescheidenen Reichtum hat er sich durch seine Interpretationen von Pionieren wie Robert Johnson, Blind Lemon Jefferson, Son House, Charlie Patton, Blind Blake und Big Bill Broonzy aber noch immer nicht verdient. Möglich, dass es an seinem unverrückbaren Grundsatz liegt, der lautet: "Spiele nie um des Erfolgs willen das falsche Lied."
Zum 80er richtet ihm die Wienbibliothek im Rathaus bereits zwei Tage vor dem eigentlichen Geburtstag eine Gala aus. Am Dienstag gibt es neben Musik auch ein Gespräch mit dem Jubilar, der dabei auf seine lange, inzwischen 61-jährige Bühnenkarriere zurückblicken wird. Am 1. März feiert Cook dann seinen Runden nach - wie gewohnt mit einem Auftritt im Schutzhaus Zukunft auf der Schmelz.
Zusammenfassung
- Der Wiener Bluesmusiker Al Cook, geboren als Alois Koch, feiert am 27. Februar seinen 80. Geburtstag und wird dafür in der Wienbibliothek geehrt.
- Cook, der seit 61 Jahren in der Musikszene aktiv ist, lehnte eine Zusammenarbeit mit Eric Clapton ab, um seiner Liebe zum authentischen Blues treu zu bleiben.
- Obwohl er in den 1960er Jahren in Österreich kaum Publikum fand, wurde Cook durch seine Hingabe zum Delta-Blues zu einer anerkannten Größe.