Ausstellung feiert das "Jüdische Leben in Graz"
Es sei "eine der allerwichtigsten und wunderbarsten" Ausstellungen betonte Museumsdirektor Otto Hochreiter, der "Jüdisches Leben in Graz" aufgrund seiner umfassenden Darstellung als Meilenstein des Museums betrachtet. Insbesondere Grazer Schulklassen ab der siebenten Schulstufe möchte man diese Thematik näherbringen. In der Ausstellung sei deshalb das "lebendige Judentum zum Angreifen", wie Hochreiter es nannte, ein zentraler Gedanke der Vermittlung. "Die jüdische Geschichte ist keine Leidensgeschichte", sagte in diesem Zusammenhang der Leiter des Centrums für Jüdische Studien der Uni Graz Gerald Lamprecht.
Es gehe viel mehr darum, die gegenwärtige jüdische Vielfalt hervorzuheben. In insgesamt fünf Räumen können Besucherinnen und Besucher sich einerseits über das jüdische Leben der Vergangenheit und Gegenwart informieren, andererseits aber auch in einen Dialog treten, wie die Kuratorin Martina Zerovnik erklärte. Für den dialogischen Aspekt wurde ein Raum geschaffen, der insbesondere Kindern und Jugendlichen spielerisch mit Hands-on-Objekten dazu animiert, sich mit der jüdischen Kultur auseinanderzusetzen.
Ein weiteres zentrales Element der Ausstellung sei es, Fragen zu stellen, so Zerovnik. Fragen wie "Wie jüdisch ist Graz? Wie bleibt die Kippa auf dem Kopf? Welche Bedeutung hat der Davidstern?" sind an den Wänden zu lesen, auf die man mit einem sogenannten jüdischen Dreidel, einem Kreisel mit vier Seiten, Antworten erhält.
Bei den übrigen vier "Epochenräumen" wurde auf eine chronologische Anordnung verzichtet, stattdessen geben die Räume auf der rechten Seite Einblicke in die autoritäre Herrschaft des Mittelalters und des Nationalsozialismus, der Vertreibung und Verfolgung. Auf der linken Seite steht das demokratische Miteinander und die Vielfalt im Vordergrund. Jüdinnen und Juden kommen mittels Videoaufzeichnungen zu Wort.
Das jüdische Leben in Graz reicht bis in das Mittelalter zurück. 1261 erstmals urkundlich erwähnt, entstand ein jüdisches Viertel mitten in Graz - die damalige "Judengasse" und der alte jüdische Friedhof am Areal des heutigen Jakominiplatzes zeugten vom Zusammenleben von Juden und Christen. Am Ende des 15. Jahrhunderts wurde die jüdische Bevölkerung aus der Stadt vertrieben und kehrte erst in den 1860er-Jahren zurück. Mit den Novemberpogromen 1938 erreichte der Antisemitismus seinen Höhepunkt - 1940 wurde Graz für "judenfrei" erklärt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die jüdische Vielfalt in Graz wieder aufgebaut, auch wenn heute das jüdische Leben immer noch von Antisemitismus geprägt sei.
Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Kultusgemeinde Graz und dem Centrum für Jüdische Studien durchgeführt. Am Nationalfeiertag kann die Ausstellung bei freiem Eintritt besucht werden.
(S E R V I C E - www.grazmuseum.at/ausstellung/juedisches-leben-in-graz/)
Zusammenfassung
- Das GrazMuseum zeigt ab Dienstag seine Ausstellung "Jüdisches Leben in Graz", die die jüdische Kultur und Geschichte in der steirischen Landeshauptstadt vom Mittelalter bis zur Gegenwart beleuchten soll.
- Es sei "eine der allerwichtigsten und wunderbarsten" Ausstellungen betonte Museumsdirektor Otto Hochreiter, der "Jüdisches Leben in Graz" aufgrund seiner umfassenden Darstellung als Meilenstein des Museums betrachtet.