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Wegen Tierquälerei in Ungarn gesuchte Frau auf freiem Fuß

Mit einer "schockierenden Wende" im Fall der unter dem Verdacht der Tierquälerei stehenden Grazerin titeln ungarische Medien am Mittwoch. Denn die Frau, die in Ungarn mehrere Zuchtstationen unter unwürdigen Zuständen betrieben haben soll, ist wieder auf freiem Fuß. Das schrieb unter anderem das ungarische Onlineportal "Vaol.hu". Bereits am Sonntag hatte das Grazer Landesgericht mitgeteilt, dass keine Untersuchungshaft über die 44-Jährige verhängt wurde.

Der zuständige Richter soll den Antrag der Grazer Staatsanwaltschaft auf Untersuchungshaft abgelehnt und die Freilassung der Angeklagten angeordnet haben, schrieben ungarische Medien. Es hieß, dass der in Ungarn ausgestellte Haftbefehl nicht die vorläufige Inhaftierung der Angeklagten rechtfertige. Christian Kroschl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz bestätigte, dass die Untersuchungshaft nicht verhängt wurde, obwohl diese von der Staatsanwaltschaft beantragt worden sei. Allerdings liegen abgesehen vom EU-Haftbefehl noch keine weiteren Ermittlungsakten aus Ungarn vor, die den Tatverdacht weiter erhärten würden.

Laut Kroschl wird gegen die Grazerin ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Tierquälerei geführt. Der Betrug mit illegalem Welpenhandel stehe zwar im Raum, könne vorerst aber ohne weitere Unterlagen nicht bekräftigt werden. Hinzu kommt, dass zumindest in der Steiermark erfahrungsgemäß bei Ermittlungsverfahren wegen Tierquälerei selten eine Untersuchungshaft verhängt wird.

Der Chef der ungarischen Stiftung "Alles für die Tiere", Richard Kapin, betonte der APA gegenüber, dass die Frau in Ungarn gesehen worden sei. Hier bestünde nach wie vor der Haftbefehl gegen die Grazerin, die aber nur wegen Betrugs angeklagt werden solle, was empörend sei. Laut Kapin solle in den kommenden Tagen in Österreich entschieden werden, ob die Frau nach Ungarn ausgeliefert wird. Zu einer solchen Auslieferung der Frau an Ungarn dürfte es aller Voraussicht nach aber nicht kommen. Die heimischen Justizbehörden haben ein sogenanntes Inlandsverfahren eingeleitet und Ermittlungsergebnisse ungarischer Behörden angefordert.

Die Grazerin dürfte in den grenznahen ungarischen Orten Csönge und Csapod mehrere Höfe betrieben haben, auf denen sie Hunde gezüchtet haben soll. Die Vierbeiner mussten allerdings in völlig desolaten Zuständen leben. Tierschützer berichteten etwa von zahlreichen Kadavern kleiner Hunde. Über 100 Hunde, 50 Schafe und Ziegen sowie vier Pferde wurden lebend befreit. Die Tiere waren offenbar unterernährt und in einem sehr schlechten Gesundheitszustand.

ribbon Zusammenfassung
  • Eine 44-jährige Grazerin steht in Ungarn unter dem Verdacht der Tierquälerei, ist aber trotz eines Haftbefehls auf freiem Fuß. In Österreich wurde keine Untersuchungshaft verhängt, da weitere Ermittlungsakten fehlen.
  • Die Frau soll in den ungarischen Orten Csönge und Csapod mehrere Zuchtstationen unter unwürdigen Bedingungen betrieben haben. Über 100 Hunde, 50 Schafe und Ziegen sowie vier Pferde wurden aus schlechten Zuständen gerettet.
  • Die österreichischen Behörden haben ein Inlandsverfahren eingeleitet und Ermittlungsergebnisse ungarischer Behörden angefordert. Eine Auslieferung der Frau nach Ungarn ist jedoch unwahrscheinlich.