APA/GEORG HOCHMUTH

Viel Einsparpotenzial in Spitälern bei Lebensmittelabfall

Fast ein Drittel der Essensmenge, die in den heimischen Spitälern serviert wird, landet in der Tonne. Laut Berechnung der Initiative United Againts Waste entstehen so pro Jahr rund 20.000 Tonnen Lebensmittelabfall, was einem Warenwert von über 100 Millionen Euro entspricht. Mit dieser Menge könnte eine Stadt wie Tulln bis zu zwei Jahre lang ernährt werden, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien zum Welttag gegen Lebensmittelverschwendung am 29. September.

Zudem sei Essen im Mist ein Klimatreiber: Die CO2-Emissionen, die dadurch entstehen, würden rund 99.000 Flügen von Wien nach Stockholm und retour entsprechen. "Das Vermeiden von Lebensmittelabfällen und die Weitergabe von genussfähigen Lebensmitteln sind das Gebot der Stunde", sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) laut Presseunterlage. Sie freue sich, "dass wir Jahr für Jahr mehr Lebensmittel vor der Tonne bewahren".

Österreich hat sich dem UNO-Nachhaltigkeitsziel verpflichtet, vermeidbare Essensabfälle bis 2030 zu halbieren. Das Klimaschutzministerium und die Stadt Wien unterstützen die Programme, die Betriebe der Gemeinschaftsverpflegung, Gastronomie und Hotellerie bei der Reduktion begleiten. United Against Waste hat in 47 Häusern den Anteil der Lebensmittelabfälle erhoben und auf alle 264 Krankenhäuser hochgerechnet. Angesichts gestiegener Einkaufspreise für Großküchen um rund 41 Prozent in den vergangenen beiden Jahren liegt der durchschnittliche Warenverlust dadurch bei rund 421.000 Euro pro Jahr und Haus, abhängig von Größe und Struktur des Standorts.

Im Orthopädischen Spital Speising der Vinzenz Gruppe werden täglich rund 1.300 Essensportionen gekocht. Karin Wohlfarter vom Anbieter kulinario berichtet: "Wir sind auf Ursachenforschung gegangen und haben bei Komponenten wie Salat, Milch, Gebäck oder Kompott die Tellerrückläufe genau erfasst." Danach wurden Menüpläne und Rezepturen angepasst und Bestandteile, die häufig übrig blieben, ersetzt. Durch Menüplanung könne man zum Beispiel Gemüsereste für Suppenfonds verwenden oder Übermengen weiterverarbeiten wie Brot zu Knödelteig. Der Verlustgrad sei in Speising von 2018 auf 2022 um ein Viertel reduziert worden. Der kulinario-Standort Seilerstätte/Barmherzige Brüder Linz habe mit einem Verlustgrad von 13 Prozent überhaupt den besten Wert in ganz Österreich.

Der Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) als größter Gesundheitsdienstleister des Landes verpflegt jährlich rund 228.000 Patienten stationär in acht Kliniken, neun Pflegehäusern und dem Therapiezentrum Ybbs sowie 30.000 Mitarbeitende. 15 Einrichtungen nehmen am Abfallmonitoring teil. Die Klinik Hietzing und die Klinik Favoriten schneiden hinsichtlich des Verlustgrads österreichweit besonders gut ab, hieß es. Auch bewusstes Bestellen bzw. Abbestellen erleichtert die Menüplanung, dafür ist Bewusstseinsbildung bei den Patientinnen und Patienten nötig. "Deshalb unterstützt die Stadt Wien auch heuer die Aktionstage 'Nix übrig für Verschwendung', an denen sich 66 Wiener Großküchenstandorte beteiligen", wurde Stephan Auer-Stüger (SP) zitiert, stv. Ausschuss-Vorsitzender für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal im Wiener Gemeinderat. Österreichweit nehmen 187 Großküchenstandorte teil.

(S E R V I C E - www.nixübrig.at - https://united-against-waste.at/ - www.wenigermist.at )

ribbon Zusammenfassung
  • Fast ein Drittel der Essensmenge, die in den heimischen Spitälern serviert wird, landet in der Tonne.
  • Laut Berechnung der Initiative United Againts Waste entstehen so pro Jahr rund 20.000 Tonnen Lebensmittelabfall, was einem Warenwert von über 100 Millionen Euro entspricht.
  • Der Verlustgrad sei in Speising von 2018 auf 2022 um ein Viertel reduziert worden.
  • Ausschuss-Vorsitzender für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal im Wiener Gemeinderat.