Veranstalter der EuroGames Vienna 2024 ziehen Erfolgsbilanz
Marchl hob im Gespräch mit der APA besonders hervor, dass aus dem ost- und südosteuropäischen Raum, wo LGBTIQ-Rechte noch immer nicht ausgeprägt sind oder gar wieder beschnitten werden, weit mehr als 200 Teilnehmende anreisten, um sich in Wien mit anderen Sportbegeisterten aus der LGBTIQ+-Community zu messen: "Das war schon ein Beweggrund bei unserer Bewerbung, dass wir nach Mittel- und Osteuropa und Richtung Westbalkan ausstrahlen wollen." Mit Hilfe der österreichischen Botschaften und Kulturforen habe man in Prag, Warschau, Budapest und Bratislava für die EuroGames in Wien geworben. Am Ende nahmen 84 Sportlerinnen und Sportler aus Polen und jeweils mehr als drei Dutzend aus Tschechien, Ungarn und der Slowakei teil. Je eine Handvoll kamen sogar aus Russland und der Ukraine. Über ein eigens ins Leben gerufenes Outreach-Programm wurden sechs reine Frauen-Teams aus Polen und Rumänien nach Wien geholt: die Iron Women, die Power Ladies und Bilitis traten im Fußball an, das Digi Team im Volleyball, Laski und das Team Poznan jeweils im Basketball. "Darauf sind wir stolz", sagte Marchl, der gemeinsam mit Maria Schinko die Spitze des 15-köpfigen Organisationsteams bildete.
Die internationale Komponente der EuroGames Vienna 2024 belegt die Liste der teilnehmenden Nationen. Darauf fanden sich Sportbegeisterte aus Korea, Neuseeland, Brasilien, Südafrika, den USA und Kanada. In 31 verschiedenen Sportarten traten auch Teams aus Thailand, Israel, Mexiko und Südafrika an. Das Roller Derby-Turnier, das erstmals bei den EuroGames ausgetragen wurde, gewann Spanien. Insgesamt waren 90 Nationen und 180 Teams, davon über 50 reine Frauen-Teams bei den EuroGames Vienna 2024 vertreten.
Im Volleyball ging mit 58 Teams das größte LGBTIQ+-Turnier über die Bühne, das es in Österreich je gegeben hat. Bei den männlich identifizierten Teams gewannen in drei von vier Kategorien Mannschaften aus Thailand und Mexiko, in der Kategorie weiblich identifiziert/nonbinär das Digi Team aus Polen. In der Wiener Stadthalle traten 502 Schwimmerinnen, Schwimmer und nonbinäre Personen aus 22 Ländern an. Bei dem vom LGBTIQ+-Schwimmverein Kraulquappen und dem SC Diana organisierten Masters-Turnier handelte es sich um das größte je in Österreich abgehaltene Schwimmturnier für Wettkämpfende über 25 Jahren. Der britische Schwimmverein Out to Swim aus London holte dabei die meisten Medaillen vor dem heimischen SC Diana/Kraulquappen. Am Schwimmen nahmen auch etliche Athletinnen und Athleten teil, die nicht aus der LGBTIQ+-Community kommen. "Es ist wirklich beeindruckend für mich als etwas 'Außenstehender', wie Sport verbinden kann. Ich habe so stark gegenseitiges Verständnis, Empathie und Offenheit erlebt. Gerade solche Ereignisse fördern sehr stark die gegenseitige Toleranz und helfen Vorurteile abzubauen", äußerte sich einer von ihnen nach dem Event.
Neben dem Schwimmen waren auch in anderen Sportarten queere Vereine aus Österreich am Start. Neben Aufschlag Wien, Österreichs größtem Sportverein für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Intergeschlechtliche und Queere, waren der SV Die Gaynialen und der FC Ballaver Graz im Fußball vertreten, die Vienna Roller Derby im Roller Derby und Vienna's Queer Melange sowie der VC BallAs Athene jeweils im Volleyball.
"Wir haben mit den EuroGames Vienna 2024 einiges bewegt", zeigte sich Co-Präsident Marchl überzeugt. Durch die Zusammenarbeit mit etlichen Sportvereinen und Verbänden, ohne die das LGBTIQ+-Event nicht zu bewerkstelligen gewesen wäre, sei bei diesen ein Bewusstsein dafür entstanden bzw. geschärft worden, dass es für LGBTIQ+-Sportbegeisterte diskriminierungsfreie, sichere Räume brauche. Dass etliche Teilnehmende während der viertägigen Veranstaltung in EuroGames-T-Shirts und damit deutlich sichtbar im öffentlichen Raum auftraten, sollte außerdem der Wiener Bevölkerung gezeigt haben, wie divers der Sport ist und wie viele nicht auf den ersten Blick erkennbare Menschen aus der LGBTIQ+-Community Sport betreiben, meinte Marchl.
"An den letzten vier Tagen hatten wir die Möglichkeit, an einer enormen Bandbreite an Sportbewerben und Side Events teilzunehmen. Wir haben die Diversität unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer und die Diversität des Sports gefeiert und die traditionellen geschlechterbinären und heteronormativen Strukturen herausgefordert und sogar überwunden", ergänzte Maria Schinko, Co-Präsidentin der EuroGames Vienna 2024. Die EuroGames Vienna hätten "gezeigt, wie wir alle gemeinsam ein inklusives, faires und respektvollen Sportumfeld geschaffen haben. Außerdem waren die EuroGames erneut in der Lage, der Sportcommunity die queere Welt und der queeren Community die Sportwelt näher zu bringen".
Neben dem vielfältigen Sportprogramm wurde im EuroGames Village am Karlsplatz ein tägliches Bühnenprogramm mit DJ-sets, Konzerten und Drag Shows angeboten. Höhepunkte waren Auftritte von Conchita Wurst und Clara Luzia. Darüber hinaus wurden Kinoabende, Stadt- und Museumsführungen, Schnuppertrainings, Workshops, Yoga-Sessions und geführte Wanderungen in der Umgebung von Wien durchgeführt. Begleitet wurden die EuroGames Vienna von einer vom Sportministerium mitinitiierten Sportkonferenz, die unter dem Motto "Out in Sport: Wie Sport verbindet und nicht spaltet" im Haus des Sports abgehalten wurde.
Beeindruckt von den EuroGames Vienna 2024 zeigte sich Hugh Torrance, Vorstandsmitglied der European Gay & Lesbian Sports Federation (EGLSF). "Jedes Jahr besuchen wir die Austragungsorte der EuroGames in verschiedenen Ländern. Die diesjährigen EuroGames in Wien waren die größten der letzten zehn Jahre. Besonders erfreulich war die hohe Anzahl von Teilnehmenden aus Osteuropa. Das Organisationsteam hat eine fantastische, inklusive Veranstaltung organisiert. Die Stadt Wien und ihre LGBTIQ+-Sportgemeinschaft haben uns eine wunderbare Zeit bereitet", hielt er in einem der APA übermittelten Statement fest.
Die nächsten EuroGames finden im Juli 2025 in Lyon in Frankreich statt. Einen eigenen Schwerpunkt wird es dann für Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung geben. 2026 pausieren die EuroGames, weil in diesem Jahr in Spanien die weltweiten GayGames gastieren, die in Valencia ausgetragen werden. Den Zuschlag für die EuroGames 2027 hat die walisische Hauptstadt Cardiff bekommen.
Zusammenfassung
- Die EuroGames Vienna 2024 endeten mit 4.000 Teilnehmenden, deutlich mehr als bei vorherigen Veranstaltungen.
- Über 200 Teilnehmende kamen aus ost- und südosteuropäischen Ländern, wo LGBTIQ-Rechte weniger ausgeprägt sind.
- Sportler aus 90 Nationen und 180 Teams, darunter über 50 reine Frauen-Teams, nahmen an den EuroGames teil.
- Das größte LGBTIQ+-Volleyballturnier in Österreich fand mit 58 Teams statt.
- 502 Schwimmerinnen, Schwimmer und nonbinäre Personen aus 22 Ländern nahmen am größten je in Österreich abgehaltenen Schwimmturnier für über 25-Jährige teil.