Umfrage
Mehrheit sieht NS-Zeit negativ, doch Opfermythos hält sich
Gleichzeitig ist mehr als ein Viertel der Befragten (800 Wahlberechtigte, Schwankungsbreite +/- 3,5 Prozentpunkte) weiter der Meinung, Österreich sei das erste Opfer der Nationalsozialisten gewesen. Vier von zehn finden, es sollte ein Schlussstrich unter die Beschäftigung mit der NS-Zeit gezogen werden.
Im Langzeitvergleich hat sich die Bewertung des Nationalsozialismus in Österreich deutlich verschoben. Sahen 1987 in einer Studie zum Österreichbewusstsein von GfK Austria noch 47 Prozent sowohl gute als auch schlechte Seiten, sind es nunmehr 15 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil derer, die nur schlechte Seiten sehen, von 15 auf 33 Prozent gestiegen. Größtenteils schlechte Seiten sehen 35 Prozent (gegenüber 31).
Besondere Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus
Gleichzeitig sehen die Hälfte der Umfrageteilnehmer auf jeden Fall bzw. eher die Gefahr, dass sich die Geschichte in Österreich wiederholen könnte. Fast zwei Drittel finden, dass Österreich (eher) eine besondere Verantwortung im Kampf gegen Antisemitismus hat. Das Verbotsgesetz wird von drei Viertel der Befragten befürwortet und nur acht Prozent stimmen (eher) zu, dass die NS-Verbrechen in der Geschichte übertrieben dargestellt seien.
Ein Drittel vergleicht NS-Politik mit jener Israels
Doch "Österreichs Opfermythos hält sich hartnäckig", relativiert Studienautor Peter Hajek diese Ergebnisse. 43 Prozent gaben zwar an, dass Österreich im Nationalsozialismus Täter war und viele Österreicher an den NS-Verbrechen beteiligt waren.
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28 Prozent sehen das Land jedoch weiterhin als erstes Opfer. 39 Prozent stimmen der Aussage (eher) zu, wonach "endlich ein Schlussstrich unter die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus gezogen werden" sollte.
37 Prozent der Befragten finden außerdem (eher), dass die Politik Israels gegenüber den Palästinensern mit jener der Nazis gegenüber den Juden vergleichbar ist.
Statistisch auffällig ist in der Umfrage laut Hajek die Wählerschaft der FPÖ: Vier von zehn Blauen sprechen sich demnach gegen eine Beibehaltung des Verbotsgesetzes aus, rund die Hälfte sieht in Bezug auf die NS-Zeit keine besondere Verantwortung Österreichs.
Zusammenfassung
- Für die Mehrheit der Österreicher hatte der Nationalsozialismus laut einer Online-Umfrage von Unique Research für den "Pragmaticus" fast ausschließlich negative Seiten.
- Gleichzeitig ist mehr als ein Viertel der Befragten (800 Wahlberechtigte, Schwankungsbreite +/- 3,5 Prozentpunkte) weiter der Meinung, Österreich sei das erste Opfer der Nationalsozialisten gewesen.
- Vier von zehn finden, es sollte ein Schlussstrich unter die Beschäftigung mit der NS-Zeit gezogen werden.