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Tiroler ÖAK-Chef: Regierung hat bei Impfstoff nur "ans Sparen gedacht"

Der Tiroler Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger holt zu einem Rundumschlag gegen das Corona-Management der Regierung aus. Sie habe bei der Impfstoffbeschaffung an der falschen Stelle gespart und schüre mit ihren Aussagen für Verunsicherung.

Tirols Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger hat scharfe Kritik am Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung geübt. Einerseits hätte man "eigentlich erwarten können", dass es Österreich - wie andere Länder - schaffe, ausreichend Impfstoff zumindest für die ersten Monate zu organisieren, sagte Wechselberger im "APA"-Interview. 

Hart ins Gericht ging der langjährige Tiroler Kammerchef und frühere Bundesärztekammerpräsident auch mit der österreichischen Impfstoffbeschaffung. "Gesundheitswesen ist nationale Kompetenz und eine prioritäre Aufgabe des Staates. Das ist der österreichische Reflex, nationale Probleme der Europäischen Union in die Schuhe zu schieben", kritisierte Wechselberger. Man hätte zumindest parallel Verträge mit Impfstoffherstellern abschließen, Geld in die Hand nehmen und "vorausfinanzieren" müssen - "zumindest um die ersten Monate zu überbrücken".

"Es wäre ein Klacks gewesen, ausreichend Impfstoff einzukaufen"

Wechselberger zur Impfstoffbeschaffung der Regierung

"Und es ist auch überhaupt nicht einzusehen, warum man bei der Impfstoffbeschaffung offenbar ans Sparen gedacht hat", so Wechselberger. Allein wenn man bedenke, was "ein Tag Lockdown" koste. Und hier gehe es nicht nur um die wirtschaftlichen Kosten, sondern um die "gesellschaftlichen Kosten" - inklusive der sozialen und auch gesundheitlichen Kollateralschäden.

"Es wäre ein Klacks gewesen, ausreichend Impfstoff einzukaufen", betonte der Ärztekammerpräsident und verwies auf Länder wie Israel, die USA, Großbritannien und andere. Man hätte sich einfach nicht zu hundert Prozent auf die EU verlassen dürfen.

Regierung betreibt reine "Ankündigungspolitik

Generell kritisierte Wechselberger die oftmalige reine "Ankündigungspolitik" der Bundesregierung. Verordnungen würden zunächst angekündigt - ohne Details und Inhalt. "Es wird die Absicht präsentiert, als ob es sich dabei um ein Faktum handelt". Fakten und die notwendige Evidenz für Maßnahmen vermisste der Experte oft auch bei den nunmehrigen Lockdown-Entscheidungen.

Er könne zunehmende Müdigkeit und Unmut der Menschen und die Sehnsucht nach dem normalen Leben durchaus verstehen. Es sei eine Grenze erreicht. Warum man etwa die Gastronomie komplett geschlossen halte, verstehe er nicht. Dies betreffe etwa auch den Bereich des Freizeitsports, so Wechselberger, und nannte das Beispiel Tennis, wo man "genügend Abstand" zueinander habe. Der Ärztekammerpräsident mahnte jedenfalls mehr Differenzierung ein.

Wechselberger will Fakten von Kurz

Kurz hatte im Zuge der Ankündigung der Ausreisetestkontrollen für Tirol gemeint, dass die südafrikanische Variante insofern eine Herausforderung darstelle, weil der Impfstoff von AstraZeneca bei ihr möglicherweise eine geringere Wirkung zeige. "Was soll ich mit so einem Satz? Der ist dazu geeignet, Verunsicherung zu erzeugen und einen guten Impfstoff in Diskredit zu bringen. Ein Satz ohne nachvollziehbaren Inhalt". Sich mit solchen Aussagen hinzustellen, sei "der Sache nicht dienlich". Damit öffne man Spekulationen Tür und Tor, anstatt zu sagen: "Wir untersuchen das, nehmen Warnungen ernst und wenden uns an die Öffentlichkeit, sobald wir valide Daten haben"..

"Wo sind denn die belastbaren Fakten?", fragte Wechselberger in Bezug auf AstraZeneca. Dabei biete der Impfstoff große "epidemiologische Vorteile", sei etwa leichter lagerbar, nicht so erschütterungsempfindlich, müsse erst nach zwölf Wochen aufgefrischt werden und habe geringere Nebenwirkungen. Außerdem verhindere er schwere Verläufe und Todesfälle. "Und darum sollte es ja ausschließlich gehen: Todesrate und Krankenhausaufenthalte bzw. Überlastung der Krankenhauskapazitäten", so Wechselberger. Nur diese beiden Parameter könnten einem normalen Leben entgegenstehen.

ribbon Zusammenfassung
  • Tirols Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger hat scharfe Kritik am Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung geübt.
  • Einerseits hätte man "eigentlich erwarten können", dass es Österreich - wie andere Länder - schaffe, ausreichend Impfstoff zumindest für die ersten Monate zu organisieren, sagte Wechselberger im APA-Interview.
  • Allein wenn man bedenke, was "ein Tag Lockdown" koste.
  • Nur das Impfen könne die Pandemie beenden.