Theater, Opern, Konzerthäuser und Kinos bleiben geschlossen
In zwei Wochen möchte sich die Bundesregierung abermals über das weitere Vorgehen akkordieren, er gehe jedoch von weiteren Öffnungsschritten erst "rund um Ostern" aus, so Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Der Vizerektor der MedUni Wien, Oswald Wagner, sprach bei der Pressekonferenz von möglichen ersten Öffnungsschritten "besonders im Kultursektor": "Die Menschen werden wieder ins Kino, ins Theater, in die Oper gehen wollen."
"Natürlich ist die Verlängerung des Lockdowns im Veranstaltungsbereich keine gute Nachricht für die Kulturbranche in Österreich", konstatierte Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) in einer Reaktion. Immerhin hätten die Kulturbetriebe aber jetzt bis Ostern Gewissheit. "Ich weiß, dass die Kulturinstitutionen in Österreich bereit wären, aufzusperren, dass es viele fertig geprobte Produktionen gibt, die auf ihr Publikum warten, und dass sich alle im Kulturbereich vorbildlich an die gesundheitspolitischen Vorgaben halten", konzedierte Mayer, aber: "Leider lässt die Gesamtsituation derzeit dennoch keine Öffnung zu. Ich hoffe, dass sich die Situation so entwickelt, dass wir möglichst bald weitere Schritte setzen können."
Entsprechend fielen erste Reaktionen aus der Kulturszene aus. Als "mehr als zermürbend" bezeichnete Johannes Reitmeier, Intendant des Tiroler Landestheaters, die Situation. Bis dato gebe es seitens der Politik allenfalls Vertröstungen, aber keinerlei realistische Perspektiven für die gesamte Branche. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass nach dem Öffnen des Handels und der körpernahen Dienstleister die Infektionszahlen im Land zumindest nicht fallen werden. Wenn als Konsequenz dessen Theater und Konzertsäle weiterhin dicht bleiben müssen, wäre das ein fatales Signal", betonte Reitmeier. Er frage sich, welchen Sinn die letztendlich erzielte Einigung für das Zugangstesten zu den Vorstellungen dann gehabt haben soll, so der Intendant. "Wenn Gastronomie und Hotellerie mit Einschränkungen geöffnet werden, muss die Kultur unter Berücksichtigung ihrer Präventionskonzepte mit von der Partie sein. Für alles andere fehlt mir das Verständnis", forderte Reitmeier.
"Natürlich wünschen wir uns alle, sobald wie möglich wieder vor Publikum - wir vermissen uns gegenseitig schmerzlich - spielen zu können", so die Grazer Opern-Intendantin Nora Schmid gegenüber der APA: "Dennoch habe ich zum jetzigen Zeitpunkt keine andere Entscheidung erwartet. Die Durststrecke nutzen wir weiterhin für ausgewählte Aufnahme- und Streamingprojekte. Wir haben vergangene Woche Weinbergs Oper 'Die Passagierin' in Bild und Ton festgehalten. Das nächste Projekt gilt Brittens 'Young Person's Guide to the Orchestra', um auch weiterhin Programm für unsere jungen Besucherinnen und Besucher anbieten zu können. Ich hoffe sehr, dass wir ab Frühjahr unsere bereits einstudierten Produktionen, wie u.a. 'Madama Butterfly', 'Die verkaufte Braut' und T'an(z)Go!' für und vor Publikum aufführen zu können."
Auch die Intendantin des Landestheaters Niederösterreich, Marie Rötzer, zeigte sich gegenüber der APA "sehr frustriert": "Wir sind im Stillstand, in der Warteschleife." Das Prinzip der gesellschaftlichen Balance werde derzeit auch auf dem Rücken von Kultur und Gastronomie ausgetragen. "Dabei haben unsere Präventionskonzepte sehr gut funktioniert." Glücklicherweise dürfe man zumindest weiter proben, sodass man einige fast fertige Produktionen "in der Gefriertruhe" habe. Andere, wie etwa "Der Zauberberg" oder "Talisman" habe man bereits in die kommende Saison verschieben müssen. Die IntendantInnengruppe der Bundesländer-Bühnen hat sich just heute Nachmittag wieder zum Austausch getroffen. Dabei habe Einigkeit geherrscht, dass die Theater Planungssicherheit benötigten, so Rötzer. Zumindest vierwöchiger Vorlauf sei für die meisten großen Bühnen zum Wieder-Hochfahren des Betriebs nötig.
Im Wiener Rabenhof hatte man kürzlich als Protest satirisch das "Ski-Resort Erdberger Alpen" ausgerufen, um öffnen zu können, eine Aktion, die in der Tourismusbranche nicht nur Schmunzeln ausgelöst haben soll, wie Direktor Thomas Gratzer erzählte. "Wir wären bereit. Leider haben wir keinen Schnee", so Gratzer zur aktuellen Lage. "Jetzt geht uns aber bald auch noch der Schmäh aus." Sollte das Theater in Wien-Erdberg nach Ostern aber wieder aufsperren können, werde es in dieser Saison dennoch die eine oder andere Premiere geben. Viel Projekte seien jedoch bereits auf die kommende Saison verschoben worden.
Stephan Pauly, Intendant des Wiener Musikvereins, zeigte sich ob der Lage etwas geknickt gegenüber der APA: "Wir verstehen die notwendigen Maßnahmen, sind aber zugleich traurig, dass bis Ostern keine Konzerte stattfinden können. Was die Kultur danach braucht, sind Perspektiven der Politik, wie die Kultur wirtschaftlich vertretbar wieder öffnen kann." Was Kernelemente dieser Perspektive sein müssen, steht für den Kulturmanager fest: "Unsere bewährten Präventionskonzepte, und prozentual festgelegte maximale Besucherzahlen, die die Eigenheiten der sehr unterschiedlichen Häuser berücksichtigen."
"Ein baldiges weiteres schrittweises Aufsperren ist unerlässlich", forderte indes die IG Autorinnen Autoren. "Außer Vertröstungen auf unbestimmte Zeit und Verschiebungen von Entscheidungen hat die Politik dem Kulturveranstaltungsbetrieb derzeit nicht viel zu bieten", beklagte Geschäftsführer Gerhard Ruiss in einer Aussendung: "Es nützt niemandem, wenn sich Kunst- und Kultur-Aktivitäten in ständigen Umplanungen, im Dauerprobebetriebsmodus und Streaming erschöpfen."
Zusammenfassung
- Während die Museen, Archive und Bibliotheken analog zum Einzelhandel bereits seit dem 8. Februar wieder geöffnet haben, wird es für Theater, Konzert- und Opernhäuser und Kinos bis Ostern bei der Schließung bleiben.
- Der Vizerektor der MedUni Wien, Oswald Wagner, sprach bei der Pressekonferenz von möglichen ersten Öffnungsschritten "besonders im Kultursektor": "Die Menschen werden wieder ins Kino, ins Theater, in die Oper gehen wollen."