Studie: So lange ist Lebenslang in Österreich
Lebenslang ist offenbar nicht ein Leben lang: Zu dem Schluss sind Forscher der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) gekommen.
Sie haben in ihrer Studie herausgefunden, dass Insassen mit einer lebenslänglichen Haftstrafe durchschnittlich 21 Jahre im Gefängnis sind.
Bei der Entscheidung des Gerichts über die bedingte Entlassung komme Staatsanwaltschaften ein sehr großer Einfluss zu im Vergleich zu Stellungnahmen aus Justizanstalten und Sachverständigengutachten, kritisierten die Studienautoren.
Hier einige Fakten aus der Studie:
- Derzeit sind rund 150 Österreicher:innen zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden.
- 96 Prozent der Verurteilten sind Männer.
- 99 Prozent sitzen wegen Mord.
- Jährlich erhalten ungefähr zehn Personen das Urteil "Lebenslänglich".
- Nach 15 Jahren Verbüßungsdauer kann eine bedingte Haft beantragt werden. Zunächst wird diese durch die Behörde geprüft, später kann auch der Gefangene Anträge stellen.
- Die Chancen, dass das Gericht eine Entlassung bewilligt, stehen bei rund 20 Prozent. Wird die Entlassung genehmigt, befinden sich die Verurteilten etwa zehn Jahre lang in einer Probezeit. Dort kann es auch zusätzliche Auflagen geben, wie etwa Alkoholverbote oder verpflichtende Psychotherapie.
- Nach etwa 20 Jahren nach dem Strafantritt befinden sich noch 56 Prozent der Inhaftierten im Gefängnis. Die besten Chancen auf Freilassung hat man zwischen dem 17. und dem 23. Inhaftierungsjahr.
- Sexualmörder und Vorbestrafte werden seltener bzw. später freigelassen.
140 Akten untersucht
Für die Studie wurden 140 Akten zu lebenslanger Haft Verurteilter untersucht. Im Schnitt kamen auf eine Person aus den 140 Akten fünf Entlassungsverfahren, sodass insgesamt rund 700 gerichtliche Entscheidungen untersucht wurden. Die Daten seien bereinigt, etwa um in Haft Verstorbene und ins Ausland Verbrachte.
Zusammenfassung
- Wer in Österreich eine lebenslange Haftstrafe bekommt, sitzt durchschnittlich 21 Jahre im Gefängnis.
- Eine aktuelle Studie der Uni Linz hat erforscht, was es bedeutet, in Österreich zu Lebenslänglich verurteilt zu werden.