APA/GEORG HOCHMUTH

"Systemsprenger"

Anzeigen verdoppelt: Täter immer öfter unter 14 Jahren

14. Apr. 2025 · Lesedauer 3 min

Bei der Präsentation der polizeilichen Anzeigenstatistik hatte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) vor allem die Jugendkriminalität als "Sorgenkind" bezeichnet. Seit 2020 hatten sich die Anzeigen von 10- bis 14-Jährigen nahezu verdoppelt. Karner forderte daher einmal mehr den Stopp des Familiennachzugs und sprach sich auch für "Zwangsaufenthalte" aus.

Zuletzt hatten sich die Schlagzeilen über Minderjährige, teils unmündige Minderjährige, die straffällig wurden, überschlagen. Auch bei der Präsentation der polizeilichen Anzeigenstatistik 2024 rückten jene, sogenannte "Systemsprenger", in den Fokus. 

Denn die Anzeigen der 10- bis 14-Jährigen hatten sich in den letzten fünf Jahren nahezu verdoppelt. 2024 gab es hier rund 12.000 Anzeigen

Diese "Systemsprenger" begehen vermehrt Einbruchsdiebstähle. Man wolle keine "Pauschalkritik" an Jugendlichen verüben, versicherte Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamtes, bei der Präsentation der Statistik am Montag. Es handle sich allerdings um eine kleine Gruppe von "hochaktiven Tätern". 

150 Straftaten würden diese "Systemsprenger" im Monat pro Person begehen, ordnete Dieter Csefan, Leiter der Einsatzgruppe Jugendkriminalität, ein. Er nannte zum Vergleich etwa drei Burschen, die für über 3.000 Straftaten 2024 in Wien verantwortlich waren. 

Der Großteil der Straftaten wurde von österreichischen Staatsbürger:innen begangen. Auf Platz zwei liegen die syrischen Staatsbürger. Anzeigen mit syrischen Tatverdächtigen haben sich von 2020 mit 150 auf rund 1.000 im vergangenen Jahr praktisch verzehnfacht.

Karner forderte Stopp von Familiennachzug 

Vor dem Hintergrund dessen plädierte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) erneut für den Stopp des Familiennachzugs. "Diese Taten sind zum Großteil auf syrische Jugendliche zurückzuführen. 90 Prozent der über den Familiennachzug nach Österreich gekommenen Menschen waren syrische Staatsbürger", hielt er fest. Man wolle noch nächste Woche den Stopp des Familiennachzug im Innenausschuss und Parlament beraten, so Karner. 

Diese Maßnahme sei der erste Schritt zur Bekämpfung des "Sorgenkinds" Jugendkriminalität. Die Wiener NEOS hatten am Montag auch sozialpädagogische Einrichtungen für auffällige strafunmündige Minderjährige gefordert - mit der Möglichkeit eines "Zwangsaufenthalts" bei besonders problematischen Entwicklungen. 

Karner hatte sich am Montag bei der Pressekonferenz ebenso dafür ausgesprochen. Diese Maßnahme stehe auch im Regierungsprogramm. Zur Bekämpfung der Jugendkriminalität sollen "spezialisierte sozialpädagogische Wohngemeinschaften der Kinder- und Jugendhilfe mit der Option eng befristeter Formen von Zwangsaufenthalt mit Überprüfung der Freiheitsbeschränkungen durch Pflegschaftsrichter:innen geschaffen werden", hießt es im Arbeitsprogramm von ÖVP, SPÖ und NEOS.

Der Polizei seien bei strafunmündigen Minderjährigen immerhin die Hände gebunden. 

Über 500.000 Anzeigen 2024 

534.293 Anzeigen wurde im Vorjahr insgesamt von der Polizei erstattet, zeigte die am Montag präsentierte polizeiliche Anzeigenstatistik. Die "Gesamtkriminalität" stieg im Vergleich zu 2023 um 1,2 Prozent. Die Aufklärungsquote konnte allerdings auf 52,9 Prozent gesteigert werden. 

Von jenen stammen die meisten aus Rumänien, Deutschland und Syrien. Vor allem bei den syrischen Tatverdächtigen habe man einen Anstieg verzeichnet. 

Die Internetkriminalität hat sich 2024 auf einem hohen Niveau eingependelt, während die Eigentumsdelikte zugenommen haben. Zwar gab es laut Karner einen Rückgang bei Einbrüchen im Wohnraum, allerdings einen deutlichen Anstieg bei Einbruchsdiebstählen in Pkw und Automaten um 25 Prozent.

Die Kriminalitätsstatistik, die jedes Jahr veröffentlicht wird, gelte als "Richtschnur bzw. Handlauf" für die Arbeit der Polizei, sagte Karner. Daraus lassen sich aktuelle Trends und Entwicklungen sowie Steigerungen, Rückgänge und Auffälligkeiten in den einzelnen Bereichen ableiten.

Video: Jugendliche Autodiebe in Wien

Zusammenfassung
  • Bei der Präsentation der polizeilichen Anzeigenstatistik hatte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) vor allem die Jugendkriminalität als "Sorgenkind" bezeichnet.
  • Seit 2020 hatten sich die Anzeigen von 10- bis 14-Jährigen nahezu verdoppelt.
  • Karner forderte daher einmal mehr den Stopp des Familiennachzugs und sprach sich auch für "Zwangsaufenthalte" aus.