Sexuelle Gewalt: Wie Eltern und Freunde helfen können

Opfer sexueller Gewalt kämpfen oft mit Schamgefühlen und Angst. Vielen fällt es schwer, über das Geschehene zu sprechen. Christina Piriwe, Beraterin bei "Rat auf Draht", erklärt, wie Eltern und Freunde mit Betroffenen und der Situation umgehen können.

Am Donnerstag wurde bekannt, dass ein 12-jähriges Mädchen von 17 Burschen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren in Wien über Monate missbraucht wurde.

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Scham, Angst und Sorgen

Das Mädchen soll sich lange nicht getraut haben, Hilfe zu suchen. Bei Opfern sexueller Gewalt sei das leider nicht unüblich, sagt Christine Piriwe, Beraterin bei "Rat auf Draht" im PULS 24-Interview. 

Betroffene würden eine extreme Scham, aber auch Angst und Sorge empfinden, meint Piriwe. Da solchen Fällen eigene Grenzen "massiv" überschritten wurden, müssten Betroffene erst einmal großen Mut fassen, um mit jemandem darüber sprechen zu können und "das Unaussprechliche" zu offenbaren.

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Wie sollten Eltern reagieren?

Was können Eltern tun, um ihrem Kind ein Gefühl von Sicherheit zu geben? Wenn sich das Kind den Eltern öffnet, sei es wichtig, das Ausgesprochene zu respektieren, da zu sein und "gemeinsam schwere Gefühle auszuhalten". Wichtig sei auch, den Betroffenen Zeit zu lassen und sie das erzählen zu lassen, was sie bereit sind zu erzählen.

Eltern würden oft aus der Wut heraus handelt, was verständlich sei. Trotzdem seien hier "Warten und Ruhe" geboten, so Piriwe. Man müsse zuhören und bei Bedarf Unterstützung ins Boot holen, zum Beispiel in Form von psychologischer Betreuung.

Weitere Handlungsschritte sollten laut Piriwe in Ruhe besprochen werden. Dem Kind müsse vermittelt bzw. gesagt werden: "Alles ist jetzt in Ordnung, du bist komplett in Ordnung. Das was passiert ist, ist furchtbar. Aber wird sind jetzt da und unterstützen dich."

Anzeichen?

Jeder Mensch reagiert anders auf ein Trauma, so Piriwe. Viele Betroffene würden auch versuchen das Vorgefallene zu verstecken und versuchen, sich nichts anmerken zu lassen.

Trotzdem sollten Eltern im Allgemeinen auf Veränderungen bei ihren Kindern achten, zum Beispiel auf die Schlafhygiene. Wie geht das Kind mit Sozialkontakten um? Zieht es sich zurück? Außerdem sollte auf Anzeichen von Selbstverletzung, aber auch allgemeine Ängstlichkeit geachtet werden. Das könnten Anzeichen dafür sein, dass das Kind Hilfe benötigt.

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"Ich bin da für dich"

Sollten sich Betroffene Freunden anvertrauen, sollten auch diese sagen: "Ich bin da für dich", ein Gespräch anbieten und sie erzählen lassen. Wichtig sei auch hier, sich weitere Unterstützung zu holen, sollten sich die Freunde mit der Situation überfordert fühlen.

"Keine Vorwürfe machen, einfach hier sein", rät die "Rat auf Draht"-Beraterin.

Man sollte keinen Ekel zeigen und den Betroffenen vermitteln, dass man sie nun nicht anders als vorher sieht. 

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ribbon Zusammenfassung
  • Am Donnerstag wurde bekannt, dass ein 12-jähriges Mädchen von 17 Burschen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren in Wien über Monate missbraucht wurde.
  • Opfer sexueller Gewalt kämpfen oft mit Schamgefühlen und Angst.
  • Vielen fällt es schwer, über das Geschehene zu sprechen.
  • Christina Piriwe, Beraterin bei "Rat auf Draht", erklärt, wie Eltern und Freunde mit Betroffenen und der Situation umgehen können.