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Sepsis hat höhere Gefahr für Herzerkrankungen zur Folge

Eine überstandene Sepsis, eine lebensbedrohliche Komplikation bei verschiedenen Infektionskrankheiten, hat bei den betroffenen Personen noch für längere Zeit eine erhöhte Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfälle zur Folge. Die Gefahr sei "zwei bis dreimal so hoch" und bestehe bis zu fünf Jahre lang, sagte der Innsbrucker Infektiologe und Direktor der Uni-Klinik für Innere Medizin, Günter Weiss, im APA-Interview.

Dies seien Erkenntnisse, die man zunehmend herausfinde und die noch nicht in ausreichendem Maße bekannt seien, so Weiss. Durch die Sepsis, ein "entzündliches Ereignis" bzw. eine systemische Entzündung, sei das Immunsystem offenbar noch "über Jahre in Unordnung", es könne zu massiven Veränderungen im Gefäßsystem bzw. einer Schädigung der Herzkranzgefäße kommen - mit der erhöhten Gefahr etwa für Herzinfarkte oder Schlaganfälle. Das größere Risiko sei im Prinzip altersunabhängig, betonte der renommierte Mediziner, wenngleich es im höheren Alter logischerweise noch einmal verstärkt sei.

Die Sepsis gehört zu den größten Gesundheitsproblemen rund um den Globus. Rund 50 Millionen Sepsisfälle treten weltweit pro Jahr auf, elf Millionen Menschen sterben daran, darunter drei Millionen Kinder und Jugendliche. Eine Sepsis wird in erster Linie durch Bakterien und seltener auch durch Pilze ausgelöst, ihr geht zum überwiegenden Teil eine chronische Erkrankung bzw. Infektion der Lunge voraus. Betroffen sind vor allem sehr junge Menschen, Ältere und Immungeschwächte.

"Eine Sepsis tritt häufig auch nach Interventionen, Operationen, Unfällen und Therapien auf, weil die Patienten dann einfach noch geschwächter und anfälliger sind", erklärte Weiss. Sie entsteht dann, wenn sich die körpereigene Abwehrreaktion gegen eine Infektion gegen den eigenen Organismus wendet. Das kann zum septischen Schock, zum Multiorganversagen und zum Tod führen - insbesondere, wenn eine Sepsis nicht akut behandelt wird.

"Trotz moderner intensivmedizinischer Maßnahmen und auch neuer Antibiotika hat sich die Mortalitätsrate in den vergangenen 30 bis 40 Jahren nicht wesentlich geändert. Sie ist von 30 auf ein bisschen über 20 Prozent zurückgegangen und damit immer noch relativ hoch", verdeutlichte der Infektiologe. Ein entscheidender Faktor sei - neben dem generellen Gesundheitszustand der Betroffenen - vor allem die Frage, wie schnell die Patientinnen und Patienten die richtige Therapie bekommen. "Das kann die Wahrscheinlichkeit, daran zu versterben, um die Hälfte reduzieren", so Weiss.

Zum Beispiel gehe es darum, dass auch die richtigen Antibiotika eingesetzt werden. "Oft besteht der Fehlglaube, dass je breiter das verabreichte Antibiotikum ist, umso besser. Doch auch breite Antibiotika können dort eine Lücke aufweisen, wo gerade der Keim besteht. Deswegen ist es umso wichtiger, dass man möglichst gezielt behandelt - auf den wahrscheinlichsten Erreger - oder, bei Nachweis eines Erregers, das Therapeutikum mit der zu erwartenden besten Wirksamkeit verwendet. Nur dann hat man die höchste Wahrscheinlichkeit, dass man ebenjenen auch 'trifft", gab Weiss einen Einblick in die Praxis und die Notwenigkeit bestens geschulter und ausgebildeter Ärztinnen und Ärzte. Bei kaum einer anderen Erkrankung könne eine richtige Therapie so viel Effekt auf Überleben oder Nicht-Überleben haben wie bei der Sepsis.

ribbon Zusammenfassung
  • Eine überstandene Sepsis, eine lebensbedrohliche Komplikation bei verschiedenen Infektionskrankheiten, hat bei den betroffenen Personen noch für längere Zeit eine erhöhte Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Schlaganfälle zur Folge.
  • Dies seien Erkenntnisse, die man zunehmend herausfinde und die noch nicht in ausreichendem Maße bekannt seien, so Weiss.
  • Zum Beispiel gehe es darum, dass auch die richtigen Antibiotika eingesetzt werden.